Hamburg. Das Geschäft am Kirchenheerweg gibt es seit 1892, immer in Familienbesitz. Auf welche Standbeine die Inhaberin heute setzt.

Bei Feinkost Hillermann am Kirchenheerweg 5, schräg gegenüber vom Friedhof Kirchwerder, können die Kunden nun auch draußen satt werden. Vor dem Geschäft, das auch Frühstück und Mittagstisch anbietet, finden bis zu zehn Gäste an drei Tischen Platz, um belegte Brötchen, Hähnchenkeule, Krustenbraten, Kaffee und Kuchen und weitere Speisen und Getränke zu genießen. „Das Angebot wird gut angenommen“, sagt Bettina Holert. Die 60-jährige Curslackerin betreibt das Familienunternehmen in fünfter Generation.

Bettina Holert packt überall mit an, arbeitet hinter den Verkaufstresen mit Aufschnitt, Fleisch, Käse und Feinkostsalaten sowie in der Küche. Unterstützt wird sie von ihrer Tochter Ann-Kathrin Holert (35), die das Unternehmen eines Tages übernehmen wird. Ann-Kathrin Holert hat von allen acht Mitarbeitern den kürzesten Arbeitsweg: Sie wohnt mit ihrem Partner in dem 1701 erbauten Reetdachhaus, das der Familie gehört. Das Paar hat seine Wohnung im ersten Stockwerk, direkt über dem Ladengeschäft.

Feinkost Hillermann bietet jetzt auch Sitzplätze im Freien

Ihre Tochter sei zwar die Junior-Chefin, „aber wir bauen uns nicht als Chefinnen vor dem Personal auf“, betont Bettina Holert. „Wir sind hier eine große Familie. Und die Mitarbeiter, darunter zwei Männer, wissen sowieso was zu tun ist.“

Feinkost Hillermann
Bettina Holert in dem Bereich ihres Nahversorgers, der schon vor dem Anbau im Jahre 2006 existierte. Damals betrug die Verkaufsfläche nur etwa ein Viertel des heutigen Geschäfts. © Thomas Heyen | Thomas Heyen

Der Name „Hillermann“ stammt von Bettina Holerts Urgroßvater Ernst Hillermann, einem ihrer vier Vorgänger. Gegründet wurde das Einzelhandelsunternehmen aber schon von ihrem Ururgroßvater Peter Meyer, dem Schwiegervater von Ernst Hillermann. Seitdem ist es durchgehend in Familienbesitz. 2006 fügte Bettina Holert „Feinkost“ zu „Hillermann“.

Ururgroßvater der heutigen Inhaberin begann 1892 in seinem neu erworbenen Haus mit dem Handel

Peter Meyer war es auch, der das Haus für die Familie erwarb – im Jahre 1892 – und mit dem Handel begann. „Vorher war es ein reines Wohnhaus“, sagt Bettina Holert. „Mein Ururgroßvater handelte hier mit Plünnen und Kolonialwaren, war auch mit Pferd und Wagen unterwegs.“ Der erste Hauseigentümer hieß Peter Gülzaw.

Feinkost Hillermann
Ein historisches Foto, das um 1920 entstand. Es zeigt Bettina Holerts Urgroßvater Ernst Hillermann (links) mit einem Mitarbeiter auf seinem rollenden Verkaufswagen. © Thomas Heyen | Thomas Heyen

„Mein Großvater und mein Vater sind noch mit motorisierten Verkaufswagen durch die Vier- und Marschlande gefahren, haben Brot, Milch, Kuchen und andere Lebensmittel angeboten – erst mit einem umgebauten Pferdewagen, der hinter einen Lkw gespannt worden ist, später mit einem rollenden Ladengeschäft “, sagt Bettina Holert. „Meine Großmutter und auch meine Mutter haben währenddessen im Ladengeschäft gearbeitet.“ Das Geschäft war deutlich kleiner als heute. „Wir haben 2006 angebaut und die Ladenfläche dadurch etwa vervierfacht und das Sortiment deutlich erweitert. Das war kurz nachdem wir mit dem Verkauf vom Wagen aus aufgehört haben“, sagt die 60-Jährige.

Partyservice ist immer gefragter: „Die Menschen feiern gern und viel“, sagt die Chefin

Feinkost Hillermann umfasst auch einen Partyservice: „Wir liefern kalte und warme Speisen, neuerdings auch Fingerfood, in Hamburg und Umgebung aus“, sagt die Chefin. Geliefert werde ab Bestellungen für zehn Personen. Die Fahrtkosten werden nach Kilometern auf die Rechnung draufgeschlagen.

Feinkost Hillermann
Bettina Holert mit ihrer Tochter Ann-Kathrin Holert in dem Anbau von 2006. © Thomas Heyen | Thomas Heyen

Der Partyservice existiert seit 1989, wurde von Bettina Holert ins Leben gerufen, als sie 1989 in dem Unternehmen ihrer Eltern zu arbeiten begann. 15 Jahren lang war sie angestellt, 2004 übernahm sie das Geschäft. Die Nachfrage nach dem Partyservice sei über Jahrzehnte steigend: „Die Menschen feiern gern und viel. Wir beliefern auch häufig Busunternehmen, die Lunch-Pakete für ihre Fahrgäste auf Ausflügen benötigen“, sagt die Vierländerin.

Die Mitarbeiter wissen schnell, wer Bauchweh hat und wer frisch verheiratet ist

Älteren Stammkunden, die nicht mobil sind, werden auch die Einkäufe geliefert, berichten die beiden Frauen. Der Rundum-sorglos-Service umfasse auch das Packen von Präsentkörben. Die Kunden wissen ein Schwätzchen zu schätzen, berichtet die Chefin mit einem Lächeln: „Wir wissen schnell, wer Bauchweh oder Kopfschmerzen hat, wer nun verheiratet ist oder nicht mehr unter uns weilt.“

Auch interessant

Montags bis freitags werden täglich zwei verschiedene Mittagessen (8,50 bis 10,50 Euro) angeboten. Neben den neuen Außenplätzen können die Gäste auch drinnen Platz nehmen, auf sechs Barhockern am Fenster neben dem Eingang. „Wir kochen täglich frisch“, sagt Ann-Kathrin Holert. Neben den warmen Gerichten seien die Brötchen (15 Sorten) und Kuchen, die vom Hillermann-Team selbst gebacken oder von der Vierländer Bäckerei Bahn bezogen werden, besonders beliebt.

Geöffnet hat das Traditionsgeschäft bereits ab 6 Uhr morgens

Geöffnet ist montags bis freitags von 6 bis 18 Uhr, sonnabends von 6 bis 13 Uhr und sonntags von 8 bis 11 Uhr. Wie viele andere Betriebsführer auch, sucht Bettina Holert weitere Mitarbeiter. Erreichbar ist sie unter Telefon 040/723 03 78.