Hamburg. Das Ehrenmitglied half dem größten Verein des Bezirks aus finanzieller Schieflage. Nun ist er im Alter von 96 Jahren gestorben.
Wer rastet, der rostet: Nach diesem Credo lebte Werner Schröder, den alle nur „Erbse“ nannten, weil er in jungen Jahren einen Gemüsehandel besaß. „Man muss immer losgehen. Wer sich zu Hause auf den Stuhl setzt, ist meistens schon verloren“, sagte Schröder, Pardon „Erbse“, dem Autor dieser Zeilen, als er ihn kurz vor seinem 93. Geburtstag traf. Das war im Dezember 2020. Nun aber ist der große Förderer der TSG Bergedorf am 20. August im Alter von 96 Jahren gestorben.
Schröder hat sich so verdient um seinen Verein gemacht, dass die TSG glatt eine Sportstätte nach ihm benennen würde, wenn sie dies nicht bereits zu seinen Lebzeiten getan hätte. Schon seit 2012 trägt die Halle am Bult den Namen „Werner-Schröder-Halle“, zudem ist er seit 2007 Ehrenmitglied.
Vereine Hamburg: Trauer um Retter der TSG Bergedorf
Schröder, Jahrgang 1927, der als 17-Jähriger in den letzten Kriegstagen des Zweiten Weltkriegs noch zur Verteidigung Hamburgs zur Wehrmacht eingezogen wurde, musste sich in den Nachkriegsjahren strecken, um seine Familie durchzubringen. Nach diversen Jobs, unter anderem als Gemüsehändler und Hallenwart in „seiner“ Halle am Bult, stieg er 1961 beim Autohaus „Wulff & Bartsch“ ein, deren späterer Besitzer er wurde.
Die Konstante in seinem Leben war der Sport und die Bergedorfer Turnerschaft (kurz BT60) sein Verein, dem er ab 1940 angehörte. Daraus ging später die TSG Bergedorf hervor. Schröder war erst Turner, später Fußballer, dann Trainer und Funktionär, unter anderem als Fußball-Obmann, Kassenwart oder Landesfachwart der Prellballer. Diesen Sport betrieb er übrigens noch mit 93 Jahren aktiv beim SC Wentorf.
Der Ober-Baschi hat den Laden zusammengehalten
Und „Erbse“ war ein Baschi, Ober-Baschi sogar. Das ist eine Gruppe ehemaliger männlicher TSG-Vereinsfunktionäre, die sich um die Pflege des Vereinsarchivs sowie die Aufrechterhaltung der Traditionen kümmern. „Erbse hat uns zusammengehalten. Wir vermissen ihn“, sagt Wolfgang Drühmel (79). Als Sechsjähriger hatte er Schröder kennengelernt und feierte später als Spieler unter dem Obmann Schröder 1965 den Aufstieg der TSG-Fußballer in die dritthöchste Spielklasse.
Der Kontakt riss nie ab. Auch, weil „Erbse“ jung blieb und mit der Zeit ging. Er besaß Computer und Smartphone und nahm mit über 90 an Video-Konferenzen des erweiterten TSG-Vorstandes teil. Die Bergedorfer Zeitung las er im E-Paper.
Großzügige Spenden und Darlehen gegeben
Die Liste seiner Auszeichnungen war ähnlich lang wie die seiner Ämter. Unter anderem besaß er die Ehrennadel des Deutschen-Fußball-Bundes. Dass die TSG ihre finanzielle Schieflage nach dem Bau des Sportforums überstand, war auch Schröders Verdienst. Er half seinem Verein mit großzügigen Spenden und Darlehen aus der Patsche. „In jungen Jahren habe ich viel Gutes vom Verein gehabt. Jetzt hatte ich die Möglichkeit, es wieder gutzumachen“, begründete er sein Engagement.
Bis ins hohe Alter war „Erbse“ von früh bis spät unterwegs. Schließlich wollte Schröder nicht rosten, um schwerer fiel ihm die Corona-Zeit mit den Einschränkungen, als ihm vor Langeweile fast die Decke auf den Kopf fiel. „Dein ganzes Leben galt dem Ehrenamt“, schreibt Drühmel in seinem Nachruf, den die TSG veröffentlicht.
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Am 20. August ist Werner „Erbse“ Schröder, der seine Elfriede um ein Vierteljahrhundert überlebt hat, im Beisein seiner beiden Kinder nach längerer Krankheit gestorben. „Mit Werner Schröder verliert die TSG einen Menschen, der für den Verein gelebt hat und ich einen Freund. Wenn es in der Gesellschaft mehr solcher Menschen geben würde, bräuchten wir uns um die Demokratie keine Sorgen machen“, sagt der TSG-Vorsitzende Boris Schmidt. Eine Gedenkfeier in der Werner-Schröder-Halle ist in Planung.