Hamburg. Opel Corsa gammelt seit Jahren in Bergedorf vor sich hin. Polizei und Bezirksamt sind nicht zuständig. Wer den Wagen entsorgen müsste.

Manche wissen gar nicht, dass es diesen Parkplatz in einem Hinterhof im Bergedorfer Stadtteil Lohbrügge überhaupt gibt. Doch wer ihn zwischen Einkaufspassage und Gnadenkirche in Lohbrügge findet, dem muss dieser vor sich hin gammelnde Schrotthaufen einfach auffallen – weil er einen Stellplatz seit mehreren Jahren belegt und sich langsam zur veritablen Müllkippe entwickelt. Ein Opel Corsa rottet an der Mendelstraße 26 vor sich hin und verärgert vor allem Eltern und Kinder einer nah gelegenen Kindertagesstätte.

Tanja Kiese und Nuri Konok kommen mit ihren beiden Söhnen Tayfun (4) und Cem (2) eigentlich täglich an der Rostlaube vorbei. Denn besagter Parkplatz liegt wenige Meter entfernt von der Kita Schulenburgring, dient manchen Eltern als Abgebe- und Abholort der Kleinen. Deshalb kommen viele Kinder und Eltern häufig an dem motorisierten Müllberg vorbei, ekeln sich teilweise. Wie das Paar aus Lohbrügge: „Ich glaube, der steht schon zwei Jahre hier“, meint Tanja Kiese. Vor allem im Sommer könne es wegen des Gestanks aus dem Wagen auch unerträglich werden.

Kita-Eltern ärgern sich über vollgemülltes Schrottauto in Lohbrügge

Auch Kira, die fünf Jahre alte Tochter von Kristian Krebs, mag den bereiften Schrotthaufen nicht. Seit vier Jahren, also seitdem das Kind täglich in besagte Kita geht, muss sie diesen Anblick ertragen. „Da ist in all den Jahren einiges zusammengekommen“, sagt der zweifache Vater, dessen Sohn Liam (3) ebenfalls zum Schulenburgring gebracht wird. „Kira hat schon gesagt: ,Papa, mach doch mal was.‘“

Krebs hatte bereits vor einiger Zeit über soziale Medien seinem Frust über den Müll-Opel Luft gemacht und auf Resonanz gehofft. Die gab es tatsächlich auch, doch niemand konnte bisher den eindeutigen Hinweis geben, wie die Karre verschwinden könnte, wer in der Verantwortung für die Plätze ist. Nuri Konok seinerseits rief schon zweimal bei der Bergedorfer Polizei an – jedoch ohne Erfolg. „Das wird hier langsam zum Friedhof der abgemeldeten Autos“, sagt Konok, der zeitweilig bis zu vier Fahrzeuge ohne amtliche Nummernschilder auf dem etwas abgelegenen Platz hinter Netto und Mendel Einkaufspassage gezählt haben will.

Schnapsflaschen-Sammlung an der Windschutzscheibe

Doch dieser Ekel-Opel toppt alles: An der Windschutzscheibe, aufgereiht auf den Wischblättern, wurden verschiedene Flaschengrößen an Kräuterlikören platziert. Der komplette Innenraum des Wagens ist zugemüllt. Kabel, Tüten, Bierdosen, Sensoren, auch Bauschutt, sogar ein ganzer Eimer Buntsteinputz wurde hineingeschmissen. Tiefer hineingraben in den Müll? Lieber nicht. Wer weiß, was sich in all dem Unrat noch versteckt. Hinzukommen noch vermooste Autoteile, platte Reifen, eine fehlende Seitenscheibe und fehlende Kennzeichen.

Kristian Krebs sagt dazu: „Man ärgert sich ja generell, dass dieses Auto zu Bring- und Abholzeiten einen wertvollen Parkplatz blockiert, aber nun parkt man schon nicht mal mehr gern links und rechts daneben wegen des Mülls.“ Und weiter: „Alle ärgern sich, alle sind machtlos.“

Parkplatz gehört einem kommunalen Wohnungsunternehmen

Wie die Bergedorfer Zeitung auf Nachfrage erfuhr, gehört die genannte Stellplatzanlage „zum Bestand der Saga Unternehmensgruppe“, bestätigte ein Saga-Sprecher. Und weiter: „Die Fläche ist zusammen mit einer anliegenden Gewerbefläche als Ganzes vermietet.“ Nun werde die Saga rasch Kontakt mit dem Gewerbemieter aufnehmen, um das Müllauto und das Drumherum zu entfernen.

Das Bezirksamt wäre zuständig gewesen, wenn der Schrott-Opel im öffentlichen Raum Platz eingenommen hätte. Grundsätzlich muss der jeweilige Autobesitzer seinen nicht mehr zugelassenen Wagen wegschaffen, beziehungsweise ihn vernichten, sollte der Pkw öffentliche Plätze, Wege oder Straßen belegen.

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Sollten Besitzverhältnisse von Schrottautos nicht mehr nachzuvollziehen sein und im öffentlichen Raum herumstehen, könne die Polizei oder auch die Stadtreinigung dem Bezirksamt entsprechende Hinweise geben wie übrigens auch Bürger über den Meldemichel – und Verwaltungen haben dann auch die Aufgabe, Autos zu entsorgen oder abzuschleppen.

Häufig reicht schon Aufforderung, bevor Verwaltung eingreifen muss

Hamburgs CDU ist dieses Thema schon länger ein Dorn im Auge. Dazu wurden in jüngerer Vergangenheit viele Kleine Anfragen an den Senat gestellt, weil sich die Union an blockierten Stellplätzen bei wachsendem Parkplatzschwund stört. Unter anderem wollten die Politiker für das Jahr 2023 wissen, wie viele Aufforderungen zur Entfernung abgemeldeter Pkw rausgingen und wie häufig die Bezirksämter tatsächlich selbst eingreifen mussten.

In Bergedorf wurden demnach 419 Aufforderungen geschrieben, nur 30-mal ließ die Verwaltung abgemeldete Autos auch abschleppen. Häufig, so hieß es in der Senatsantwort, werde der behördlichen Anweisung auch Folge geleistet.