Hamburg. Noch sind in Bergedorf Plätze frei für mutige Rennfahrer. Großereignis lockte einst 20.000 Zuschauer ins Billtal-Stadion.

Bergedorfs tollkühne Piloten starten wieder: Am Sonntag, 1. September, stehen der Lohbrügger Markt und besonders der angrenzende Leuschnerpark ganz im Zeichen der Hatz um Zehntelsekunden, vielleicht sogar um Hundertstel. Ab 10.30 Uhr bereiten sich hier die jungen Rennfahrer auf das 9. Lohbrügger Seifenkistenrennen vor, das dann pünktlich um 14 Uhr gestartet wird.

Rund 100 Meter misst die Strecke vor der Schule Leuschnerstraße, die nur auf den ersten Blick harmlos wirkt. Denn tatsächlich rauschen die bis zu 40 erwarteten Teilnehmer im Alter ab sieben Jahren mit reichlich Geschwindigkeit hinunter bis auf den Lohbrügger Markt. Strohballen sichern die Strecke, die natürlich nur mit Helm befahren werden darf.

Familienfest: 40 tollkühne Piloten beim Seifenkistenrennen am Start

„Sicherheit hat Priorität. Aber der Spaß am Nervenkitzel kommt natürlich nicht zu kurz“, verspricht Moderator Sven van der Maer vom Organisationskomitee des Stadtteilvereins Lohbrügge. „Und wer spontan noch Lust hat, mitzumachen, kann sich bis Freitag, 30. August, anmelden – bis der letzte unserer 40 Startplätze belegt ist.“

Kurzentschlossene setzen sich ans Steuer von einer der zehn Seifenkisten, die der Stadtteilverein zur Verfügung stellt. Doch auch wer selbst mit einem Gefährt Marke Eigenbau aufkreuzt, ist willkommen. Damit kein Unfall passiert, werden alle Rennfahrzeuge ab 10.30 Uhr an der Strecke auf ihre Funktionsfähigkeit überprüft.

20.000 Zuschauer kamen in den 50er-Jahren zu den Seifenkistenrennen ins Billtal-Stadion

Ab 12 Uhr steigt dann auch schon das große Familienfest, in das die Seifenkistenrennen traditionell eingebettet sind. Unter anderem gibt es Hüpfburgen, Kinderschminken sowie einen Bobby-Car-Parcours für die ganz kleinen Rennfahrer. Und natürlich ist auch für das leibliche Wohl aller Besucher gesorgt.

Eine Rampe für tollkühne Piloten: Der Blick vom Start die hölzerne Rampe hinunter ins Billtal-Stadion bei einem der Seifenkistenrennen Anfang der 50er-Jahre.
Eine Rampe für tollkühne Piloten: Der Blick vom Start die hölzerne Rampe hinunter ins Billtal-Stadion bei einem der Seifenkistenrennen Anfang der 50er-Jahre. © Holland

Spielt das Wetter mit, werden bis zur Siegerehrung um 17.30 Uhr mehr als Tausend Besucher erwartet. Darunter neben Freunden und Eltern der jungen Piloten ganz sicher auch viele Großeltern. Denn Seifenkistenrennen haben in Bergedorf schon mehr als 70 Jahre Tradition und waren immer ein auf große Kinder zugeschnittenes Vergnügen. Das galt schon im Oktober 1950, als sie sich bei der Premiere im damals gerade eingeweihten Billtal-Stadion eine mächtige, 160 Meter lange Rampe hinunter Richtung Sportplatz stürzten. Immer drei Seifenkisten nebeneinander, die alle selbst gebaut waren.

Selbstgebaute Seifenkisten traten gegen „Firmenwagen“ von Opel Hudemann an.

Sagenhafte 20.000 Menschen erlebten damals die Rennen vor den vollbesetzten Tribünen des Billtal-Stadions mit. Es war ein so großer Erfolg, dass das nächste Seifenkistenrennen bereit im Juni 1951 angesetzt wurde – natürlich an gleicher Stelle und wieder vor 20.000 Menschen. „Es wurde zu einem Volksfest im wahrsten Sinne“, schrieb die Bergedorfer Zeitung. „Die Zuschauer gingen bei den vielen Ausscheidungsläufen mit Begeisterung mit und feuerten ihre bald erkorenen Lieblinge immer wieder an.“

Am Ende siegte der 14-jährige Jürgen Duvendag vor Rolf Hudemann, dem Sohn und späteren Inhaber des gleichnamigen Bergedorfer Opelhändlers, sowie Rüdiger Berlin, dessen Vater Werkstattmeister bei Hudemann war. Natürlich hatten beide ihre Seifenkisten mit der Hilfe der Väter gebaut, weshalb unsere Zeitung dem Sieger besonderen Respekt zollte. Schließlich war es ihm gelungen, „mit seiner selbstgebauten Kiste gegen alle ‚Firmenwagen‘ zu siegen“.

Auch interessant

Spannend wird es auch am Sonntag: Gestartet wird in drei Altersklassen, nämlich in den Jahrgängen 2017 bis 2013, 2012 bis 2007 sowie 2006 und älter. Jeder Teilnehmer wird voraussichtlich dreimal starten und seine drei Zeiten dann zusammengerechnet. Los geht es von einer im Vergleich zum Billtal-Stadion vergleichsweise kleinen Rampe, nämlich aus einem umfunktionierten Pferdeanhänger.

Alle Teilnehmer erhalten eine Erinnerungsmedaille. Zudem werden die drei Podiumsplätze jeder Altersklasse besonders geehrt und als Sonderpreis der Speedy-Gonzales-Pokal überreicht. Anmeldung und alle weiteren Infos unter lohbruegge.de im Internet.