Hamburg. Am Dünenweg in Lohbrügge laufen derzeit Sanierungsarbeiten, die das Problem sogar verschärfen sollen. Das sagt die Genossenschaft.

Der Haussegen hängt schief zwischen der Baugenossenschaft Bergedorf-Bille und zahlreichen ihrer Mieter am Dünenweg. Über 500 Wohnungen gehören dort zum Bestand, ein Areal gleich nördlich der B5, das in den 50er- und 60er-Jahren bebaut wurde. Heute sind die Rotklinkerbauten in die Jahre gekommen, vieles marode, sodass die Mieter bei Starkregen in ihren Kellern immer wieder knöcheltief im Wasser stehen. Gleichzeitig laufen seit Jahren umfangreiche Sanierungsarbeiten der Bergedorf-Bille im Quartier, was die Überflutungen im Keller aus Sicht der Bewohner noch zusätzlich verstärkt hat.

„Wir stehen hier regelmäßig knietief in unserem Abwasser und schöpfen unsere eigenen Fäkalien mit Eimern hinaus“, beschreibt Mieter Udo Evers, der der Baugenossenschaft deshalb und wegen des anhaltenden Baulärms am Dünenweg bereits eine Mietminderung angedroht hat. „An anderen Häusern in unserer Nachbarschaft läuft das Wasser sogar immer wieder durch die Wände in die Keller. Es waren schon Pumpen dort aufgestellt. Doch anstatt das Problem zu beseitigen, mauert die Bergedorf-Bille die Kellerzugänge von außen zu. Und nützen tut es nichts.“

Häuser der Bergedorf-Bille am Dünenweg: Immer wieder Wasser im Keller

Dass die umfangreichen Bauarbeiten der Genossenschaft das Problem bei den jüngsten Starkregen-Ereignissen Anfang August sogar noch verschärft haben, beschreibt Mieter Torsten Guse: „Wir hatten Wassereinbruch nicht nur an der bekannten Stelle, sondern nun auch extrem an der neu ausgehobenen Baugrube für die Heizungsleitungen in unserem Keller. Die war wegen des nicht ordentlich angeschlossenen Fallrohres schnell vollgelaufen. Und von dort aus ist das Wasser in den Keller gelaufen, da die Hauswand dort nicht abgedichtet ist.“

Die Situation sei „für uns Hausbewohner mittlerweile unerträglich geworden“, wirft Guse der Baugenossenschaft vor. Und Udo Ewers ergänzt noch den Ratschlag des für den Dünenweg bei der Bergedorf-Bille zuständigen Verwalters: „Er sagte, wir sollten einfach nichts auf dem Boden lagern.“ Regale schützten das Hab und Gut am besten, denn es sei nie auszuschließen, dass wieder Wasser eindringe.

Quartier Dünenweg ist Pilotprojekt für umfangreiche Sanierungsarbeiten

Eine Aussage, die Markus Tanne vom Vorstand der Baugenossenschaft Bergedorf-Bille auf Nachfrage unserer Zeitung bestätigt: „Das steht sogar in der Hausordnung. Und die gibt es schon seit Jahrzehnten.“ Den Ärger über das eindringende Wasser könne er „natürlich nachvollziehen. Und wir nehmen das ernst, haben dafür immer offene Ohren. Allerdings dürfte die Zahl der Starkregenereignisse angesichts des Klimawandels in Zukunft sogar noch zunehmen. Wasser im Keller wird es immer mal wieder geben, auch wenn wir im Quartier Dünenweg gerade dabei sind, genau dieses Problem anzugehen.“

Es gibt viel zu tun: Am Dünenweg gleichen manche Wohnblocks der Baugenossenschaft Bergedorf-Bille samt ihrem Umfeld einer Großbaustelle.
Es gibt viel zu tun: Am Dünenweg gleichen manche Wohnblocks der Baugenossenschaft Bergedorf-Bille samt ihrem Umfeld einer Großbaustelle. © bgz | Ulf-Peter Busse

Die von den Mietern kritisierten, schon seit über einem Jahr laufenden Bauarbeiten seien sogar noch weit umfangreicher: „Wir investieren hier einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag, um das gesamte Quartier Dünenweg energetisch und beim Hochwasserschutz auf den modernsten Stand zu bringen. Immerhin sind die Gebäude hier schon 70 Jahre oder sogar älter.“

Zentrales Heizhaus wird von Erdgas auf erneuerbare Energie umgestellt

Weitgehend vorangeschritten ist bereits die erste Bauphase, bei der es um die Isolierung der Fassaden, neue Dächer und das Austauschen von Fenstern und Türen ging. „Jetzt läuft gerade die Erneuerung des Fernwärmenetzes“, sagt Markus Tanne. „Die gesamten gut 500 Wohnungen werden schon seit ihrem Bau vom zentralen Heizhaus versorgt, das neben dem Hochhaus am Ladenbeker Furtweg liegt. Dort stellen wir von Gas auf erneuerbare Energien wie Erdwärme, Solarthermie und Luft-Wärmetauscher um.“

Weil die Heizenergie von hier im gesamten Quartier verteilt wird, müssen auch diese Leitungen ausgetauscht werden. „Da gehen wir natürlich auch in die Gebäude, teils auch durch die Keller hindurch. Dazu gehört auch die von Torsten Guse bemängelte Baustelle am Keller seines Hauses. Hier sollte dennoch kein neuer Wassereintritt passieren“, stellt Tanne klar.

Starkregen: Wasser aus Kanalisation staut sich zurück und flutet Kellerräume

Beim Blick auf die zugemauerten Außentreppen verweist er auf die in 2025 sowie 2026 anstehende dritte und letzte Sanierungsphase am Dünenweg: „Dann kümmern wir uns um das Thema Regenwasser. Dafür verschwinden schon jetzt die uralten Kellerzugänge von außen. Sie halten den Regenfluten am wenigsten stand.“

Doch das sei nur ein erster Vorbote der massiven geplanten Maßnahmen: „Der von den Mietern kritisierte Wassereintritt hat seine Ursache bei Starkregenereignissen nämlich oft gar nicht bei maroden Leitungen auf unserem Grundstück. Vielmehr kommt derart viel Wasser im Stadtteil zusammen, dass es die öffentliche Kanalisation unter den Straßen überfordert. Von dort drückt das Wasser dann zurück in die Keller“, sagt Markus Tanne, der die geschilderte Mischung mit Fäkalien zumindest für den Dünenweg infrage stellt: „In Lohbrügge gibt es ein Trennsiel, die Regen- und Schmutzwasser werden über getrennte Siele abgeführt.“

Bergedorf-Bille plant Versickerungsmulden und unterirdische Rigolen

Dass dennoch eine braune Flut zurück in die Häuser strömt, liegt aus Sicht des Genossenschaftsvorstands an den Sandeinlagerungen und anderen Fremdstoffen, die sich in der Regenwasser-Kanalisation angesammelt haben. „Dennoch gehen wir jedem Hinweis unserer Mieter nach und lassen jeden verschmutzten Keller von einer Fachfirma begutachten. Sollte es sich tatsächlich um Fäkalien handeln, wird natürlich alles umfangreich geräumt und desinfiziert.“

Um das Problem der überlasteten öffentlichen Siele nachhaltig anzugehen, hat die Bergedorf-Bille beschlossen, umfangreiche Versickerungsanlagen auf den eigenen Grundstücken zu installierten. „Da wird der Dünenweg in den beiden kommenden Jahre unser Pilotprojekt“, kündigt Markus Tanne weitere umfangreiche Arbeiten an. „Wir legen einerseits großflächige Mulden an, die sich wie temporäre Teiche immer mal wieder füllen und den Regen vor Ort versickern lassen. Zudem bauen wir Rigolen, die im Prinzip genauso funktionieren, aber unter der Erde liegen.“

Bergedorf-Bille: Nach dem Dünenweg werden Häuser am Wiesnerring saniert

Die verärgerten Mieter fordert Markus Tanne auf, alle Wassereinbrüche, aber auch Baulärm und sämtliche anderen Probleme direkt mit den Fachleuten der Baugenossenschaft Bergedorf-Bille zu erörtern. „Das jetzt offenbar bestehende Kommunikationsproblem müssen wir gemeinsam lösen, auch weil es sich für uns am Dünenweg um ein Pilotprojekt handelt. Starkregen und Baumaßnahmen werden in Zukunft eher mehr als weniger.“

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Sind die umfangreichen Sanierungsmaßnahmen am Dünenweg erst mal abgeschlossen, steht bei der Genossenschaft auch schon das nächste Großprojekt auf dem Terminplan: Dann ist das ebenfalls schon gut 60 Jahre alte Wohngebiet Wiesnerring an der Reihe.

Damit sich der Ärger dort in Grenzen hält und auch am Dünenweg wieder legt, wünschen sich die Mieter hier eine deutlich verbesserte Informationskultur ihrer Baugenossenschaft. Regelmäßige Rundschreiben und Aushänge in den Treppenhäusern wären sinnvoll, ebenso wie mehr Sprechzeiten beim Quartiersverwalter am Dünenweg. „Bisher ist er nur montags bis donnerstags von 13 bis 14 Uhr zu sprechen“, sagt Udo Evers, den die umfangreichen Bauvorhaben zum Versickern des Regenwassers überraschen: „Davon hat uns die Bergedorf-Bille bisher noch gar nichts verraten.“