Hamburg. 2018 wurde in der Boberger Niederung eine hohe Belastung des Bodens mit dem krebserregenden Stoff festgestellt. Was nun geplant ist.
Mehr als sechs Jahre ist es her, da hatte eine Routinekontrolle im Naturschutzgebiet Boberger Niederung Dramatisches zutage gefördert: In einem 1500 Quadratmeter großen Bereich am Walter-Hammer-Weg wurde eine erhebliche Bodenbelastung mit dem krebserregenden Stoff Dioxin nachgewiesen. Mit 700 Mikrogramm pro Kilogramm war es punktuell die höchste, die bis dato in Hamburg gemessen wurde, denn der gesetzliche Schwellenwert liegt bei nur einem Mikrogramm. Wie das Gift dorthin gekommen war, blieb unklar, jedoch wurde das 1984 geschlossene Werk des Pflanzenschutzmittelherstellers Boehringer verdächtigt. Das bestätigte sich später.
Nach Jahren weiterer Untersuchungen und Proben steht nun das weitere Vorgehen fest: Die Hamburger Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (Bukea) hat die Boberger Anwohner informiert, dass ab dem kommenden Sommer mit dem Abtragen des Giftes begonnen werden soll. Zwei Jahre wird dort gearbeitet.
Gift im Boden: Dioxin im Naturschutzgebiet Boberg wird 2025 abgetragen
Die Vorbereitungen für den Bodenaustausch haben schon vor einem Jahr begonnen. Im Herbst 2023 ließ die Behörde einige Bäume auf dem abgesperrten Gebiet fällen. „Der überwiegende Teil der Bäume konnte ohne Kontakt mit dem dioxinbelasteten Boden bei 1,50 Meter Höhe gefällt werden“, informiert jetzt die Behörde in einer Mitteilung. „So konnten die Entsorgungskosten minimiert werden.“ Einzelne Baumstämme, die nicht mit Schadstoffen belastet sind, werden zwischengelagert. „Nach der Sanierung werden sie wieder auf der Fläche abgelegt, da Alt- und Totholz ein wichtiger Lebensraum für Insekten und andere Tiere ist.“
Auch Tiere sind bereits umgesiedelt worden. 100 Fledermauskästen und 100 Vogelkästen waren zuvor als Ausweichquartiere für die gefällten Bäume aufgehängt worden. In Abstimmung mit dem Naturschutz wurde „zwischenzeitlich auch ein Amphibienzaun errichtet, wodurch die Amphibien bereits jetzt an dem Einwandern in das Sanierungsgebiet gehindert werden.“
Die europaweite Ausschreibung für die Arbeiten läuft
Nun soll es im kommenden Sommer 2025 losgehen. Die Genehmigung wurde jüngst erteilt, die europaweite Ausschreibung läuft. Der belastete Boden soll vollständig abgetragen, entsorgt und durch unbelasteten Boden ersetzt werden. Der kontaminierte belastete Boden wird laut Behörde im Westen über den Parkplatz am Walter-Hammer-Weg abgefahren, der unbelastete saubere Boden wird im Osten des Sanierungsgebietes antransportiert.
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„Die Transporte der belasteten und unbelasteten Böden erfolgen nach und von Norden über die Straßen An der Kreisbahn und An der Steinbek.“ Der Giftboden werde gefahrlos in abgedeckten Lkw transportiert. Auch ein sogenannter „Sicherheits- und Gesundheitsschutzkoordinator“ werde während der Arbeiten eingesetzt, zudem eine ökologische Baubegleitung.
Die Bodensanierung wird etwa zwei Jahre dauern. Die Kosten belaufen sich auf rund 8,5 Millionen Euro, von denen Boehringer 3,75 Millionen Euro übernehmen wird. Nach Abschluss der Sanierungsarbeiten kann das Gebiet wieder uneingeschränkt zur Naherholung genutzt werden, verspricht die Behörde.