Hamburg. Nach zwei Jahren produziert die Photovoltaikanlage auf dem Gelände endlich Strom. Aber grüner Wasserstoff kann nicht gespeichert werden.
Das energiereichste Element im Universum soll helfen, die Sternwarte in eine klimaneutrale Zukunft zu führen: Grüner Wasserstoff ist das Zauberwort, mit dem Direktor Prof. Dr. Robi Banerjee sein Institut und die auf dem Gelände untergebrachte Montessori-Schuleenergieautark machen will. Doch der Weg dahin ist lang und steinig, wie der Wissenschaftler und die Schul-Geschäftsführerin Christine Wulf-Ramm erfahren mussten.
„Seit fast zwei Jahren schon kämpfen wir darum, Solarstrom erzeugen und als grünen Wasserstoff auch speichern zu können. Und seit eineinhalb Jahren haben wir schon die Photovoltaik-Module auf unseren beiden Pavillon-Komplexen neben dem Lippert-Astrographen“, sagt Christine Wulf-Ramm. „Aber Strom ins Netz speisen können wir erst seit einer Woche“, berichtet sie von typischen Komplikationen, die jeder klimabewusste Hauseigentümer kennt, der heutzutage umrüsten will: „Der passende Gleichrichter war satte 18 Monate nicht zu kriegen. Aber am 22. Juni dann ist er endlich eingetroffen – aus Israel.“
Energiewende auf der Sternwarte braucht viel Geduld
Die knapp 100 Grundschüler der Montessori-Schule haben das Ereignis mit einem feierlichen Countdown und Luftsprüngen gewürdigt – schließlich waren die Themen Sonne, Klima und Wasserstoff fester Bestandteil ihres Unterrichts. Und sie fieberten dem Tag entgegen, an dem ihre Schule zumindest beim Strom endlich klimaneutral wird, also Licht, Beamer, die elektronischen Whiteboard-Tafeln und auch die Kaffeemaschine der Lehrerinnen ohne Umweltbelastung laufen.
Doch noch immer kann nichts gespeichert werden, bedauert Sternwarten-Direktor Banerjee: „Wir haben zwar schon längst zwei Elektrolyse-Geräte angeschafft, die Wasser mit dem Solarstrom in Wasserstoff und Sauerstoff aufspalten könnten. Auch ist unser altes Trafohäuschen auf dem Sternwartengelände leer geräumt, um die Geräte und die ebenfalls längst vorhandene Batterie an roten Gasflaschen zum Speichern des so hergestellten grünen Wasserstoffs aufzunehmen. Aber bis heute hat die Universität noch keine Fachfirma gefunden, die die kaum drei Meter kurze Schlauchverbindung zu einem akzeptablen Preis anschließt.“
Technik zum Speichern des Wasserstoffs ist vorhanden, nur ein Schlauch fehlt
Der Astrophysiker hofft nun, den Speicher zumindest bis zum Herbst endlich in Funktion bringen zu können – samt Rückumwandlung der im Wasserstoff gespeicherten Energie in Strom. Schließlich wäre auch damit das Ziel der komplett energieautarken Sternwarte noch nicht erreicht: „Was auf den Dächern der Montessori-Schule an Solarstrom entsteht, reicht für die Schule selbst, aber kaum für mehr“, rechnet Banerjee vor.
Um ausreichend Energie zu produzieren, will er das 600 Quadratmeter große Dach des Laborgebäudes der Sternwarte mit Fotovoltaik bestücken, „und auch die Planung unseres schon lange erhofften neuen Seminargebäudes ebenfalls um Sonnenkollektoren ergänzen“. Langfristig setzt Robi Banerjee nämlich darauf, neben dem Stromnetz der Sternwarte auch die Heizung umzustellen: „Heute haben wir eine Heizzentrale, die in einem separaten Gebäude untergebracht ist und mit Erdgas läuft. Nächster Schritt muss die Umstellung aller Gebäude der Sternwarte auf ein Heizsystem sein, das auf Strom aus erneuerbarer Energie setzt. Damit wird dann natürlich auch die Montessori-Schule beheizt.“
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Dass beide beim Thema Erneuerbare Energien seit zwei Jahren an einem Strang ziehen, ist ein großer Zufall: Die Schule hatte damals entschieden, unterstützt von Sponsoren wie der Buck-Stiftung und der Stiftung für Bergedorf, auf Photovoltaik umzurüsten. Gleichzeitig entschied die Sternwarte, ihr ferngesteuertes, vollautomatisches „Hamburg Robotic Telescop“ in der mexikanischen Wüste energieautark auszurüsten. Denn weil dort Stromausfälle zum Alltag gehören, wurden die Himmelsbeobachtungen regelmäßig unterbrochen. Die Tests dafür sollten in Bergedorf laufen.
„Daraus ist ein enges Miteinander in Sachen klimaneutraler Energie geworden“, freut sich Montessori-Chefin Christine Wulf-Ramm. „Und ohne diese Gemeinsamkeit hätten wir die lange Durststrecke bis zum ersten wirklich fließenden Solarstrom vielleicht auch nicht überstanden.“