Hamburg. Ehepaar Bergener ist in eine barrierefreie Wohnung gezogen. Warum es sich lohnt, schon früh über altersgerechtes Wohnen nachzudenken.

Direkt am Ufer der Dove-Elbe, auf einem etwa 5700 Quadratmeter großen Areal im Eck von Curslacker Heerweg und Curslacker Deich, ist eine neue Heimat für an die 80 ältere Damen und Herren entstanden. Zwei davon sind Bärbel und Uwe Bergener. Das Ehepaar hat in der neuen Service-Wohnanlage ein neues Zuhause gefunden – und freut sich nach wie vor sehr darüber: „Es ist doch einfach zu schön hier“, schwärmt die 81-Jährige, die mit ihrem ein Jahr älteren Mann Mitte September eingezogen ist.

Seniorenwohnanlage
Die beiden Fernsehsessel des Paars im hellen Wohnzimmer. © Lena Diekmann | Lena Diekmann

Fast auf den Tag genau hatte das Paar zuvor 41 Jahre lang in einem Reihenhaus gegenüber der Schule am Kirchwerder Hausdeich gewohnt. Ihr Eigentum für den Umzug in eine Mietwohnung in Curslack verkauft zu haben, bereuen sie keine Sekunde. Denn das viele Treppensteigen in ihrem Reihenhaus sei ihnen zunehmend schwerer gefallen. „Und wir wollen unser Leben ja noch genießen. Es war genau der richtige Zeitpunkt für uns“, stellt Bärbel Bergener fest. So einen bewussten Umzug in einer altersgerechte Wohnung würden sie in jedem Fall weiterempfehlen, stellt das Paar fest, das im kommenden Jahr 60 Jahre verheiratet sein wird.

Service-Wohnanlage in Curslack ist komplett bezogen: So lebt es sich dort

Dass das so klappte, war auch einer vorausschauenden Entscheidung zu verdanken, die Bärbel Bergener vor geraumer Zeit traf. Etwa zu dem Zeitpunkt, als auf der anderen Seite der Eggers-Mindt-Brücke eine Wohnanlage für Senioren entstand, ließ sie sich bei Schneide Immobilien auf eine Interessenten-Liste für altersgerechte Wohnungen setzen, erinnert sich die 81-Jährige. Etwa 16 Jahre sind seitdem vergangen und brachte ihnen nun den Mietvertrag für eine barrierefreie Wohnung im ersten Obergeschoss, ist Bärbel Bergener überzeugt.

Seniorenwohnen
Seniorenwohnanlage im Herzen von Curslack direkt am Ufer der Dove-Elbe. © Gebr. Heitmann GbR | Gebr. Heitmann GbR

Denn die Nachfrage ist groß, weiß auch Anja Hannemann, Fachbereichsleitung Service-Wohnen vom Deutschen Roten Kreuz (DRK), das auch Anlagen in Lohbrügge und Neuallermöhe sowie in Altona und Tegelsbarg betreut. Laut dem Institut für Wohnen und Umwelt (IWU) besteht im kommenden Jahr in Deutschland ein Bedarf von 3,2 Millionen barrierereduzierten Wohnungen. Für 2030 liegt dieser bei 3,5 Millionen und für 2035 bei 3,7 Millionen Wohnungen. Damit wird schon 2030 eine Versorgungslücke von über 2 Millionen Wohnungen bestehen.

Bedarf nach altersgerechten Wohnungen ist groß: Warteliste für Anlage in Curslack

Auch die 40 Mietwohnungen in Curslack waren noch vor dem ersten Einzugstermin alle vergeben, gebe es bereits eine Warteliste, falls eine der Wohnungen wieder frei wird, weiß Anja Hannemann. Überwiegend würden Paare die Wohnungen bewohnen, aber auch schon mal alleinstehende Personen. Das Alter liege zwischen knapp 70 und 95 Jahren. Bärbel und Uwe Bergener schätzen besonders den Blick auf die Dove-Elbe, weiterhin ländlich zu leben und trotzdem Einkaufsmöglichkeiten und Ärzte direkt auf der anderen Straßenseite erreichen zu können.

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Von ihrem Reihenhaus mit einer Wohnfläche von 98 Quadratmetern in eine 73,5 Quadratmeter große Dreizimmerwohnung umzuziehen, sei ihnen nicht schwergefallen. Selbst wenn das bedeutete, nicht viele Möbelstücke mitzunehmen. Einzig die beiden hellen Fernsehsessel, der runde Esstisch samt Stühlen und auch ein Schrank durften mit. Sonst wurden viele neue Möbel, etwa für die Garderobe im Flur oder die Küche angeschafft. Es sei eben ein neues Kapitel und was man nicht stellen kann, damit wolle man sich auch nicht belasten, erklärt Bärbel Bergener. „Und ich kann gut aussortieren“, stellt die 81-Jährige fest.

DRK bietet Sprechzeiten, Sport und Spielenachmittage

Was allerdings geschmerzt habe, war die elektrische Modelleisenbahn abzubauen, der sich Uwe Bergener mit viel Liebe zum Detail im Keller des Reihenhauses gewidmet hatte. Noch lagern Schienen, Loks und Landschaften verpackt in Kartons. Vielleicht finde sich ja noch ein Platz, um die Eisenbahn wieder aufzubauen, meint Uwe Bergener. „Aber da hab ich noch ein bisschen Geduld“, erklärt der 82-Jährige. Allmählich spielt sich auch das Programm wie Sport oder Spielenachmittage ein, das das DRK neben Sprechzeiten anbietet. Auch die Einweihung soll demnächst mit den Bewohnerinnen, Bewohnern und Bauherr gefeiert werden.