Hamburg. Anfrage der Hamburger CDU zu Raubdelikten sowie Straftaten mit Messern oder Schusswaffen. Wie die Polizei die Zahlen erklärt.

Erst wenige Tage ist es her, da schoss ein Mann in Bergedorfs Nachbargemeinde Oststeinbek seiner Partnerin ins Bein: Grund soll ein Streit gewesen sein. Und auch in Hamburg sind solche Schlagzeilen keine Seltenheit, wie etwa ein SEK-Einsatz in Barmbek zeigt, wo Ende Juli ein Mann mit Platzpatronen auf seinem Balkon herumballerte. Schusswaffen, so scheint es, werden in Hamburg immer häufiger benutzt.

Nun zeigt auch die Antwort auf eine Anfrage des Hamburger CDU-Fraktionsvorsitzenden Dennis Thering, dass im ersten Halbjahr 2024 in Hamburg bereits 189-mal bei Straftaten mit Schusswaffen gedroht oder sogar geschossen wurde – ein deutliches Plus zum ersten Halbjahr 2023 (157 Fälle). Und Bergedorf ist da keine Ausnahme. Sieben Fälle nennt die Statistik für den Bezirk. Demnach wurde in drei Fällen mit einer Schusswaffe gedroht, in vier weiteren Fällen sogar geschossen. Im ersten Halbjahr 2023 wurde „nur“ zweimal geschossen. Gedroht wurde sechsmal.

Polizei: Viermal wurde im ersten Halbjahr 2024 in Bergedorf geschossen

Wildwest also auf Hamburgs und Bergedorfs Straßen? Die Polizei verneint mit Verweis auf mehrere Effekte. Zum einen gelten unterjährige Statistiken traditionell als wenig aussagekräftig, da sie übers Jahr laufend bearbeitet werden. Zudem sind Schüsse nicht gleich Schüsse: Eine verbotene Knallerei an Silvester oder Neujahr könne beispielsweise auch mal als Verstoß gegen das Waffengesetz in der Statistik auftauchen, so ein Polizeisprecher. Selten seien scharfe Waffen im Spiel, oft eher Schreckschusswaffen oder Luftpistolen.

Längst nicht immer werde auch auf Menschen gezielt. Tatsächlich handelt es sich laut Polizei bei den vier Bergedorfer Fällen einmal um eine Sachbeschädigung und einmal um einen Verstoß gegen das Waffengesetz. Zweimal war es tatsächlich eine gefährliche Körperverletzung. Auch in der Antwort auf die Anfrage heißt es: „Etwa zwei Drittel aller unter Verwendung einer Schusswaffe begangenen Fälle richteten sich 2024 entweder gegen Sachen oder betrafen Verstöße gegen das Waffengesetz, bei denen es nicht zu Personenschäden kam.“

Im Vergleich zu anderen Bezirken steht Bergedorf sogar gut da. Der Bezirk Hamburg-Mitte mit seinen Vergnügungsvierteln hat 77 Straftaten mit „Tatmittel Schusswaffe“ im ersten Halbjahr zu verzeichnen, 49-mal wurde abgedrückt (erstes Halbjahr 2023: 49 Fälle und 27 Schüsse). Auch das „Tatmittel Messer“ wurde in Bergedorf bei Straftaten seltener benutzt (20 Fälle in diesem Jahr) – sowohl im Vergleich zum Vorjahr als auch im Vergleich zu den anderen Bezirken.

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Bei den Gesamtzahlen der Straftaten aus dem Bereich „Raubüberfälle auf Straßen, Wegen oder Plätzen“ – ebenfalls von der CDU abgefragt – schneidet der Bezirk ebenfalls gut ab. Nirgends ist die Fallzahl so niedrig wie hier: Nur zehn Fälle wurden hier im ersten Halbjahr erfasst, sieben weniger als 2023. Zum Vergleich: In Harburg oder auch Eimsbüttel sind es mehr als dreimal so viele.