Lohbrügge. Volkshochschul-Chefin hofft auf enge Kooperation und zusätzliche Kurse. Doch die bevorstehenden Bauarbeiten sorgen auch für Probleme.
Beim Blick aus dem Fenster ihres Chef-Büros überkommt Angelika Ruiz Merino mittlerweile etwas Wehmut: Die Tage sind gezählt, an denen die Leiterin der Volkshochschule Bergedorf-Billstedt noch auf das viele Grün und den kleinen Parkplatz hinter dem Haus schauen und die Ruhe genießen kann. Schon in wenigen Wochen rollen nebenan die Bagger an, um Platz zu schaffen für die neue Stadtteilschule Leuschnerstraße. Und sie werden auch den kleinen Park der VHS umgestalten – zur Anlieferzone für Lkw, die die Mensa des imposanten Neubaus für 880 Schüler ver- und entsorgen.
„Mit der Idylle ist es hier vorbei“, weiß die 53-jährige Rahlstedterin, die seit Mai 2020 die VHS an der Leuschnerstraße leitet. Aber sie nehme das gern in Kauf, wenn Gründungsschulleiter Thomas Lutter nebenan sein Versprechen einlöst, das der bei der Projektpräsentation im Frühjahr 2023 gemacht hat: Er freue sich auf vielfältige Kooperationen, sagte er damals mit Blick auf die Sportvereine und die Bewohner Lohbrügges. „Ich bin mir sicher, dass er damit auch uns als direkte Nachbarn gemeint hat“, sagt die VHS-Chefin, die an den vielen Besonderheiten interessiert ist, die der hochmoderne, 48 Millionen Euro teure Neubau nach seiner Einweihung zu bieten hat, die für Sommer 2027 geplant ist.
Kochkurse sehr gefragt: VHS-Chefin will auch Kurse in Lehrküche der Stadtteilschule anbieten
Besonders die Mensa selbst hat Ruiz Merino dabei im Blick. Neben dem Potenzial, das VHS-Team samt seiner Kursteilnehmer etwa bei ganztägigen Bildungsurlaubsangeboten gleich mitzuversorgen, verfüge sie schließlich auch über eine angeschlossene Lehrküche. „Kochkurse sind schon seit Jahren sehr gefragt. Nur konnten wir diesen Trend mangels eigener Räumlichkeiten nie mitgehen. Das wird sich in drei Jahren nun hoffentlich ändern.“
Die gleiche Gastfreundschaft erhofft sich die VHS-Chefin auch im Blick auf die großzügigen Fachräume für Kunst, Musik und Theater sowie jene für handwerklichen Unterricht bis hin zum Modedesign. „Das sind alles Themen, die bei uns sehr stark nachgefragt sind“, schaut sie ferner auf die geplante große Aula der Stadtteilschule und natürlich ihre Sporthalle: „Sie könnten von nachmittags ab 17 Uhr bis in den Abend unsere Gesangs- und natürlich die vielfältigen Fitness-Angebote von Zumba bis Pilates beherbergen“, sagt Angela Ruiz Merino, die durch eine enge Kooperation mit der Stadtteilschule davon ausgeht, ihr Seminarangebot um bis zu zehn Prozent auszubauen. „Eigentlich könnte das bei der großen Nachfrage in Bergedorf sogar noch mehr werden, aber das schaffen wir mit unserem Personal nicht.“
Comic-Zeichen, Roboterbau, Modedesign – VHS will auch Ferienangebote für die Stadtteilschüler machen
Insgesamt verfügt die VHS Bergedorf-Billstedt über zehn festangestellte Mitarbeiter, einschließlich der Chefin. Sie organisieren bis zu 800 Kurse im Jahr, also 400 pro Semester. Die Teilnehmerzahlen liegen bei gut 6000, die der Kursleiter auf Honorarbasis bei 170. Dabei macht der Bezirk Bergedorf rund 80 Prozent der Angebote aus, Billstedt liegt bei nur 20 Prozent. Das Alter der Teilnehmer liegt im Durchschnitt bei etwas über 50 Jahren. Die Kurse im Bezirk Bergedorf werden neben dem VHS-Haus an der Leuschnerstraße auch im Körberhaus und im KulturA angeboten, zudem im Haus im Park, in der Holzwerkstatt der Berufsschule 07 in Bergedorf-West und in verschiedenen anderen Schulen.
Künftig könnte einiges davon in die neue Stadtteilschule gleich hinter dem VHS-Haus umziehen oder eben zusätzliche Kurse dort entstehen. Doch die Ideen von Angela Ruiz Merino reichen nicht nur nach nebenan, sondern von dort auch in die Volkshochschule: „Wir bieten hier schon seit Jahren in den Frühjahrs- und Sommerferien das Programm ‚junge VHS‘, bei dem sich Schüler ab zehn Jahren jeweils für eine Woche unter fachkundiger Anleitung zum Comic-Zeichnen, Roboterbau oder Modedesign treffen. Bisher sind das immer gut zehn Teilnehmer, aber mit der Stadtteilschule nebenan könnten die Zahlen durchaus beachtlich steigen.“
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Bevor es so weit ist, müssen nun aber erstmal die Bauarbeiten reibungslos über die Bühne gehen. Und da plagen Angela Ruiz Merino doch noch ein paar Sorgen. Zwar fühle sie sich vom zuständigen Landesbetrieb Schulbau Hamburg bisher gut informiert. „Doch nun steht der Baustart kurz bevor und noch immer bloß, dass es ‚im Herbst‘ soweit sein soll.“
Auch wenn das alles erstmal nebenan auf dem Gelände der Schule Leuschnerstraße passieren werde und die VHS nur Zuschauer sei, macht sie das schon unruhig: „Irgendwann steht ja auch die Umgestaltung unseres Parkplatzes an, müssen hier für die Lkw-Anfahrt zur Mensa doch ein Kreisverkehr eingerichtet und alle Stellplätze verlegt werden“, weiß Ruiz Merino. „Das wird nicht auf Zuruf gehen. Dafür brauchen wir einige Monate Planungsvorlauf. Denn die Stellplätze sind selbst während der Bauphase wichtig, damit unser Kursangebot durchgängig auch von Menschen mit Behinderung genutzt werden kann. Unser einziger barrierefreier Zugang führt nämlich vom heutigen Parkplatz, also von hinten ins Haus.“