Hamburg. Bergedorfs CMS-Chef Holger Schmidt verschickt offenen Brief an Kultursenator. Zehn Lehrer und 300 Schüler durch Dauerlockdown verloren.

Hoffnungsvolle Worte aus dem April 2020: „Uns droht die Insolvenz, aber wir werden das schon schaffen, wenn wir im Mai wieder öffnen können“, sagte Holger Schmidt damals. Inzwischen hat der Leiter der Bergedorfer CMS Musikschule zehn Lehrer und gut 300 Musikschüler verloren, steht ihm das Wasser bis zum Hals.

Außer anfänglich 15.000 Euro im ersten Lockdown habe er keinerlei Corona-Hilfen erhalten: „Sämtliche Ersparnisse gehen drauf und die Altersvorsorge. Soll ich mit 53 Jahren noch mal ganz von vorn anfangen?“, fragt er besorgt – und schrieb nun einen offenen Brief an Kultursenator Dr. Carsten Brosda (SPD).

Musikschulen klagen: Unterricht zulassen oder es drohen Insolvenzen

Warum dürfen Tattoostudios und Gartencenter öffnen, nicht aber außerschulische Bildungseinrichtungen? „Darüber möchten wir unser Unverständnis und unseren Unmut zum Ausdruck bringen“, heißt es in dem Papier, das 17 weitere Betreiber Hamburger Musikschulen unterschrieben haben, die eine „sofortige Öffnung aller Musikschulen“ verlangen, denn: „Unsere Schülerzahl hat sich innerhalb des letzten Jahres drastisch reduziert.“

Sorgen bereiten die „wirtschaftliche, kulturellen und sozialen Folgen“. Einerseits würden die Kinder und Jugendlichen die Motivation zum Üben verlieren, so Schmidt: „Fern- und Online-Unterricht sind keine Alternativen zum gemeinsamen Musizieren.“

Zwei Meter hohe Spuckschutzwände für den Gesangsunterricht

Zum anderen geht es bei ihm schlichtweg ans Eingemachte: Es fehle ein Viertel seines Einkommens – „und das bei 30.000 Euro an monatlichen Fixkosten, also Kredite, Leasingraten und Hypotheken“. Wenigstens aber können seine beiden Musikschulen in Schleswig-Holstein wieder öffnen: „In Lauenburg und Wohltorf kommen wieder Privatschüler, die im Moment besonders gern Klavier, Querflöte und Geige lernen.“

Auch die Bergedorfer Musikschule an der Kurt-A.-Körber-Chaussee würde er gern wieder öffnen. Schließlich stehen stets zwei Instrumente im Raum, könne Abstand eingehalten werden, gebe es zwei Meter hohe Spuckschutzwände für den Gesangsunterricht, so Schmidt: „Und wir können allein durch die Stundenpläne eine perfekte Nachvollziehbarkeit garantieren.“

Kulturbehörde will Corona-Verordnung „juristisch prüfen lassen“

Ob das wirklich gut funktionieren kann, will die Kulturbehörde nun abklopfen: „Man hat mir gesagt, man werde die Verordnung juristisch prüfen lassen“, sagt Holger Schmidt – der „zur Sicherheit“ auch Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) den offenen Brief der Musiklehrer schickte.