Hamburg. Schulsenatorin spricht von „Photovoltaik-Offensive“. Wie groß der Einsparungseffekt ist und warum er unterschiedlich hoch ausfällt.

Das Gymnasium Bornbrook und die Grundschule Schule Ernst-Henning-Straße haben es schon längst. Auch das rote Haus der Bergedorfer Stadtteilschule bekam im Frühjahr eine Photovoltaik-Anlage aufs Dach: Und „auf dem Zentralgebäude ist alles vorbereitet, der Aufbau für 2025 eingeplant“, sagt Schulleiter Thimo Witting. Hamburgs Schulbehörde macht kräftig Dampf und hat sich zum Ziel gesetzt, alle rund 460 Schulstandorte mit einer PV-Anlage auszurüsten. Schulsenatorin Ksenija Bekeris (SPD) nennt das „Photovoltaik-Offensive“.

Bereits 62 Anlagen verfügen über eine installierte Leistung von 4,22 Megawattpeak (MWp ist eine Maßeinheit, die die maximale Leistungskapazität einer Solaranlage unter idealen Bedingungen beschreibt), die möge sich bis Ende 2025 mit weiteren 64 Anlagen verdoppeln.

Einsparungen an Schulen zwischen 25 und 35 Prozent

Im Bezirk Bergedorf geht es zügig voran, konkret in Planung ist Photovoltaik zudem an den Grundschulen in Nettelnburg, Kirchwerder und an der Sander Straße. Installation und Betrieb übernimmt die Hamburger Energiewerke GmbH, deren Pressesprecher David Kappenberg sagt: „In der Regel wird der PV-Strom primär direkt an den Gebäudenutzer vor Ort geliefert, hier die jeweilige Schule. Der nicht vor Ort genutzte Strom aus den Photovoltaikanlagen wird in das öffentliche Netz eingespeist. Dort wird er nach der Größe der Anlage und den Regeln im EEG weitergegeben beziehungsweise vermarktet.“

Für das Klima sollen sich die Investitionen lohnen, so etwa bei der Grundschule am Max-Eichholz-Ring: „Mit einem jährlichen Verbrauch von rund 90.000 Kilowattstunden Strom sorgt die PV-Anlage mit einer Leistung von 50 Kilowatt Peak für eine rechnerische Einsparung von rund 25 Prozent“, rechnet Imme Mäder vor, Pressesprecherin der Finanzbehörde. Noch besser sehe es an der Grundschule Fünfhausen-Warwisch aus: Mit einem jährlichen Verbrauch von rund 60.000 Kilowattstunden Strom sorge die PV-Anlage mit einer Leistung von 39 Kilowatt Peak für eine rechnerische Einsparung von rund 35 Prozent.

Durch Ausbildung eigener „Solarteure“ personell gut aufgestellt

Je nach Dachfläche sind die Einsparungen unterschiedlich, das gilt auch für die bereits bestehenden Anlagen an den Schulen in Ochsenwerder, Kirchwerder, am Weidemoor und am regionalen Bildungs- und Beratungszentrum in Lohbrügge. Dazu kommen die Solarflächen auf den Sporthallen der Anton-Rée-Grundschule und des Gymnasiums Lohbrügge.

„Durch die Ausbildung eigener Solarteure sorgen wir dafür, dass wir auch personell gut aufgestellt sind, um den Ausbau zu meistern“, betont Michael Prinz, Geschäftsführer der Hamburger Energiewerke. Privatleute hingegen wissen um die Schwierigkeiten, fachkundige Monteure zu finden. Dennoch rät Thorsten Peters auch Privatleuten, genau jetzt zu investieren. Der Boberger ist Projektleiter für Photovoltaik-Anlagen und glaubt, dass „im nächsten Jahr die Preise für die Anlagen wieder steigen werden, wenn sich der Strommarkt neu sortiert“.

Thorsten Peters
Thorsten Peters aus Boberg verkauft Photovoltaik-Anlagen und setzt auf Energiegemeinschaften. © bgz | Andreas Müller

Mit dem Paragrafen 14a im Energiewirtschaftsgesetz werde sich ab 2025 vieles ändern, es geht um mehr Flexibilität fürs Netz und reduzierte Netzentgelte für Kunden: „Ab nächstem Jahr muss auch Stromnetz Hamburg nachts zwei Stunden lang ein Billigtariffenster anbieten. Die Idee dahinter ist eine Verteilung in den Stadtteilen, dass zum Beispiel nicht alle gleichzeitig in einer Bergedorfer oder Volksdorfer Straße ihre Wärmepumpe oder das E-Auto bedienen. Es soll also eine Entlastung des öffentlichen Netzes sein“, erklärt Peters, der außerdem auf dynamische Preise setzt, die von der Leipziger Strombörse veröffentlicht werden.

„So könnte man für den Strom vom eigenen Dach bloß 7 Cent pro Kilowattstunde bezahlen, statt den Strom für 36 oder 38 Cent einzukaufen.“ Wobei niemand nachts zwei Stunden in den Keller müsse: Wann es die besten Preise gibt, regelt ein Energiemanagementsystem, das sowohl die Börse als auch die Wetterdaten im Blick hat.

Bei einer Stromrechnung von 1200 Euro im Jahr rechnet sich das Ganze erst nach 10 bis 15 Jahren

Mit Spannung erwartet der Photovoltaik-Fan auch die Erneuerbare-Energien-Richtlinie RED II, die es künftig erlaubt, Energiegemeinschaften zu gründen: „Dann könnte ich zum Beispiel meinen gesparten Strom für 20 Cent an den Nachbarn verkaufen“, sagt Thorsten Peters. Er hofft, dass etwa Bau- und Solargenossenschaften eine App aus der Taufe heben, die „ähnlich wie bei den Tank-Apps die günstigsten Preise anzeigt, man sich einfach einwählen kann“.

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Also nicht nur Großkunden und Schulen werden von Photovoltaik profitieren, ebenso Eigentümer selbst kleiner Häuser, rät der Fachmann, der in Schneverdingen bei der Photovoltaik Nord GmbH arbeitet. Für ein Reihenhaus kalkuliert er zehn Solarmodule auf 20 Quadratmetern, die es zusammen auf 4500 Watt im Jahr bringen. „Allerdings kostet der Verbau etwa 15.000 Euro. Wenn man sonst eine Stromrechnung von jährlich 1200 Euro hat, amortisiert sich das Ganze also erst nach 10 bis 15 Jahren.“