Hamburg. Verein organisiert buntes Fest vor St. Nikolai. Was das Dorf ausmacht und warum die Bewohner sich trotzdem um die Zukunft sorgen.

Die „Dorfgemeinschaft Billwärder an der Bille“ feierte mit etwa 250 Gästen am Gemeindehaus der Kirche St. Nikolai Billwerder Billdeich 140 ein klassisches Dorffest mit Getränken, Kaffee und Kuchen und Musik. Die Hüpfburg durfte natürlich auch nicht fehlen, so wurde an jede Altersgruppe gedacht. „Vor 17 Jahren haben wir das letzte Fest organisiert und dachten, dass es mal wieder an der Zeit sei“, betont Vorstandsmitglied Sanne Klönne.

Billwerder
Sanne Klönne und Jan Diegelmann vom Vorstand des Vereins „Dorfgemeinschaft Billwärder an der Bille“, der erstmals nach 17 Jahren ein Dorffest organisierte. © Gabriele Kasdorff | Gabriele Kasdorff

Bei der Begrüßung stellten die Organisatoren mit einer Fragerunde fest, dass die Mehrheit der anwesenden Bewohnerinnen und Bewohner von Billwerder entweder schon sehr lange hier leben oder im Dorf geboren worden sind. Die Altersspanne der Anwesenden reichte von drei Monaten bis zu 88 Jahren. Die Vorstandsmitglieder Sanne Klönne und Jan Diegelmann arbeiten seit vielen Jahren im Vorstand des Vereins, dessen Schwerpunkt der Umweltschutz und die Erhaltung der Natur, sowie Kunst, Kultur und Denkmalschutz im Dorf ist.

Oberbillwerder: Mega-Bauprojekt mit 7000 Wohnungen würde Dorfcharakter zerstören

„Wir leben beide seit mehr als 15 Jahren auf dem Billdeich“, sagt Sanne Klönne. Diegelmann ergänzt: „Billwerder ist für uns und die meisten Bewohner etwas ganz Besonderes, die dörfliche Struktur mitten in der Stadt, das lange Straßendorf mit seinen vielen Landschaftsfenstern, das gibt dem Leben hier einen ganz besonderen Charme.“ Beide fahren mit dem Fahrrad oder öffentlichen Verkehrsmitteln zum Job und möchten die geschützten Tier- und Pflanzenarten im Dorfgebiet vor dem Bau des Viertels Oberbillwerder schützen.

Billwerder
Billwerder, das Straßendorf entlang der Bille, ein Idyll inmitten der Natur. © Gabriele Kasdorff | Gabriele Kasdorff

Das sieht die überragende Mehrheit der etwa 2000 Bewohner, mit dem Quartier Gleisdreieck am Mittleren Landweg sind es mittlerweile 3000, genauso, betonen die Vorstandsmitglieder. Jan Diegelmann zu den Bauplänen der Stadt: „Für Oberbillwerder sind etwa 7000 Wohnungen geplant, dann würden wir den Dorfcharakter vollkommen verlieren. Und die Natur gravierend schädigen. Allerdings rechnen wir nicht mit einer Entscheidung vor der Wahl in Hamburg im März 2025, danach wird es vermutlich verabschiedet.“

Alteingesessene Bewohner stellen sich gegen den Bau von Oberbillwerder

„Wir möchten nicht, dass Billwerder versiegelt wird, die Leute sind hier klar gegen Oberbillwerder. Schließlich wäre es auch möglich in Wilhelmsburg oder im Hafengebiet zu bauen“, meint Sanne Klönne. Dem kann Anke Wincenciusz nur beipflichten: „Oberbillwerder, das braucht man hier wirklich nicht. Ich habe an den Demonstrationen teilgenommen und hoffe, dass wir Erfolg haben und hier nicht gebaut wird“, sagt die 74-Jährige, die in Billwerder geboren ist und dort die Natur und die nette Nachbarschaft liebt.

Billwerder
Die Nachbarn Elsa Korf, Hans Meier und Anke Wincenciusz sind gebürtig aus Billwerder und gegen den Bau von Oberbillwerder in ihrer schönen Heimat. © Gabriele Kasdorff | Gabriele Kasdorff

Ebenso wie ihre Nachbarin Elsa Korf: „Wir sind alle vor über 70 Jahren hier geboren, hier ist es einfach schön.“ Hans Meier (76), der sein ganzes Leben am Billwerder Billdeich verbracht hat, sieht es ebenso: „Ich habe hier als selbständiger Gärtner gearbeitet, meine Kinder und Enkelkinder leben bei uns mit auf dem Grundstück. Die ganze Familie ist hier zu Hause und zusammen.“

Autobahn und Flugverkehr hat Billwerder bereits einen Teil der Ruhe genommen

Der Bruder von Anke Wincenciusz, Friso Flint hat eine etwas differenziertere Sichtweise auf sein Heimat: „Ich bin hier geboren und zu Hause, aber das Gefühl hat sich etwas verändert. Es ist in Billwerder durch Autobahn und Flugzeuge sehr laut geworden. Wenn ich mit meinem Lastenfahrrad und dem Neufundländerwelpen auf die Straße fahren möchte, ist es schon zu manch gefährlichen Situationen aufgrund des starken Verkehrs gekommen.“ Aber auch er liebt die Natur und möchte dieses ansonsten idyllische Straßendorf, das die Herzensheimat aller ist, nicht missen wollen.

Auch interessant

Das zusätzliche Verkehrsaufkommen durch Oberbillwerder, die Zerschneidung der Landschaft durch drei weitere Straßen, die Überlastung der Naturschutzgebiete und der Wegfall der natürlichen Klimaregulation von Bergedorf sind einige der Argumente der betroffenen Bürger gegen das Mega-Bauprojekt auf grüner Wiese.

Dorfgemeinschaft Billwärder an der Bille hat etwa 140 Mitglieder

Aber bei aller Ernsthaftigkeit und Sorgen um den Bestand des Dorfes Billwerder, an diesem Sonnabend wurde gefeiert, die Nachbarschaft verfestigt und neue Kontakte geknüpft, die den Wert einer intakten Gemeinschaft in dörflicher Struktur ausmacht. Wer mehr über den etwa 140 Mitglieder starken und aktiven Verein „Dorfgemeinschaft Billwärder an der Bille“ erfahren möchte, kann dies im Internet unter www.billwerder-dorfgemeinschaft.de.