Bergedorf. Immer mehr Kündigungen, unklare Perspektive: Die temporäre Schließung der Schule sei „schmerzhaft“, sagt Leiter Holger Schmidt.

Wer ein Instrument erlernen will, braucht bekanntlich Geduld. Doch damit ist es derzeit nicht gut bestellt: „Bei uns sind schon etliche Kündigungen eingetrudelt, meist sogar aus Akademikerfamilien. Die wissen doch eigentlich, dass sie mit Kultur auch in die Zukunft investieren“, sagt Holger Schmidt. Der 52-Jährige leitet die 2007 an der Kurt-A.-Körber-Chaussee eröffnete CMS-Musikschule – und sorgt sich um seine 52 freiberuflich unterrichtenden Musiklehrer und die gut 1000 Musikschüler, die auch in den Filialen in Wohltorf und Lauenburg trompeten, flöten, zupfen und singen – bloß eben nicht zu Coronazeiten.

„Es ist schwer zu ertragen“

Dass ausgerechnet die Musikschulen nicht öffnen dürfen, stößt bei Holger Schmidt auf Unverständnis: „Es ist schwer zu ertragen, dass der Besuch eines Friseurs oder der Einkauf im Einzelhandel höher priorisiert werden als der Besuch einer Musikschule. Während sich Menschenmassen in den Einkaufsstraßen tummeln, ist bei uns eine 1:1-Betreuung möglich. “ Ebenso unverhältnismäßig sei die Entscheidung, dass die allgemeinbildenden Schulen nun langsam wieder öffnen, aber nicht die privaten Musikschulen – zumal obendrein ja die Kooperationen mit Kitas und Grundschulen gerade ausfallen.

Überleben dank Coronahilfen

Die Schließung sei derzeit „zwar schmerzhaft, aber nicht lebensbedrohlich“, meint Schmidt, der Coronahilfen bekam und damit nun Hausmeister- sowie Putzdienste bezahlt und die Mieten. Aber bei den Lehrenden wird die Situation eng, meint auch Prof. Martin Maria Krüger, der Präsident des Deutschen Musikrates: „Die freiberuflichen Musiklehrenden sichern einen Großteil des Instrumental- und Vokalunterrichts in unserem Land. Sie sind in den meisten Fällen sozial nicht oder nur rudimentär abgesichert und befinden sich mit ihrem Jahresbruttoeinkommen häufig in einer ohnehin schon als prekär zu bezeichnenden Beschäftigungssituation.“ Nun bedankt er sich bei der Kulturstaatsministerin für ihr „erfolgreiches Eintreten für die Kulturschaffenden“.

Unterricht per Skype

Bei der CMS Musikschule wird weiter über WhatsApp und Skype unterrichtet. Auch werden nach den Sommerferien Doppelstunden angeboten. Holger Schmidt ist hin- und hergerissen: „Uns droht die Insolvenz“, meint er und will doch optimistisch sein: „Wir werden das schon schaffen, wenn wir im Mai wieder öffnen können, gern mit großen Plexiglas-Stellwänden.“