Bergedorf. Bergedorf. Das Laub macht den alten S-Bahn-Zügen zu schaffen – und die alten Züge lassen auf sich warten.

Gina Fernandez ist sichtlich genervt. „Es vergeht kaum mehr ein Tag, ohne dass die S-Bahn nach Hamburg richtig viel Verspätung hat oder Züge ganz ausfallen“, klagt die 26-jährige Lohbrüggerin. Die Teamassistentin einer Kommunikationsagentur am Hamburger Hafen hat morgens um 9 Uhr Dienstbeginn, kam in den vergangenen Wochen aber schon mehrfach zu spät zur Arbeit: „Seit Ende Oktober geht das nun schon so.“

Tausende Pendler betroffen

Tausende von S-Bahn-Pendlern aus Bergedorf haben in diesem Herbst dasselbe Problem, Gina Fernandez aber hat über die eklatanten Fahrplan-Abweichungen der Linien S 21 und S 2 Buch geführt: „26. Oktober um 18 Uhr am Berliner Tor: Schadhafter Zug, bitte alle aussteigen. 30. Oktober um 18.30 Uhr auf der Strecke nach Bergedorf: Elf Minuten Verspätung.“ Nicht viel anders erging es ihr am 5. November abends in Richtung Bergedorf, am 6. November morgens in Richtung Hamburg und abends in Richtung Bergedorf und am 7. November um 8.20 Uhr in Richtung Hamburg. „Am 8. November bin ich dann extra früher losgegangen, um pünktlich zu sein, aber da war meine S-Bahn 20 Minuten zu spät – also wieder nix.“ Ihre Fehlzeiten-Liste setzt sich fort bis zum gestrigen Tag.

Schmierfilm auf den Schienen

„Leider gab es in der letzten Zeit vermehrt Verspätungen und Teilausfälle auf der Linie S 2/S 21“, gesteht ein Bahnsprecher unumwunden ein. Ursache für die Störungen sind nach seinen Worten – wie schon in den vergangenen Jahren – herbstliches Laub und Feuchtigkeit, die einen Schmierfilm auf den Schienen hinterlassen. „Insbesondere bei den älteren Zügen der Baureihe 472 können beim Bremsen sogenannte Flachstellen an den Rädern entstehen.“ Weil das Rad über den Schmierfilm nicht rollt, sondern rutscht, entsteht daran eine Unwucht, und der Zug muss in die Werkstatt.

Auslieferung bis Herbst 2019

Doch die Not soll bald ein Ende haben: „Die Fahrzeuge der neuen Baureihe 474/490 verfügen über eine Art ABS, die diese Flachstellen weitestgehend verhindert“, erklärt der Bahnsprecher. Das Problem dabei: Derzeit laufen hamburgweit nur acht Züge dieser neuen Baureihe im Fahrgastprobebetrieb, weitere werden für Schulungen eingesetzt. Damit liegt die Bahn deutlich hinter ihrem ursprünglichen Zeitplan. Statt bis Ende 2018 sollen nun bis zum Herbst 2019 alle alten Züge durch die neuen ersetzt sein. Bis dahin ist der Schienenpflegezug „Schrubbi“ im Dauereinsatz, der mit Wasserdruck den Schmierfilm von den Schienen holt.