Hamburg. Der Verein möchte zum Jubiläum ertmals historische Bewegtbilder der 1896 erbauten Sportstätte zeigen. Was sie so besonders macht.

27 Meter lang, 15 Meter breit: Zugegeben, die Fläche unter dem Dach, auf der sich Sportler austoben können, ist sehr beengt. Doch Prellballspieler, Rhönradfahrer oder Teilnehmer des Vater-Mutter-Kind-Turnens schreckt das nicht ab. Und ausgerechnet in dieser doch eher kleinen Halle der TSG Bergedorf haben viele Bergedorfer überhaupt ihre ersten turnerischen Erfahrungen gemacht.

Die Werner-Schröder-Halle am Bult liegt nicht nur direkt im Bergedorfer Zentrum – sie ist laut Thorsten Wetter, Stellvertretender Vorsitzender der TSG Bergedorf, auch die Keimzelle des heutigen Großsportvereins mit 8700 Mitgliedern. Zum 125-jährigen Bestehen der Sporthalle startet die TSG nun einen besonderen Aufruf.

TSG Bergedorf sucht nach historischen Bewegtbildern für das Jubiläum

Dieser kommt direkt aus dem Keller der Traditionssportstätte. Dort archiviert eine 14-köpfige Truppe alles, was mit der TSG-Historie zu tun hat – die „Baschis“. Zu diesen zählt auch Werner „Erbse“ Schröder. Namensgeber der Halle, langjähriger Turner und Fußballer, natürlich Club-Urgestein, TSG-Ehrenmitglied, dazu Gemüsehändler, was den Spitznamen erklärt. Trotz Fotos, Zeitungsausrissen, Wimpeln, Pokalen und vielem mehr – „Erbse“ bringt das Dilemma auf den Punkt: „Wir haben keine historischen Bewegtbilder von der Sporthalle.“

Doch genau solches Material wünschen sich die TSG-ler zu ihrer hoffentlich bald nachgeholten Jubiläumsfeier. Bei dieser soll ein kurzer Dokumentationsfilm mit historischen Filmaufnahmen über die Halle uraufgeführt werden. Er wäre der erste seiner Art zu dem Bauwerk, einer Halle, die am 29. November 1896 offiziell an der damaligen Schulstraße (heutiger Bult) eingeweiht wurde.

25.000 Mark hat der Bau 1896 gekostet

Eine historische Aufnahme der Sporthalle Bult (heutige Werner-Schröder-Halle).
Eine historische Aufnahme der Sporthalle Bult (heutige Werner-Schröder-Halle). © BGDZ | TSG Bergedorf

Billig war der Bau damals nicht. 25.000 Mark („Goldmark“) wurden für das kleine Schmuckstück fällig: 10.000 Mark für das Grundstück, 15.000 Mark für Material. Umgerechnet auf heutige Preise entspricht das etwa dem für einen Kunstrasenplatz heute – immerhin rund eine halbe Million Euro.

„Erbse“ Schröder hat noch handschriftliche Aufzeichnungen, welche Leute damals 25 Mark für den Hallenbau beisteuerten – was mehr als der Wochenlohn eines Maurers war.

Den Bau der Sporthalle Bult setzte damals federführend und fix die Bergedorfer Turnerschaft (BT 60) um. Als die Turnhalle stand, wurde sie nicht nur von Vereinssportlern genutzt. Fünf umliegende Schulen konnten hier Sportunterricht realisieren. Der Bergedorfer Sportsoziologe Hajo Schulke fasste die Attraktivität im TSG-Magazin so zusammen: „Die Nähe zu den Schulen, der Bergedorfer Innenstadt und dem neuen Villenviertel sorgten für die Popularität der Halle.“

Erweiterungen folgten immer am Puls der Zeit

Schnell aber reichte der Platz in der kleinen Sporthalle nicht mehr aus. Teilweise wurde das Gelände vor der Halle, auf dem heute ein Parkplatz angesiedelt ist, als Trainings- und Aufführungsort genutzt. Es folgten Erweiterungen immer am Puls der Zeit: Frauen-Umkleidekabinen, ein Anbau mit einem Fitnessstudio inklusive Sauna, ein weiterer mit einem Tanzsaal.

Und auch eine Fusion: Im Jahre 1921 schlossen sich Turnerschaft und Bergedorfer Männerturnverein zusammen – so entstand auf einen Streich ein Verein mit über 1000 Sportlern, der für die damalige Zeit innovative sportliche Angebote entwickelte. Es folgte im Jahr 1965 die Fusion mit der TSG Bergedorf.

Große Spende für die Halle aus den USA

Namensgeber Werner Schröder in der ältesten Halle Bergedorfs.
Namensgeber Werner Schröder in der ältesten Halle Bergedorfs. © BGDZ | Jan Schubert

An eine hübsche Episode kann sich Werner Schröder noch gut erinnern, was den ersten Anbau an die Sporthalle anbelangt. „Erbse“ berichtet aus dem Jahr 1928 von einem ehemaligen Turnkameraden namens „Amerika Meyer“ – der deshalb so hieß, weil er über den großen Teich hinweg in die USA ausgewandert war.

„Sein Sohn hat damals einen Scheck über 20.000 Reichsmark geschickt“, weiß Schröder noch. Der Gönner bekam damals auch ein Bronzeschild gestiftet, „doch das ist leider verloren gegangen“, sagt Schröder.

Turner, Hausmeister, Namensgeber und ganz vieles mehr

„Von außen“, sagt der mittlerweile 94-Jährige, „wurde an der Halle nichts verändert.“ Der Mann muss es wissen. Hier erlebte er als Leistungsturner nicht nur seine besten Stunden, sondern begann auch im Jugendalter mit zwölf Jahren den Sport an Reck, Barren und Ringen, zunächst in der Riege der BT 60.

Von 1956 bis 1963 wohnte Schröder mit seiner Frau Elfriede († 1999) zudem auf dem Grundstück der TSG am Bult, sie waren dort als Hausmeister-Ehepaar im Einsatz. Anlässlich seines 85. Geburtstags im Jahr 2012 wurde die Halle offiziell in „Werner-Schröder-Halle“ umgetauft, unter anderem auch ein Namensschild außen angebracht.

Halle ist das Herzstück der TSG Bergedorf

„Erbse hat den Verein immer gefördert“, sagt Thorsten Wetter über den Mann, der dem Verein auch ehrenamtlich und finanziell aushalf. Der 94-Jährige fühlt sich noch heute sehr geehrt: „Ich habe mich darüber sehr gefreut.“

Heute treiben etwa 2000 TSG-Mitglieder unter dem kleinen Hallendach regelmäßig Sport. Thorsten Wetter betont abermals den hohen Stellenwert der Halle: „Das ist das Herzstück der TSG Bergedorf. Ohne diese Grundlage wäre das Sportforum am Billwerder Billdeich nicht denkbar gewesen, und wegen dieser großen Bedeutung wäre es eben schön, bewegte Bilder von damals zu finden.“

Wer Filmmaterial von der Werner-Schröder-Halle besitzt, möge sich mit Thorsten Wetter in Verbindung setzen – entweder telefonisch unter 040/401 13 63 11 oder per E-Mail an thorsten_wetter@tsg-bergedorf.de.