Bergedorf. Krankenhaus in Bergedorf erweitert sein medizinisches Angebot. Chefarzt erklärt, was das Tückische an der „Schaufensterkrankheit“ ist.
Klingt schon in gewisser Weise spaßig, ist es aber überhaupt nicht: Die sogenannte „Schaufensterkrankheit“ ist ein ernsthaftes Warnsignal, dass eine Atherosklerose in den Beingefäßen vorliegen könnte, also eine Verschlusserscheinung, die die Durchblutung einschränkt und zu Schmerzen speziell in der Wade führt. Diese „Verkalkungskrankheit“ wird deshalb so betitelt, weil der Betroffene beispielsweise in einer Einkaufshalle maximal 20 Meter am Stück gehen kann, bevor er schmerzgeplagt eine Pause einlegen muss. Eben nur von Schaufenster zu Schaufenster gehen kann.
Mussten betroffene Patienten aus Bergedorf bisher den Weg ins Agaplesion Diakonieklinikum Eimsbüttel machen, um sich dort behandeln zu lassen, gibt es ab sofort auch im Agaplesion Bethesda Krankenhaus eine eigene Klinik für Gefäßmedizin. Geleitet wird sie von Dr. Friedrich Dünschede (51), Facharzt für Gefäßmedizin und Viszeralchirurgie, der seit mehr als sechs Jahren im Agaplesion Diakonieklinikum Eimsbüttel die dortige Klinik für Gefäßmedizin leitet.
Krankenhaus Bergedorf: Gefäßmedizin ab sofort jetzt auch im Bethesda
Bisher gab es für die Gefäßmedizin im Bergedorfer Krankenhaus lediglich eine wöchentliche Sprechstunde, Notfälle wurden sofort nach Eimsbüttel überstellt. Dünschede: „Unsere Klinik ist dort zwar gut aufgestellt, doch gerade zuletzt kamen immer mehr Patienten aus dem Bereich Bergedorf zu uns.“ Warum also nicht eine entsprechende Abteilung in hiesigem Krankenhaus etablieren?
Ab sofort gibt es die Klinik für Gefäßmedizin im Gebäude der Chirugie (Klinik für Allgemein-, Viszeral- und minimal-invasive Chirurgie). Drei Ärzte sind vor Ort eingeplant, dazu stehen ein bis zwei Operationstage in der Woche sowie zehn Betten zur Verfügung. Sollte der Bedarf größer sein, könnte das Bettenangebot ausgeweitet werden, wie der Chefarzt betont. „Ziel bleibt es natürlich, die medizinische Versorgung vor Ort zu verbessern.“ Der Chef höchstpersönlich plant, einmal wöchentlich in Bergedorf anwesend zu sein. Die neue Abteilung am Standort Bergedorf sei ein großer Schritt: „Was in der Gefäßmedizin geleistet wird, ist hochkomplex. Das ist ganz eindeutig eine Erweiterung der Kompetenz des Agaplesion Bethesda Krankenhauses.“
Welche ernsthaften Folgen Gefäßkrankheiten haben können
Der Schwerpunkt der Gefäßklinik in Bergedorf liegt in der Versorgung arterieller Durchblutungsstörungen (AVK) der Bauch-, Becken- und Beinschlagadern. Die arterielle Verschlusskrankheit, die mittlerweile als Volkskrankheit gilt, ist häufig. Sie ist zudem oft ein Hinweis für eine bereits seit längerer Zeit bestehende allgemeine Schlagaderverkalkung. Das kann bedeuten, dass auch andere Schlagadern des Körpers (Herzkranzgefäße, Halsschlagadern) durch die Verkalkung bereits betroffen und geschädigt sind.
Hinweisgeber auf eine folgenschwere Gefäßkrankheit gibt es viele. Dazu zählen unter anderem Erektionsstörungen, Gesäßschmerzen beim Treppensteigen oder längerem Gehen. Bluthochdruck stellt ein ernstes Problem dar. Die Folge können Herzschäden, Schlaganfälle und generelle Durchblutungsstörungen sein.
Bethesda Bergedorf: Ab sofort können Termin in der Gefäßklinik vereinbart werden
Von Atherosklerose sind speziell Männer ab dem 50. Lebensjahr betroffen. „Frauen sind in dieser Hinsicht grundsätzlich komplexer“, sagt Fachmann Dünschede zum selteneren Auftreten von Gefäßerkrankungen beim weiblichen Geschlecht.
Auch interessant
- KI soll Befunde erklären? Orthopäde bezeichnet Pläne als irre
- Tumor-Tod mit gerade einmal 21 – Amelie „ist jetzt einfach frei“
- Viele Leukämiefälle: Sorge im Hamburger Osten wächst
Mittlerweile hat die medizinische Forschung vier Risikofaktoren identifiziert: Zucker (Diabetes), Nikotin (Rauchen), Übergewicht (Adipositas) und Stoffwechselerkrankungen. Friedrich Dünschede vermutet: „Risikofaktoren nehmen allgemein zu. Unsere Wohlstandsgesellschaft fördert Verkalkungskrankheiten.“ Generell seien auch mehr Krankheitsfälle allein aufgrund der Evolution, also dem Älterwerden der Menschheit zu verzeichnen. Doch wie lässt sich dagegen angehen? Sport und gesündere Ernährung können die Gefahr einer Gefäßkrankheit reduzieren, weiß Friedrich Dünschede, „ich versuche meine Patienten immer dazu zu animieren“.
Unter dieser Telefonnummer können Termine für die Gefäßmedizin in der Bergedorfer Klinik vereinbart werden: 040/725541025. Die Zeiten dazu: montags bis donnerstags 8 bis 15 Uhr, freitags 8 bis 13.30 Uhr. Grundsätzlich wird eine Überweisung zum Beispiel durch den Hausarzt benötigt.