Hamburg. Es bleibt beim Plan des Unternehmens, die Flotte bis 2030 elektrisch fahren zu lassen – auch wenn es erst mal kein Geld vom Bund gibt.

Vor zehn Jahren nahmen die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH) den ersten elektrischen Linienbus in Betrieb. Eine Dekade später sieht sich das Unternehmen mit Hauptsitz in Bergedorf auf einem guten Weg zum erklärten Ziel: Ab den 2030er-Jahren soll die gesamte Flotte des ÖPNV-Betriebs mit Strom fahren. Dafür ist allerdings ein finanzieller Kraftakt erforderlich.

Schließlich kosten E-Busse zur Zeit je nach Ausstattung noch 70 Prozent mehr als dieselbetriebene Fahrzeuge. „Aufgrund der Förderung durch den Bund haben wir beim Kauf von E-Bussen derzeit nur etwa 14 Prozent Mehrkosten“, erklärt Sprecherin Christina Sluga der Bergedorfer Zeitung. Für einen Verbrenner werden zirka 350.000 Euro fällig. Die Bundesregierung hat allerdings im Frühjahr verkündet, keine neuen Förderrunden für Elektrobusse aufzulegen. Die VHH halten daher derzeit die Augen nach weiteren Fördertöpfen offen, auch auf EU-Ebene.

ÖPNV Hamburg: Elektrobusse bei den VHH auf dem Vormarsch

Noch unter die Förderung des Bundes fallen die ersten 143 von 350 Elektrobussen, die von der VHH im Frühjahr 2023 bei Mercedes und MAN bestellt wurden. 90 dieser Busse sind bereits Teil der Flotte. Damit sind nach derzeitigem Stand 277 von mehr 800 Fahrzeugen elektrisch unterwegs. Weitere 53 Fahrzeuge aus dem Großauftrag sollen bis Ende Januar folgen. Für jedes neue Elektrofahrzeug wird jeweils ein Dieselbus ausgemustert, der zwischen 600.000 und 800.000 Kilometer auf dem Buckel hat. Die Verbrenner verkaufen die VHH auf dem Gebrauchtwagenmarkt.

Um die Flotte komplett zu elektrifizieren, werden sich die VHH sogar noch weiter strecken müssen. „Ausgehend von einem weiteren Ausbau des Linienangebots in Hamburg und den Umlandkreisen dürfte VHH.mobility eine Größe von rund 1000 Fahrzeugen erreichen“, beschreibt Christina Sluga das Fernziel. Der Großauftrag vom vergangenen Jahr wird also nicht die letzte Bestellung gewesen sein. Zurzeit kommen die Elektrobusse vor allem auf den Linien 2, 3, X3, 21, 29, 124, 130, 135, 186, 230, 235 und 281 zum Einsatz.

ÖPNV Hamburg: Ausbau der Infrastruktur ist für die VHH eine weitere Herausforderung

Die Infrastruktur für die neuen Antriebe muss ebenfalls ausgebaut werden. Als Nächstes sollen E-Höfe in Ahrensburg und Norderstedt fertig werden, danach in Schenefeld. 900 Ladepunkte sollen es am Ende im Verbreitungsgebiet der VHH sein, bis Ende 2025 sollen 320 davon in Betrieb sein. Der Ausbau der Ladeinfrastruktur ist Teil der grundlegenden Modernisierung der Höfe und Werkstätten, für die sich der Verkehrsbetrieb für das kommende Jahr ebenfalls um EU-Mittel bewirbt. Derzeit betreiben die VHH 17 Busbetriebshöfe in Hamburg und Schleswig-Holstein

elektrobusse
2014 fuhr die „Bergziege“ erstmals durch das Treppenviertel in Blankenese. © vhh.mobility | vhh.mobility

Als 2014 der erste Elektrobus publikumswirksam durch das Treppenviertel in Blankenese fuhr, gab es noch keine etablierte Ladeinfrastruktur der VHH. Damals tankte der Bus während der Pausen auf offener Strecke Strom und wurde nur nachts auf dem Betriebshof vollständig aufgeladen. Mittlerweile ist das Angebot so weit ausgebaut, dass kein Bus mehr auf offener Strecke an die Steckdose gehängt werden muss – auch weil die Technik mittlerweile Reichweiten von 200 bis 300 Kilometer ermöglicht. Allerdings sei es bis heute eine Herausforderung, die geeigneten Flächen für den Ausbau der Infrastruktur gemeinsam mit Städten und Kreisen zu identifizieren.

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VHH braucht wegen der neuen Elektrobusse viel mehr Personal

Die Elektrowende bei den VHH verlangt außerdem nach mehr Personal. Am Standort Bergedorf arbeiten mittlerweile 700 Menschen. Im Jahr 2017 waren es noch 400. Kfz-Mechatroniker brauchen mittlerweile das Know-how, die gewaltigen Akkus der Busse zu warten. Ingenieure und Elektrotechniker tüfteln an möglichst effektiven Ladekonzepten. Wenn die Strompreise kurzfristig sinken könnten, lohnt es sich beispielsweise eventuell, einen Bus über Nacht nicht vollständig aufzuladen und den Akku stattdessen am nächsten Tag zu füllen.

Trotz der Herausforderungen: Lorenz Kasch, Geschäftsführer von VHH.mobility, ist überzeugt davon, dass sich das Verkehrsunternehmen auf dem richtigen Weg befindet. Elektrische Busse bedeuten für ihn: „Weniger Emissionen, weniger Lärm, mehr Fahrkomfort für unsere Fahrgäste.“ Seit dem Jahr 2014 haben die VHH nach eigener Aussage 21.720 Tonnen CO2 im Vergleich zu einer reinen Dieselflotte eingespart. Beim höheren Preis müsse man auch die Folgekosten der klimaschädlichen Abgase eines Dieselbusses einrechnen, sagt Sprecherin Sluga.