Hamburg. Zum vierten Geburtstag kostet vieles nur vier Euro: Wie Gastronom Andreas Kilonzo den Mini-Laden zum beliebten Genusstreff machte.
Mittags hast du als Gast manchmal einfach keine Chance. Wer in diesem maximal 43 Quadratmeter großen Gastraum zur falschen Zeit eintrifft, der bekommt keinen der knappen 20 Sitzplätze mehr ab. Auch zur wärmeren Jahreszeit kann es hart sein, draußen einen der begehrten Liegestühle mit Serrahn-Blick zu ergattern. Ein Publikumsrenner zweifelsfrei: Das bistroartige Café In aller Munde von Andreas Kilonzo ist längst mehr als ein Geheimtipp an der Alten Holstenstraße 66 und steuert jetzt auf die Party zum vierten Geburtstag hin.
Es ist alles ein wenig zufällig entstanden. Wobei so ganz zufällig dann auch nicht: Schließlich ging Andreas Kilonzo gern zum Vorgänger „Brotzeit“, war eine Art Stammkunde. Der gelernte Restaurantfachmann, zuvor unter anderem im Forsthaus Friedrichsruh als Betriebsleiter angestellt, erfuhr dann, dass der Bergedorfer Deftige-Schnitten-Laden im Jahr 2020 aufgeben musste und fackelte nicht lang.
Café In aller Munde: Wie sich der kleinste Gastraum Bergedorfs durchsetzt
Kilonzos Vorstellung war immer, eine Art Genussmanufaktur, einen Laden für besonders feine, selbst produzierte Lebensmittel zu etablieren. Das war auch der erste Gedanke für das Mini-Haus an der Alten Holstenstraße 66, mit dem Einheimische neben der Brotzeit auch noch in etwas länger zurückliegenden Vergangenheit Tabak Richter verbinden. „Und da ich damit definitiv ins Gespräch und in aller Munde kommen wollte, ist der Name und schließlich auch das Konzept für das Bistro entstanden“, erzählt der 43-Jährige.
Der Eröffnungstermin klingt fast kitschig, doch Kilonzo und sein damaliger Geschäftspartner Philipp Stiller schlossen den vielleicht kleinsten Gastraum Bergedorfs am 11. November 2020 um 11.11 Uhr auf – obwohl es keinerlei närrischen Zusammenhang zum Karneval gibt. „Es war damals eher ein Zahlenspiel“, erklärt Kilonzo. Überhaupt: Die Eröffnung war ausgerechnet während des strengen Corona-Lockdowns angesetzt, dementsprechend skurril verlief der erste Geschäftstag. Keiner durfte sich hinsetzen, alle trugen Maske. Kurz rein und dann wieder raus. Gemütlichkeit und Genuss? Erstmal nicht.
Mit Kreativität die Corona-Krise durchgestanden
„Wir hatten ja überhaupt keine Rückmeldung, ob unsere Sachen schmecken, weil alle Gäste gleich wieder gehen mussten“, schildert Andreas Kilonzo. Durch den Verkauf von leckeren und edlen Frühstücks-, später auch Silvesterboxen zeigte sich In aller Munde aber kreativ. Und später, als die Gäste dann auch bleiben durften, wurde der Miniladen nach und nach zu einem Liebling der Bergedorfer Gastro-Szene. Tonka Latte, Trüffel Pinsa, diverse Wraps – alles schmackhafte Klassiker, wenn auch nicht eben preisgünstig.
Der in aller Munde-Start erfolgte mit der Doppelspitze, zwei festen Mitarbeitern (Service und Küche) und diversen Aushilfen. Mittlerweile gehören 35 Mitarbeiter inklusive Aushilfen zur Crew, weil Kilonzo und Stiller zwischendrin die Gastronomie des Bergedorfer Schlosses (Schlossrestaurant In aller Munde) übernahmen und dort im September 2021 Einweihung feierten.
Drinking Day und Wine&Vinyl am 9. November
Philipp Stiller ist seit Juli nicht mehr in der einst gegründeten In aller Munde Genussmanufaktur GmbH dabei, Andreas Kilonzo managt die Dinge nun allein und kann nicht ohne Stolz festhalten („Wir haben uns einen Namen gemacht, wer bei uns arbeiten möchte, kommt auch von außerhalb Bergedorfs“), dass sich sein Bistro-Prinzip im Bergedorfer Zentrum durchgesetzt hat. Seit Kurzem öffnet er sonntags von 11 bis 17 Uhr, ansonsten ist stets von 9.30 bis 18 Uhr geöffnet. Und eine weitere Neuerung ist in Vorbereitung: 2025 soll es an einem Abend unter der Woche Abendgeschäft geben, wahrscheinlich mit Event-Charakter wie Wine Tastings und ähnlichem.
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Ob das mit den begehrten Sitzplätzen bei der Geburtstagsfeier zum Vierjährigen am Sonnabend, 9. November, besser wird, bleibt zweifelhaft: Schon von 12 bis 17 Uhr gibt es beim „Day drinking“ alle offenen Weine, Kaffee und Kuchen für vier Euro. Ab 18 Uhr wiederum heißt es „Wine&Vinyl“: Ein DJ legt Platten auf. Tapas kosten passenderweise pro Teller nur vier Euro. Und draußen gibt es Glühwein. Im Stehen.