Hamburg. Zum 60. Hochzeitstag bekommen Manfred und Margot Lojenburg einen besonderen Chauffeurdienst. Und halten damit an einer Tradition fest.
Am 10. August 1964 war es für Manfred Lojenburg fünf vor zwölf. 60 Jahre später hat er das Timing im Griff. Pünktlich zur abgemachten Zeit biegt Polizeioberkommissar Zbigniew Zodel mit Blaulicht um die Ecke. Mit seiner Ehefrau Margot steht der Jubilar abfahrbereit vor dem Haus.
Am Curslacker Heerweg sind der ehemalige Zollinspektor des Hamburger Freihafens und die langjährige Innendesignerin zu Hause. Hier fuhr der Curslacker Polizeiposten, damals Dorfsheriff Matthias Lange, auch schon vor zehn Jahren vor. Wie 2014 zur goldenen Hochzeit wird das Paar in einigen Minuten bei seinen Gästen sein. Der Streifenwagen als Hochzeitkutsche hat bei den Lojenburgs Tradition.
Vor 60 Jahren war Manfred Lojenburg 20 Jahre jung, gerade auf Antrag für volljährig erklärt worden, werdender Vater und ein bisschen nervös. Um seine zukünftige Frau zur kirchlichen Trauung abzuholen, hatte er sich einen VW-Käfer mit Faltdach geliehen. „Als meine Brille in der Kurve vom Beifahrersitz rutschte, griff ich schnell rüber. Dabei habe ich das Lenkrad verrissen“, erinnert er sich. Unangeschnallt überschlug sich Manfred Lojenburg auf der Wilhelmsburger Reichsstraße und landete in der Leitplanke. Rausgekrabbelt, alles abgeklopft, Glück gehabt – so beschreibt er die ersten Sekunden nach dem Schock.
Streifenwagen wird zur Hochzeitskutsche – und das schon zum dritten Mal
Passanten hatten da bereits die Polizei alarmiert. Minuten später kam der Peterwagen. Gern erinnert sich Manfred Lojenburg an die Ford-Badewanne und die hilfsbereiten Beamten hinterm Steuer: „Einer ist durch das offene Faltdach in den Wagen und hat den Brautstrauß rausgeholt. Dann haben sie mich eingeladen, sind mit mir zu meiner Frau nach Harburg und mit uns beiden zur Kirche.“ Seit zwei Tagen waren Manfred und Margot damals standesamtlich verheiratet. Der Braut fuhr ein ordentlicher Schreck in die Knochen als ihr Mann in letzter Minute im Peterwagen um die Ecke bog.
Manfred Lojenburg ist seitdem unfallfrei. Er weiß auch, wie man unfallfrei und glücklich durch eine lange Ehe kommt. Die offizielle Antwort überlässt er seiner Frau: „Geduld, Nachsicht und nicht gleich hinschmeißen“, sagt die. Nach diesen Grundsätzen bauten sich die Lojenburgs ihr Nest in den Vierlanden, zogen drei Kinder groß und waren beruflich erfolgreich. Das Grundstück am Curslacker Heerweg hatte Lojenburgs Großvater 1932 erworben. „Die Großeltern wollten bauen, durften aber nicht, weil alles Geld für Kriegszwecke gebraucht wurde. Und dann wurde der Großvater mit 45 noch eingezogen und kam nicht aus dem Krieg zurück.“
Verhütungsmittel gab es vor 60 Jahren noch nicht, aber Leidenschaft und Liebe schon immer
Verglichen mit dem Schicksal der Älteren, so beteuern beide, blicken sie gern zurück. Über die Tatsache, dass sie 1964 heiraten „mussten“, können sie beide nur schmunzeln. „Damals gab es noch keine Verhütungsmittel. Aber Leidenschaft und Liebe gab es eben schon immer“, lacht Margot Lojenburg, damals zarte 19 Jahre alt.
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Vier Jahre nach der Trauung kam das zweite Kind, 1982 der „Nachzügler“. Wenn es heute alle pünktlich schaffen, warten vor der Kirche drei Kinder auf das diamantene Hochzeitspaar und mit ihnen elf Enkelkinder und sechs Urenkel. Nur die kleinsten werden die Ankunft der Jubilare verschlafen. Alle anderen sind bestimmt total aufgeregt. Wer hat schon Urgroßeltern, die mit Blaulicht vorfahren und dabei keine Verbrecher sind?