Hamburg. Die Steine machen das Parken auf einem 180 Meter langen Straßenabschnitt unmöglich. Aber war es an dieser Stelle überhaupt erlaubt?

Nanu? Plötzlich ist der 180 Meter lange Abschnitt der Ernst-Henning-Straße zwischen August-Bebel-Straße und Gojenbergsweg zur „Findlingsallee“ geworden. Auf der Straßenseite der örtlichen Schule sind am Bordsteinrand in regelmäßigen Abständen zirka 50 Felsbrocken verteilt worden. Das aufgesetzte Parken auf dem Bordstein ist in diesem Abschnitt damit nicht mehr möglich, was nicht nur für Begeisterung sorgt.

Ein Autofahrer, der regelmäßig in dieser Gegend zu Besuch ist, spricht gegenüber der Bergedorfer Zeitung von „brachialer Parkraumvernichtung“. Circa 20 Autos konnten vorher auf dieser Seite der Ernst-Henning-Straße stehen. Nach Ansicht des verärgerten Verkehrsteilnehmers hätten die abgestellten Autos auf dieser Straßenseite jahrzehntelang niemanden gestört. „Erst in den letzten Monaten wurden immer wieder Strafzettel geschrieben.“

Findlinge an der Ernst-Henning-Straße sollen Falschparker aufhalten

Sein Verdacht: Der Bezirk Bergedorf könnte auf ein Urteil des Bundesverwaltungsgerichts aus dem Juni reagieren. Das Gericht hatte damals entschieden, dass Straßenverkehrsbehörden auf Verlangen der Anwohner einschreiten müssen, wenn diese durch das aufgesetzte Parken auf dem Gehweg gestört werden. Das ist nämlich grundsätzlich verboten – außer, wenn es ausdrücklich durch ein entsprechendes Schild erlaubt ist.

Die Schüler der Schule an der Ernst-Henning-Schule sollen besser geschützt werden.
Die Schüler der Schule an der Ernst-Henning-Schule sollen besser geschützt werden. © Bergedorfer Zeitung | Julian Willuhn

Der Bezirk Bergedorf hat auf Nachfrage der Bergedorfer Zeitung jedoch eine andere Begründung für die Maßnahme parat. Die Findlinge sollen den Schulweg sicherer machen. „Die Bezirksversammlung Bergedorf hat die zuständigen Behörden gebeten, die Straßenkreuzungen im unmittelbaren Umfeld der Schule auf ihr Gefahrenpotenzial für den Schülerradverkehr hin zu betrachten und bei Bedarf durch dauerhaft wirksame Maßnahmen Abhilfe zu schaffen“, sagt Bezirkssprecher Lennart Hellmessen.

Bezirksamt: Parkende Auto gefährden Sicherheit auf dem Schulweg

Auf der anderen Straßenseite der Ernst-Henning-Straße ist das aufgesetzte Parken auf dem Gehweg ausdrücklich erlaubt.
Auf der anderen Straßenseite der Ernst-Henning-Straße ist das aufgesetzte Parken auf dem Gehweg ausdrücklich erlaubt. © Bergedorfer Zeitung | Julian Willuhn

Parkende Autos auf dem Gehweg behindern nach Ansicht des Bezirks die Sicht von Fußgängern und Radfahrern und gefährden deswegen Schüler. Der Bezirkssprecher bestätigte ebenfalls, dass das Parken auf dem Gehweg in diesem Abschnitt noch nie erlaubt war. Zuletzt schrieb die Polizei auf diesem Abschnitt verstärkt Falschparker auf. „Das Problem konnte dadurch nicht vollständig behoben werden“, sagt Hellmessen. Daher kamen jetzt die Findlinge zum Einsatz. Die Kosten der Maßnahme: 15.000 Euro.

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Die Parksituation in der gesamten Gegend ist angespannt. Im April sorgten die Pläne für die Neugestaltung der Justus-Brinckmann-Straße nicht nur für Begeisterung bei der Bergedorfer Politik. Die Verwaltung verkündete damals, dass im Abschnitt zwischen Holtenklinker Straße und Gojenbergsweg 31 Stellplätze verloren gehen. Besonders im Fokus: Die Parksituation für Besucher des Bethesda Krankenhauses. Dessen Geschäftsführer bezeichnete die Streichung der Parkplätze damals als „Katastrophe“. Bei den Planungen ist das letzte Wort allerdings noch nicht gesprochen.