Hamburg. VHH bekommen für weitere 95 Elektrobusse Geld vom Bund. Ehemaliger FDP-Politiker sagt in Bergedorf, was er von der Förderung hält.

Die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH) haben am Freitag einen weiteren Schritt gemacht, um die Busflotte auf emissionsfreie Antriebe umzurüsten. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (parteilos) war zum Betriebshof am Curslacker Neuen Deich in Bergedorf gereist, um offiziell 95 neue Elektrofahrzeuge der Firma Daimler Buses zu übergeben. Damit sind nun 277 Fahrzeuge, circa 33 Prozent der Flotte der VHH, emissionsfrei unterwegs. Bis zu den 2030er-Jahren möchten die VHH die Verbrenner abgeschafft haben – doch dieses Vorhaben können das Unternehmen und die Stadt Hamburg nicht allein stemmen.

Denn ein Elektrobus kostet derzeit bis zu 70 Prozent mehr als ein vergleichbares Dieselfahrzeug. Die Verbrenner gibt es schon für 350.000 Euro. Bisher schießt das Bundesverkehrsministerium ordentlich Geld zu, 58,4 Millionen Euro gingen an die VHH. Durch die Förderung kosten die neuen Busse nur noch 14 Prozent mehr. Doch zurzeit ist nicht klar, ob auch in Zukunft noch Geld aus Berlin fließen wird. Über das Jahr 2025 hinaus ist bis jetzt keine weitere Förderung geplant.

ÖPNV Hamburg: Verkehrsminister Volker Wissing würde E-Busse weiter fördern

Minister Volker Wissing machte in Bergedorf klar, dass er eine Unterstützung „auf hohem Niveau“ weiter für sinnvoll halte. Doch im Februar wird ein neuer Bundestag gewählt. Wer dann im Verkehrsministerium die Entscheidungen trifft, weiß niemand. „Ich würde künftigen Haushaltsführern empfehlen, diesen Weg weiterzuführen“, sagte Wissing auf Nachfrage der Bergedorfer Zeitung mit Blick auf die Förderung neuer E-Busse.

Das derzeitige Momentum müsse ausgenutzt werden – auch mit Blick auf die notwendige Transformation der deutschen Industrie. Till Oberwörder, CEO von Daimler Buses, machte in Bergedorf klar, dass sein Unternehmen ab 2030 ausschließlich auf E-Busse setzen werde. Damit die gewünschten emissionsfreien Transportmittel wettbewerbsfähig bleiben, sei staatliche Förderung unverzichtbar.

Bundesverkehrsminister Wissing übergibt E-Busflotte
Hamburgs Verkehrssenator Anjes Tjarks (links) und Bundesverkehrsminister Volker Wissing hoffen beide, dass die teuren E-Busse auch weiterhin gefördert werden. © DPA Images | Marcus Brandt

Hamburgs Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) will erst einmal die Bundestagswahl abwarten, bevor die weitere Strategie geplant werde. Die Tatsache, dass heimische Autohersteller wie Daimler Buses in Sachen Förderung ebenfalls Druck machen, stimmt den Hamburger Politiker optimistisch. Außerdem fordere auch die EU die Transformation. So müssen laut der Clean Vehicles Directive ab dem Jahr 2026 unter anderem 32,6 Prozent der neu angeschafften Fahrzeuge in Verkehrsbetrieben emissionsfrei sein.

Bis zu 1000 Elektrobusse bräuchten die VHH

„In Hamburg fahren knapp 30 Prozent aller rund 1900 Busse emissionsfrei. Das bedeutet eine Verzehnfachung zu 2020, als es knapp drei Prozent waren“, sagte Anjes Tjarks. In der unmittelbaren Zukunft soll das Wachstum rasant weitergehen. Vorerst werden weitere E-Fahrzeuge geliefert, die noch aus Bundesmitteln gefördert wurden. Die VHH planen schon im Januar mit weiteren Elektrobussen, die zur Flotte von 847 Fahrzeugen hinzustoßen und alte Dieselfahrzeuge ersetzen.

Das Unternehmen rechnet allerdings damit, dass in den 2030er-Jahren eher circa 1000 E-Busse für die VHH fahren müssten. Die Flotte soll in Zukunft schließlich weiter wachsen, um ein verbessertes Angebot für die Fahrgäste zu ermöglichen. Auch die Hamburger Hochbahn will die 1100 Busse des Unternehmens bis Anfang der 2030er-Jahre emissionsfrei fahren lassen. 530 Fahrzeuge sind schon geordert worden und sollen bis 2025 geliefert werden. Mit den bisherigen Bestellungen werden beide Verkehrsunternehmen ihre Ziele also nicht erreichen.

Bundesverkehrsminister Wissing übergibt E-Busflotte
Volker Wissing übergab die neuen Fahrzeuge der Firma Daimler. Die Gelenkvariante bietet Platz 126 Fahrgäste. © DPA Images | Marcus Brandt

Die 95 neuen Busse der VHH kommen aus der Serie eCitaro von Daimler Buses. Die VHH nehmen 47 neue Solobusse und 48 Gelenkbusse in Betrieb. Die kurze Variante kann 73 Passagiere transportieren, in der langen Version finden 126 Fahrgäste Platz. Till Oberwörder betonte bei der Präsentation die hohe Sicherheit durch elektronische Abbiege- und Bremsassistenten. Die Speicherkapazität der Fahrzeuge beträgt 490 Kilowattstunden bei den Solobussen und 580 Kilowattstunden bei den Gelenkversionen. Die Reichweite der Busse liegt damit bei circa 230 Kilometer.

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Volker Wissing und Anjes Tjarks warben in Bergedorf für die Busse mit Stromantrieb. „Sie sind nicht nur leiser und klimafreundlich, sondern bieten den Fahrgästen auch mehr Platz, Komfort und Barrierefreiheit“, sagte der Grünen-Senator. Laut VHH sparen die 95 am Freitag vorgestellten Busse in einem Jahr 7187 Tonnen CO2 ein. Das entsprich dem Energieverbrauch von 1300 durchschnittlichen Haushalten in einem Jahr.