Hamburg. Acht ehemalige Schulkameradinnen treffen sich jeden Monat, um etwas zu unternehmen. Wie es zur Wiederbelebung alter Freundschaften kam.

Irmgard Schewe und Helga Heitmann wollten gemeinsam zur Beerdigung einer früheren Klassenkameradin, hatten deshalb nach langer Zeit wieder Kontakt miteinander aufgenommen. Doch die beiden Frauen verpassten sich, und Helga Heitmann ging wieder nach Hause. Irmgard Schewe tat die misslungene Verabredung so leid, dass sie ihre frühere Klassenkameradin bald darauf zum Kaffeetrinken einlud – und auch Sylvia Meyer, die mit den beiden Frauen ebenfalls die Volksschule Warwisch besuchte. Das war 2015 die Geburt einer fröhlichen Runde, die stetig erweitert worden und längst auf acht ehemalige Klassenkameradinnen angewachsen ist. Sie treffen sich jeden Monat, um zusammen Spaß zu haben – und Plattdeutsch zu schnacken.

„Bei acht Frauen haben wir einen Aufnahmestopp verhängt, denn weitere frühere Klassenkameradinnen wollten sich uns anschließen. Aber das wäre zu unübersichtlich und ungemütlich geworden“, sagt Bärbel Barton und fügt hinzu: „Dafür haben wir unsere Klassentreffen, die es alle fünf Jahre gibt. Im kommenden Jahr feiern wir unseren Schulabschluss vor 60 Jahren.“ Die Vierländerin ist, wie ihre Freundinnen auch, 75 Jahre alt. Nur Heike Sommerbeck ist ein Jahr jünger, wird deshalb von den anderen als „das Küken“ bezeichnet.

Klatsch, Tratsch und Ausflüge: Fröhliche Frauen aus den Vier- und Marschlanden haben Spaß

Das jüngste Treffen der fröhlichen Frauen war nun bei Bärbel Barton am Kirchenheerweg. „Das war unsere Weihnachtsfeier, die wir immer bei mir zelebrieren. Das hat sich so eingebürgert“, sagt Bärbel Barton. Nach Kürbissuppe und Eis gab es Hirschhörner (Schmalzgebäck) und Julklapp.

Worüber die Frauen schnacken? „Eigentlich alles. Hier auf dem Lande passiert ja genug“, sagt Sylvia Meyer und fügt mit einem Augenzwinkern hinzu: „Wir lieben Klatsch und Tratsch.“ Politik sei zwei kein Tabuthema, aber die Ausnahme: „Schließlich wollen wir uns nicht ärgern, sondern Spaß haben“, fügt Bärbel Barton hinzu.

Alle gehen baden – nur nicht die Freundin, die am Ostseestrand lebt

Die Frauen stammen alle aus den Vier- und Marschlanden, kennen sich seit ihrer Kindheit. „Wir wohnen auch noch alle im Landgebiet“, sagt Ilse Timmann. Eine Ausnahme bildet lediglich Ursula Lüdt, „die Exotin“: Sie lebt in Scharbeutz an der Ostsee. Einmal im Jahr, im Sommer, bekommt sie Besuch von ihrer alten Schul-Clique. „Dann gehen wir alle baden – alle bis auf Ursula. Sie wohnt nur 200 Meter vom Strand entfernt, aber schwimmen geht sie hier nicht“, sagt Heike Sommerbeck.

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Auch die Pandemie hat die Gruppe gut überstanden: Gleich nach den Lockdowns trafen sich die Frauen wieder. „Wir sprechen bei jedem Treffen den Termin für den nächsten Monat ab, überlegen uns rechtzeitig, was wir machen wollen“, sagt Sylvia Meyer. So ist bereits klar, dass die Runde am 16. Januar wieder zusammenkommt. Dann hat „das Küken“ Geburtstag. „Wir gehen zusammen frühstücken. Ich werde dazu auch Nachbarn einladen“, sagt die 74-Jährige, die in Ochsenwerder lebt. Mit ihrer Familie will sie nachfeiern.

Im März besucht die muntere Truppe eine Komödie in niederdeutscher Sprache

Auch der März-Termin steht bereits fest: Am 2. macht die muntere Truppe einen Abstecher zum Gasthof Hitscherberg in Kirchwerder. Dort wird das Stück „Rund um Kap Hoorn“ von der Speeldeel Fründschaft aufgeführt – natürlich op Platt. Helga Heitmann stellte sich beim Kartenvorverkauf so früh an, dass sie die begehrten Tickets erst nach einer Stunde in der Hand hielt: „Wir wollen unbedingt auf vorderen Plätzen sitzen, deshalb bin ich auf Nummer sicher gegangen“, sagt sie.

Die Frauen haben schon viel zusammen unternommen: Sie waren im Botanischen Garten in Klein Flottbek, haben Führungen in niederdeutscher Sprache durch Lüneburg mitgemacht, Weihnachtsmärkte besucht, Musicals und Aufführungen im Hansa- und St.-Pauli-Theater besucht, Swin- und Fußball-Golf in Ochsenwerder gespielt. „Mit Fähren sind wir vom Hamburger Hafen aus bis Blankenese und Cranz gefahren und dann mit dem Bus zurück“, sagt Helga Heitmann.

Die reifen Mädels mögen lieber Kaffee und Kuchen als Alkohol

Zum Essen gönnen sich die Frauen mal ein Glas Wein oder danach eine kleine Verdauungshilfe. Auf dem Weihnachtsmarkt wird mit Glühwein zugeprostet, aber insgesamt spiele Alkohol bei ihren Treffen keine große Rolle, betonen die reifen Mädels. „Wir mögen lieber Kaffee und Kuchen“, sagt Bärbel Barton. Sie ist in der Runde der fröhlichen acht, zu der einige Großmütter zählen, die einzige Uroma. „Ich war von uns Frauen auch die erste Mutter, bekam schon mit 18 Jahren ein Kind“, sagt sie.

Sogar eine Schriftführerin hat der exklusive Klub: Irmgard Schewe notiert die gemeinsamen Erlebnisse der Frauen. So können sie sich während ihrer gemütlichen Kaffeerunden, die sie zwischen den Ausflügen einlegen, an ihren gemeinsamen Erinnerungen erfreuen.