Hamburg. Siebter Anlauf: Fans hoffen auf die 1. Liga. Warum die CineLounge das stimmungstechnische Epizentrum aller Rothosen sein könnte.

Wer hätte das an diesem wohl schwärzesten Tag der Vereinshistorie vorhersehen können? Am 12. Mai 2018 lag die komplette Anhängerschaft des HSV wie ihre Mannschaft am Boden. Abstieg aus der 1. Fußball-Bundesliga trotz eines 2:1-Erfolgs daheim gegen Borussia Mönchengladbach, Absturz in Liga zwei. Und das ist bis zum heutigen Datum die sportliche Realität im Volkspark geblieben: Der Hamburger SV versucht sich nun im verflixten siebten Jahr an der Mission Wiederaufstieg, und Bergedorfs HSV-Fans können es auch kaum erwarten, mit ihren Helden ab kommendem Freitag, 2. August, beim Start der 2. Bundesliga mitzufiebern.

Dabei stehen Wettquoten und Prognosen für den Klassensprung des HSV wirklich gut. Bei führenden Wettanbietern wie bet-at-home (2,60) und Bwin (2,75) besitzt das von Kulttrainer Steffen Baumgart angeführte Team die beste Quote, was den Aufstiegsfavoriten angeht. Erst dann folgen der 1. FC Köln (2,75/3,00), Hertha BSC Berlin (2,85/3,00) und Fortuna Düsseldorf (2,90/3,00), weiter abgeschlagen zum Beispiel Schalke 04 (3,40/3,50). Ist deshalb überbordender Optimismus angesagt? Eher nicht, denn in sechs Zweitliga-Jahren war der HSV, der wohl größte Name im Unterhaus, insgesamt nur 42-mal Tabellenführer nach einem Spieltag und verpasste die ersten beiden Plätze stets am 34. Spieltag.

Hier sehen Bergedorfer alle HSV-Spiele live

Apropos „Effzeh“ und Hertha: Das sind auch die beiden ersten Gegner in der Saison 2024/25, der HSV eröffnet am Freitagabend in der ausverkauften Rheinenergie-Stadion (Anstoß 20.30 Uhr, live bei Sat1 und Sky) die Spielzeit. Dann folgt das Heimspiel gegen die Hauptstädter am Sonnabend zur besten Sendezeit um 20.30 Uhr. An Spieltag 3 dann das Nord-Derby bei Hannover 96 wieder am Freitagabend – und die CineLounge Sportsbar im Bergedorfer Kino dürfte wieder einmal blendend wie zu jedem HSV-Spätspiel besucht sein. „Für das Köln-Spiel haben wir noch ein paar Sitzplätze zur Verfügung“, sagt der Geschäftsführer des Hansa Filmstudio, John C. Barsoe, „ansonsten ist der HSV immer ein gewisser Publikumsmagnet.“

Der 53-Jährige ist selbst auch großer Rothosen-Fan, ist aufgrund des Wirkens von Trainer Baumgart, dem neuen Sportvorstand Stefan Kuntz und den vorhandenen Spielern („Mit dieser Mannschaft muss man aufsteigen“) auch sehr zuversichtlich für die nun startende Saison, überrascht aber mit einer Aussage, die auch einen Zwiespalt aufzeigt: „Eigentlich ist die zweite Liga doch, was den Anteil an Traditionsvereine angeht, viel geiler als die 1. Fußball-Bundesliga. Wen interessiert denn zum Beispiel Hoffenheim?“ Andererseits kommen die Leute ja auch deshalb so gern in die CineLounge, weil sie gemeinsam HSV-Siege bejubeln wollen. Was in der Konsequenz ja irgendwann den Wiederaufstieg nach sich ziehen muss. Als ärgste Konkurrenten erachtet Barsoe, selbst übrigens bei den Alten Herren des Escheburger SV aktiv, Schalke, Düsseldorf und Hertha.

Lokalrivale: Altes Ehepaar mit eigenem St.-Pauli-Glas-Set

Seine Sportsbar hat sich in ersten Jahr des Bestehens als fußballerisches Epizentrum etabliert. Barsoe erinnert sich gern nicht nur an die soeben beendete EM und tolle Partys bei fünf Deutschland-Spielen. Besonders war auch die Nacht des Super Bowl, aber alles getoppt wurde am 3. Mai 2024 beim Derbykracher HSV gegen St. Pauli (1:0), als die Bude mit 130 Fans stehend und sitzend gerammelt voll war.

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Das gibt es ja vorerst leider nicht mehr, weil der FC St. Pauli als Zweitligameister in die deutsche Beletage zurückgekehrt ist. Doch die Spiele der Kiezkicker haben nicht die Zugkraft des HSV. Wobei es auch hier so etwas wie Stammgäste gibt: „Regelmäßig kommt ein älteres Ehepaar aus der Chrysanderstraße zu den Pauli-Spielen“, weiß Theaterleiterin Vivien Wittgrefe, „die haben beide sogar ihr eigenes Bier- und Weinglas bei uns stehen.“ Generell laufen alle Spiele aus dem deutschen Profifußball bei Barsoe und Wittgrefe auf neun Bildschirmen gleichzeitig.

Wo sonst 2. Bundesliga live läuft

Neben der CineLounge Sportsbar an der Alten Holstenstraße 17-19 können die HSV-Spiele unter anderem live und in voller Länge im „time out“, der Sportsbar bei der TSG Bergedorf am Billwerder Billdeich 383, oder auch in Niko‘s Treff am Reetwerder 9 miterlebt werden. Übrigens: Auch bei der TSG sind sie optimistisch, was den Hamburger SV angeht. Normalerweise bleibt das „time out“ nur an Feiertagen wie Heiligabend, Neujahr oder Ostermontag geschlossen – und, wie im Netz zu lesen, „am Tag der Rückkehr des HSV in die erste Liga“.