Hamburg. Die nachhaltige X-Mas-Woche der Lohbrügger Hochschule stiftet Bergedorfer Grundschüler zu einer besonderen Bescherung an.

Der Weihnachtsmann geht mit gutem Beispiel voran. Oder hat man ihn je mit Plastiksack über der Schulter gesehen? Den Schülern und Schülerinnen der Grundschule Leuschnerstraße ist das Prinzip „Jute statt Plastik“ (noch) relativ egal. Erst mal erobern die Zweitklässler die riesige Empfangshalle der Hamburger Hochschule für Angewandte Wissenschaften. Von ihrer Lehrerin wieder eingefangen, stürmen die Studierenden von übermorgen dann das Raum-Labyrinth der Life-Sciences-Fakultät. Jetzt ist lernen angesagt, oder besser: verstehen.

Mit der nachhaltigen X-MAS-Woche wirbt die HAW am Standort Bergedorf für Feiertage ohne Plastik und Wegwerf-Plunder. Wieviel Spaß es bringt, plastikfreie Deko und individuelle Geschenke aus recycelten Materialien, Naturstoffen oder Fundstücken zu basteln, demonstriert ein Team des Forschungsinstituts für Nachhaltigkeit und Klimafolgenforschung vor Ort.

Besondere Bescherung mit Blick auf den Umweltschutz

Die eineinhalbstündigen Schüler-Workshops sind Teil eines EU-Projekts zur Vermeidung von Einmalplastik in der Ostsee-Region. Unter dem Namen „BaltiPlast“ 2023 gestartet, läuft das mit vier Millionen Euro budgetierte Projekt bis Ende 2025. In Zusammenarbeit mit Regierungen, Gemeinden und NGOs arbeitet das HAW-Team als lokaler Koordinator für Hamburg an Lösungen zur Müllvermeidung genauso wie an der Sensibilisierung und Schulung für nachhaltiges Umweltbewusstsein. 

Auf die X-Mas-Woche übersetzt heißt das: Die jungen Teilnehmer lernen nicht nur, wie lange ein entsorgtes Plastik-Spielzeug in den Meeren kreist und andere Lebewesen gefährdet, sie wissen nach dem Workshop auch, wie ein Bild aus Orangenschalen oder ein Stern aus Stroh entsteht und wie erfüllend es sein kann, etwas selbst herzustellen, anstatt es zu kaufen.

Ideen der Nachhaltigkeit in die nächste Generation tragen

Die Schüler gehen mit einem Sack voller Ideen nach Hause, die sie in die Familie hineintragen. Gemeinsam gilt es dann, die Challenge, plastikfrei zu feiern und 2025 müllfreier zu leben, anzugehen. „Wenn wir Kinder erst mal überzeugt haben, sind sie oft fordernder und fokussierter als Erwachsene“, erklärt Projektleiterin Dr. Jelena Barbir das Erfolgsrezept.

HAW Nachhaltigkeit
Die Klasse 2c der Lohbrügger Grundschule an der Leuschnerstraße beim Workshop in der HAW - mit ihrer Lehrerin Hannah Panten. © bgz | Kalweit

 „Uns ist enorm wichtig, die Ideen der Nachhaltigkeit in die nächste Generation zu tragen“, ergänzt Projektmanagerin Andrea Dobri. „Und das gelingt besser“, so Barbir, „wenn wir nicht nur Ver- und Gebotslisten präsentieren, sondern unsere Forschung erlebbar machen. Dazu gehört der Besuch an der Hochschule und der Kontakt zu Studentenschaft und Wissenschaftlern, die in einfachen Worten erklären, was wir hier tun.“

Mithilfe kindgerechter Illustrationen erklären Studierende der HAW zu Beginn des Workshops auch die negativen Folgen von Plastikmüll. Nach einer kurzen Abfrage über das eigene Wegwerf-Verhalten arbeiten dann alle gemeinsam und spielerisch an neuen Lösungen und Alternativen.

Lehrerin Kim Tedsen: „Begreifen, was jetzt zu tun ist“

Froh waren die Organisatorinnen der HAW über Resonanz und Support durch das Kollegium der Grundschule Leuschnerstraße. Auch Lehrerin Kim Tedsen war von der Zusammenarbeit mit „BaltiPlast“ schnell überzeugt: „Es sind die Kinder, die jetzt in unseren Klassenzimmern sitzen, die die Auswirkungen des Müllproblems enorm spüren werden“, sagt sie: „Gemeinsam müssen wir begreifen, was jetzt zu tun ist.“ Das „Lernen an anderen Orten“ ist auch dem Leiter der Grundschule Leuschnerstraße wichtig: „Als Teil eines Netzwerks arbeiten wir gern mit Institutionen in der Nachbarschaft zusammen“, erklärt Thomas Macheit. Mit Blick auf die Erweiterung der Schule bis zur Oberstufe liegt ihm die Nähe zur HAW besonders am Herzen.

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Bis Ende der Woche werden insgesamt 220 Kinder die Workshops der X-Mas-Woche an der HAW besuchen. Das internationale Projektteam bleibt mit Lehrern und Eltern in Kontakt, um das Angebot im nächsten Jahr auf weitere Schule auszuweiten.

Wer an der Vorstellung, den Lern-Inhalten und Lösungsvorschlägen des Projekts interessiert ist, hat auch die Möglichkeit am Dienstag, 10. Dezember, ab 17 Uhr im Plietsch (Sachsentor 23) vorbeizuschauen. Das Baltic Environment Forum Deutschland e.V. lädt zusammen mit dem Bezirksamt Bergedorf und der HAW Hamburg zu einer öffentlichen Dankeschön-Feier mit den Eltern der teilnehmenden Leuschner-Schüler ein. Wir wissen nicht, ob ein Weihnachtsmann dabei ist, aber wenn ja, dann sicher mit Jutesack.