Hamburg. SV Altengamme, TuS Dassendorf, Düneberger SV und Co.: Wenn es auf das Ende zugeht, liegen die Nerven blank. Warum das so ist.
Es lief bereits die vierte Minute der Nachspielzeit im Derby der Fußball-Landesliga zwischen dem SV Altengamme und dem SC Vier- und Marschlande. SCVM-Routinier Janik Wagner hatte den Siegtreffer für die Gäste auf dem Fußball. Doch er zögerte zu lange beim Elfmeter. „Er wollte unseren Keeper Marco Fedgenhäuer ausgucken. Das hat zum Glück nicht geklappt“, atmete Altengammes Kapitän Philip Alpen auf. Fedgenhäuer parierte und avancierte damit zum Helden des Tages.
So blieb es am Ende beim leistungsgerechten 1:1-Unentschieden, ein Punkt, den die abstiegsgefährdeten Altengammer bitter nötig haben. Doch sie waren mit einem blauen Auge davongekommen. Denn das Zustandekommen dieses Unentschiedens war äußerst glücklich. Denn gegen die frühe SCVM-Führung durch Flemming Polster (9.) rannten die Altengammer mit dem Mut der Verzweiflung an, ließen sich weder durch einen verschossenen Elfmeter von Florian Rogge (75.), noch von einer Gelb-Roten Karte für Jesper Garbers (85.) irritieren. Lohn der Mühe war der späte 1:1-Ausgleich durch Niko Reimers (87.).
Derby-Drama: SV Altengamme kommt mit blauem Auge davon
Das Drama vom Gammer Weg war nur eines von vielen Beispielen, bei denen die Teams am jüngsten Spieltag in der Schlussphase hektisch wurden und sich Partien noch drehten. Beispiel TuS Dassendorf: Der Tabellendritte der Fußball-Oberliga hatte auch ohne den verletzten Torjäger Martin Harnik beim HEBC alles im Griff, führte durch Verteidiger Marvin Büyüksakarya verdient mit 1:0 (30.) und musste in der Nachspielzeit dann doch noch den 1:1-Ausgleich durch Julius Stegemann hinnehmen (90.+3). Damit haben die Dassendorfer mit neun Punkten Rückstand den Anschluss an Tabellenführer Altona 93 erst einmal verloren.
Beispiel SV Nettelnburg/Allermöhe: Der Fußball-Bezirksligist führte nach 85 Minuten mit 3:2 gegen den FSV Geesthacht und musste in einer vogelwilden Schlussphase, in der es Schlag auf Schlag ging, in Überzahl am Ende froh sein, es mit Ach und Krach einen 5:4-Sieg über die Ziellinie gebracht zu haben.
SV Curslack-Neuengamme verzweifelt am Schiedsrichter
Beispiel SV Curslack-Neuengamme: Die Vierländer sind nach zuletzt drei Siegen in Folge das Team der Stunde in der Fußball-Landesliga. Im Heimspiel gegen den Rahlstedter SC schien Erfolg Nummer vier nur Formsache zu sein. Der SVCN führte schon mit 3:0 und 4:2 musste sich aber am Ende nach zwei Gegentoren in der Schlussphase mit einem 4:4-Unentschieden begnügen.
Selbes Muster also, aber eine ganz andere Geschichte, denn in dieser Partie spielte Referee Lasse Hintze (SC Egenbüttel) angesichts dreier Platzverweise, davon zweimal glatt Rot für die Curslacker Hendrik Bombek und Arwid Dykier eine prägende Rolle. „Er hat wie Lucky Luke mit den Karten um sich geworfen“, zürnte Curslacks Coach Olaf Poschmann auf der anschließenden Pressekonferenz.
Curslacks Mittelfeldspieler Arwid Dykier fällt wochenlang aus
Und selbst der sonst so zurückhaltende SVCN-Sportchef Torsten Henke gab hinterher zu: „Ich habe mich hinterher mit dem Schiedsrichter-Beobachter unterhalten. Wir sind nicht auf einen Nenner gekommen. Ich hätte in beiden Szenen Gelb gegeben.“ So aber durften die Vierländer froh sein, zumindest einen Punkt noch mitzunehmen. Schlimmer noch: Dykier hat sich bei dem Foul, das zu seinem Platzverweis führte, schwer am Knie verletzt, fällt nun wochenlang aus.
Beispiel Düneberger SV: Die Elf von Trainer André Wengorra zeigte das beste Spiel der Saison, beherrschte den Barsbütteler SV nach Belieben und führte sieben Minuten vor Schluss schon mit 5:2. Was sollte da mit dem ersten Heimsieg der Saison noch schiefgehen? Eine ganze Menge! Denn die Düneberger kassierten noch zwei Gegentreffer und mussten am Ende froh sein, wenigstens ein glückliches 5:4 über die Zeit zu bringen.
Probleme in der Schlussphase: Die seltsame Bilanz des Düneberger SV
Ist das alles nur Zufall? Ganz und gar nicht! In Ahrensburg verdarben die Düneberger ein 1:1-Unentschieden in den letzten Minuten zur 1:3-Niederlage. Gegen Kosova fiel der entscheidende Gegentreffer zum 2:3 acht Minuten vor Schluss. Gegen Hamm United führten sie lange 1:0, verloren in der Nachspielzeit mit 1:2, und gegen den VfL Lohbrügge stand es bis eine Minute vor Schluss 1:1, am Ende 1:4.
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Mit konditionellen Mängeln ist so etwas nicht mehr zu erklären, denn wieso sollte die Kondition eines Teams eine Minute vor Schluss eine andere sein als in der Nachspielzeit. Es sind die Nerven, die hier blank liegen, gerade bei einem Team, dem in dieser Saison noch nicht allzu viel gelungen ist wie dem Düneberger SV.
Viele Spieler realisieren es gar nicht, wenn sie müde werden
Trotzdem spielt auch die Kondition eine Rolle, wenn eine Mannschaft in der Schlussphase häufig in Bedrängnis kommt, ist Altengammes Kapitän Philip Alpen überzeugt. „Als Spieler merkst du das auf dem Platz ja gar nicht, wenn du müde wirst“, sagt er. „Das ist ein schleichender Prozess, etwa so, als wenn man im Alter schlechter sehen kann. Doch plötzlich bist du nicht mehr bereit, den Extra-Weg zu machen, der vielleicht den Unterschied macht.“ Wie so häufig an diesem ganz besonderen Spieltag.
Gelegenheit, es besser zu machen, gibt es bald. Der SV Curslack-Neuengamme spielt bereits am Freitagabend bei Hamm United (19.30 Uhr, Hammer-Park-Stadion). Die Dassendorfer folgen am Sonnabend mit ihrem Heimspiel gegen den Niendorfer TSV (13 Uhr, Wendelweg). Den Schlusspunkt bilden am Sonntag der SV Altengamme mit einem Auswärtsspiel beim SC Eilbek (10.45 Uhr, Fichtestraße) sowie der Düneberger SV, der beim ASV Hamburg ran muss (15.15 Uhr, Snitgerreihe).