Hamburg. Kriminelle geben sich als Handwerker aus. 83-Jährige fällt auf Trick rein. Ermutigt versuchen es die Täter am nächsten Tag erneut.

Betrüger waren in dieser Woche an zwei Tagen in Kirchwerder unterwegs. Sie klingelten am Dienstag, 24. September, gegen Mittag an der Haustür einer alleinstehenden 83-Jährigen, gaben sich als Handwerker aus und boten an, das Dach des Hauses der Seniorin zu reparieren. Dieses sei kaputt und eine Reparatur notwendig, betonte einer der Männer, den die Frau in ihr Haus gelassen hatte.

Der Mann bat um einen Kaffee und bekam ihn auch, berichtet die Seniorin, die sich in ihrem Wohnzimmer mit ihm „nett unterhalten“ habe, während mindestens ein Kollege im Wagen wartete. Der Mann habe betont, dass er gläubig sei und die Bibel kenne. Seine Preisvorstellung für die Dachreparatur war dann allerdings unchristlich. 8000 Euro verlangte der Mann, in bar und ohne Rechnung.

Betrug in Kirchwerder: Vermeintliche Dachdecker entlocken Seniorin 8000 Euro

Die 83-Jährige ließ sich trotzdem auf das Geschäft ein. Sie schnappte sich ihren Gehwagen und spazierte zur nahe gelegenen Vierländer Volksbank am Süderquerweg 105. Dort habe man ihr die gewünschte Summe sofort ausgezahlt, ohne Nachfragen. „Ich bin dort eine gute Kundin. Leider haben die sich nicht über die große Summe gewundert“, sagt die Seniorin, die anonym bleiben möchte.

Die vermeintlichen Dachdecker hatten in ihrem Wagen, einem hellen Ford-Transporter, vor dem Haus der Frau auf sie gewartet. Sie überreichte ihrem Ansprechpartner, den sie als hochdeutsch sprechenden Mann über 50 bezeichnet, die 8000 Euro und bat um eine Quittung. Daraufhin ließ der Mann seinen Kollegen, den er als „Chef“ bezeichnete und der im Gegensatz zu ihm Handwerkerkleidung trug, einen „Wisch“ ausstellen, auf dem der Name der Seniorin falsch geschrieben war.

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Erst da „und auch weil alles so schnell ging“, wurde die 83-Jährige stutzig. Dann seien die Betrüger aus der Siedlung gefahren, sagt die Seniorin. Zuvor hatten sie die Leiter für wenige Minuten ans Dach gestellt. Die 83-Jährige rief die Polizei. Kurz darauf standen Polizisten vom Bergedorfer Polizeikommissariat 43 vor ihrer Haustür und nahmen eine Anzeige wegen Betrugs auf.

Am Tag darauf stehen die dreisten Betrüger erneut vor der Tür

Am Tag darauf, Mittwoch, 25. September, klingelte es wieder zur Mittagszeit gegen 13.20 Uhr an der Tür der Frau – während unser Reporter gerade mit ihr über die Vorkommnisse am Vortag am Telefon sprach. Erneut stand der Sprecher der vermeintlichen Handwerker draußen. Er und seine Kollegen seien ja am Vortag nicht mit der Arbeit fertiggeworden, meinte der Mann – gut hörbar auch für unseren Reporter. Die Dacharbeiten könnten nur fortgesetzt werden.

Dies lehnte die Seniorin ab und schloss die Tür. Inzwischen war eine Nachbarin stutzig geworden, die mitbekommen hatte, dass am Tag zuvor die Polizei vor dem Nachbarhaus geparkt hatte. Die Frau hatte einen kurzen Wortwechsel mit den Ganoven. „Es befanden sich mindestens drei Männer in dem Transporter“, sagt die Frau, die ebenso wie der Reporter der Bergedorfer Zeitung die Polizei alarmierte. Die Polizei leitete eine Sofortfahndung mit mehreren Streifenwagen ein. Sie verlief bisher erfolglos. Die Kriminalpolizei ermittelt.