Hamburg. Bergedorfs soziale Einrichtungen sind sanierungsbedürftig, Hamburg muss helfen. Doch das genügt nicht. CDU und SPD fordern Umdenken.

Der Zahn der Zeit nagt mittlerweile so massiv an Bergedorfs Kinderhäusern, Jugendtreffs und Familien-Förderzentren, dass sich der Bezirk die teils dringend erforderliche Sanierung nicht mehr leisten kann. Wie eine Anfrage der CDU in der Bezirksversammlung ergab, summieren sich die angemeldeten Finanzierungsbedarfe bei der Sozialbehörde auf mittlerweile 7,6 Millionen Euro für den kommenden Hamburger Doppelhaushalt 2025/26. Das sind nochmal 65 Prozent mehr, als die 4,6 Millionen Euro, die Bergedorf für die Jahre 2023/24 geltend machte.

„Es gibt viel zu tun. Aber wir sind an vielen dieser Baustellen schon planerisch dran, teils sogar kurz vor der Umsetzung“, sagte Bezirksamtsleiterin Cornelia Schmidt-Hoffmann im jüngsten Hauptausschuss. Sie verwies auf den jetzt startenden Neubau des Jugendzentrums Clippo am Bockhorster Weg in Boberg: 1,67 Millionen Euro werden dort investiert. Hinzu kämen knapp 1,2 Millionen Euro für die Grundsanierung des Jugendzentrums Juzena in Neuallermöhe, wo die Arbeiten nun kurzfristig ebenfalls beginnen sollen.

Fast alle Jugendzentren und Spielhäuser mit Sanierungsbedarf in sechs- bis siebenstelliger Höhe

Auch für die Instandsetzung des maroden Altbaus vom Haus der Jugend Heckkaten, dem sogenannten Pink Haus, liegen laut Schmidt-Hoffmann fast 1,6 Millionen Euro bereit. Hier liefen aber erst einzelne, kleinere Maßnahmen, so die Bezirksamtsleiterin. „Für die eigentliche Sanierung werden noch verschiedene Realisierungslösungen durchgespielt.“ Das werde noch einige Zeit in Anspruch nehmen.

Pink Haus
Das Haus der Jugend Heckkaten, genannt „Pink Haus“, am Oberen Landweg. © bgz | Anne Strickstrock

Alle drei Großprojekte werden allerdings aus dem laufenden Hamburger Doppelhaushalt finanziert. Die für 2025/26 beantragten 7,6 Millionen Euro sind für die Zukunft anderer Bergedorfer Häuser erforderlich: Unter anderem schlagen die Sanierungen der Spielhäuser Friedrich-Frank-Bogen in Bergedorf-West, Marta-Damkowski-Kehre in Neuallermöhe-Ost und Kiebitz in Neuallermöhe-West mit jeweils gut 700.000 Euro zu Buche. Der Mädchentreff Neuallermöhe braucht fast 900.000 Euro, das Jugendzentrum Stein-Juz knapp 700.000 Euro und das Jugendzentrum Kirchwerder fast 500.000 Euro.

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„Die Lage ist problematisch“, fasste Cornelia Schmidt-Hoffmann im Hauptausschuss zusammen. „Wir müssen darauf hoffen, die erforderlichen Mittel aus Hamburg in 2025 und 2026 auch tatsächlich zu bekommen.“ Für CDU-Fraktionschef Julian Emrich ist diese Abhängigkeit vom guten Willen des Senats und der Hamburger Behörden ein Konstruktionsfehler der Struktur des Haushalts der Einheitsgemeinde Hamburg: „Wir investieren hier in Bergedorf schon seit vielen Jahren große Teile aus unseren Gestaltungsfonds in den Betrieb der sozialen Einrichtungen im Bezirk. Das muss sich ändern, denn eigentlich sich die Gestaltungsfonds zum Gestalten da und nicht dafür, Regelausgaben der Stadt zu ersetzen.“

Das unterstrich auch Emrichs sozialdemokratische Kollegin Katja Kramer: „Für den Bau neuer Häuser ist relativ schnell Geld da, aber eben nicht für die Unterhaltung und den laufenden Betrieb, also die tägliche Arbeit in den einzelnen Jugend-, Kinder- oder Familien-Einrichtungen“, sagte die SPD-Fraktionsvorsitzende in der Bezirksversammlung und regte an, neu zu denken: „Werden in unserer wachsenden Stadt heute Quartiere geplant, braucht es nicht immer auch neue, teure Häuser.“ Diese millionenschweren Investitionsmittel könnten auch kreativer eingesetzt werden, also in die eigentliche Arbeit der Teams vor Ort fließen.