Hamburg. Fraktion lehnt Bergedorfs Beteiligung an Anti-Rassismus-Woche ab. SPD und Grüne stellen Reinhard Krohn in Bezirksversammlung zur Rede.
Eine Beteiligung Bergedorfs an den „Internationalen Wochen gegen Rassismus“ im März 2025? „Nein“, sagt die AfD in der Bezirksversammlung. „Bei einer solchen Veranstaltung wird zu 60 bis 70 Prozent nur über die AfD geredet. Dabei verbreiten wir in Hamburg und Bergedorf keinen Hass und keine Hetze“, begründete Fraktionschef Reinhard Krohn die geschlossene Ablehnung der siebenköpfigen Vertretung der Rechtsaußen-Partei in Bergedorfs Bezirksparlament am Donnerstag. „Die Wahrheit ist doch, dass uns als AfD Hass und Hetze entgegengebracht werden.“
Einmal am Rednerpult fand sich Krohn im Kreuzverhör der anderen Fraktionen wieder. Vor allem SPD und Grüne setzten ihr Versprechen um, die Reden und Anträge der AfD nicht länger zu ignorieren oder niederzustimmen, sondern ihnen mit Argumenten entgegenzutreten. So wollte SPD-Fraktionschefin Katja Kramer wissen, wieso die Abschiebe-Gesänge von einer Wahlkampfparty in Brandenburg von der AfD gezielt in den sozialen Medien verbreitet werden. Krohn ging darauf nicht inhaltlich ein, sondern sprach von „nur zwei jungen Leute“, die da gesungen hätten. Und es sei für ihn „noch nicht mal klar, ob das überhaupt Mitglieder meiner Partei waren“.
Bergedorfs AfD-Fraktionschef kommt ins Schwitzen – seine Parteikollegen bleiben wie immer stumm
Simone Gündüz (SPD) legte nach und wollte wissen, wie sich Bergedorfs AfD-Fraktionschef zum Thema „Remigration“ verhalte, das vor gut einem Jahr bei einem Treffen von Rechtsaußen-Politikern in Potsdam diskutiert wurde. „Das sind alles Lügen der linken Kräfte in unserem Land“, schlüpfte Reinhard Krohn in die typische AfD-Opferrolle. Seine Partei sei auch nicht rechtsradikal, sondern „national-konservativ“ – und der vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextrem eingestufte Thüringer Partei- und Fraktionschef Björn Höcke nur „Mitglied des rechten Flügels unserer konservativen Partei“.
Grünen-Fraktionschefin Lenka Brodbeck platzte bei diesen Worten der Kragen: „Was ist an ihrer Politik noch konservativ? Und wie passt sie zur Lebenswirklichkeit in Bergedorf, wo wir heute rund 41 Prozent der Menschen einen Migrationshintergrund haben? Sollen die alle abgeschoben werden?“, wollte sie wissen. Jetzt stellte Krohn das Konservative in der AfD als „lebensbejahend“ dar. „Aber Sie und Ihre Parteien haben in den vergangenen Jahren zu viele Menschen nach Deutschland reingelassen“, sagte er in Richtung von Grünen und SPD. Da müsse eben gegengesteuert werden. Doch wie genau, das ließ er offen. Nur soviel: „Die AfD sagt seit 2014, wie es besser geht.“
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Während Krohn am Rednerpult ins Schwitzen kam, blieben seine sechs Fraktionskollegen stumm. Wie immer, seit die AfD vor zehn Jahren in die Bezirksversammlung einzog. Und mit einer „Internationalen Woche gegen Rassismus“ wird sich Bergedorfs AfD nun aber trotz, oder gerade wegen Reinhard Krohns denkwürdigem Auftritt konfrontiert sehen: Gegen die Stimmen der Rechtsaußen-Partei wurde das Bezirksamt von allen anderen Fraktionen beauftragt, ein Konzept für und die Finanzierung von Bergedorfer Projekten gegen Haas und Hetze zu entwickeln. Sie werden vom 17. bis 30. März 2025 im Bezirk laufen.