Hamburg. Schon 1965 landete ein Mann mit einem skurrilen Bandwurmnamen im Buch der Weltrekorde. Geboren wurde er angeblich im heutigen Bezirk.
Es war eine skurrile Geschichte, von der die amerikanische Nachrichtenagentur Associated Press 1965 berichtete. Das elektronische Datenverarbeitungssystem der John Hancock-Lebensversicherungen kapitulierte demnach vor der Police eines Versicherungsnehmers aus Philadelphia. Der Grund: Der Name des Schriftsetzers aus der Metropole in Pennsylvania war lang. Viel zu lang. Die Kurzform Hubert Blaine Wolfeschlegelsteinhausenbergerdorff Sr. gibt nur eine Ahnung vom vollen Umfang des Namens mit Hunderten Buchstaben, der es 1965 auch ins Guinessbuch der Rekorde schaffte. Doch diese verkürzte Variante zeigt schon: Der Mann mit dem Bandwurmnamen hatte angeblich eine Beziehung zu Bergedorf.
Der vollständige Name von Helmut Blaine Wolfeschlegelsteinhausenbergerdorff Sr.
Es existieren zahlreiche Varianten des Bandwurmnamens. Das Guinessbuch der Rekorde führt bis heute diese Version:
Adolph Blaine Charles David Earl Frederick Gerald Hubert Irvin John Kenneth Lloyd Martin Nero Oliver Paul Quincy Randolph Sherman Thomas Uncas Victor William Xerxes Yancy Zeus Wolfeschlegelsteinhausenbergerdorffwelchevoralternwarengewissenhaftschaferswessenschafewarenwohlgepflegeundsorgfaltigkeitbeschutzenvonangreifendurchihrraubgierigfeindewelchevoralternzwolftausendjahresvorandieerscheinenvanderersteerdemenschderraumschiffgebrauchlichtalsseinursprungvonkraftgestartseinlangefahrthinzwischensternartigraumaufdersuchenachdiesternwelchegehabtbewohnbarplanetenkreisedrehensichundwohinderneurassevonverstandigmenschlichkeitkonntefortpflanzenundsicherfreuenanlebenslanglichfreudeundruhemitnichteinfurchtvorangreifenvonandererintelligentgeschopfsvonhinzwischensternartigraum.
Denn im heutigen Bezirk, damals noch eine eigenständige Stadt, soll Hubert Blaine im Jahr 1904 zur Welt gekommen sein, ehe er nachher in die Vereinigten Staaten auswandert. In der Gettysburg Times vom 12. September 1973 erklärte Wolfeschlegelsteinhausenbergerdorff, dass sein jüdischer Urgroßvater sich den Namen selbst gegeben hätte. Aschkenasische Juden führten früher keine klassischen Familiennamen und mussten daher in den verschiedenen deutschen Staaten ab Ende des 18. Jahrhunderts neue Namen annehmen, die sie in der Tat häufig selbst aussuchen konnten. Die genealogische Datenbank Familysearch der Mormonen nennt als Namen seines Vaters allerdings einen gewissen Edwin Wolfstern.
Gebürtiger Bergedorfer soll den längsten Namen der Welt haben
Die Bergedorfer Zeitung befasste sich schon im Jahr 1979 mit dem Rekordhalter und konstatierte, dass es keinen Beleg gebe, dass ein Mann dieses Namens im Jahr 1904 in Bergedorf zur Welt kam, weder in den Unterlagen des Standesamts noch in den Annalen der Kirche. Die bz kontaktierte damals stattdessen den selbsternannten Ufo-Experten Erich von Däniken, dessen Interesse durch die Erwähnungen von Raumschiffen, Planeten und neuen Rassen geweckt worden war. Von Däniken hatte Wolfeschlegelsteinhausenbergerdorff Sr in seinem Buch „Prophet der Vergangenheit“ erwähnt und sah in der in kaum verständlichem Deutsch erzählten Geschichte einen Beleg für den Besuch von „außerirdischen Astronauten“ auf der Erde.
Eine wahrscheinlichere Theorie dürfte sein, dass der gebürtige Bergedorfer seinen Namen bei der Einwanderung in die USA fantasievoll anpasste. Dass Immigranten bei der Ankunft in Ellis Island in New York den zuständigen Beamten einen beliebigen Namen in den Block diktieren konnten, ist laut US-Einwanderungsbehörde zwar ein Mythos – die Namen wurden von den offiziellen Passagierlisten der Einwandererschiffe übernommen. Doch spätestens bei der Einbürgerung dürfen Einwanderer bis heute ihren Namen ändern. Die lange Form des Namens war 1938 erstmals im Telefonbuch von Philadelphia aufgetaucht.
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Der Rekordhalter arbeitete in den USA – etwas ironischerweise – als Schriftsetzer und hatte im Alltag einen pragmatischen Ansatz zu seinem Namen. Aus seiner Vornamen-Phalanx (einer für jeden Buchstaben des Alphabets) wählte er Hubert Blaine als Rufnamen, den Nachnamen kürzte er ab und firmierte deswegen auch als „Wolfe +585, Sr.“, „Wolfe +590, Senior“ oder „Hubert B. Wolfe +666, Sr.“ Als 1952 der Philadelphia Inquirer darüber berichtete, dass das Namensungetüm im Wählerregister auftauchte und der Journalist ein „u“ im Nachnamen vergaß, verlangte Hubert Blaine allerdings prompt eine Korrektur. Trotzdem kursieren bis heute zahlreiche Varianten seines Namens.
Wolfeschlegelsteinhausenbergerdorff starb am 24. Oktober 1997. Er hinterließ zwei Söhne: Hubert Blaine Jr. und Timothy Wayne. Die beiden Sprösslinge scheinen sich aber dagegen entschieden zu haben, den Bandwurmnamen ihres Vaters weiterzutragen. Jedenfalls finden sich keine entsprechenden Spuren im Internet. Das Guinessbuch führt Hubert Blaine dagegen bis heute unter dem Rekord „längster persönlicher Name“, wie der Verlag der Bergedorfer Zeitung auf Nachfrage mitteilte.