Hamburg. Fehlende Schilder und Markierungen führen im Bergedorfer Zentrum immer wieder zu brenzlige Situationen – und mancher Pöbelei.
Es gilt als Prestige-Projekt der Grünen. Aber wirklich sicher ist es nicht, mit dem Fahrrad dem Autoverkehr entgegenzuradeln auf den letzten 100 Metern der Chrysanderstraße kurz vor der Fußgängerzone Sachsentor. „Ein Autofahrer hat aggressiv direkt auf mich zugesteuert, weil ich aus seiner Sicht in falscher Richtung durch die Einbahnstraße gefahren bin, also ein echter Geisterfahrer war“, berichtet der Bergedorfer Dierk Peters.
Auch wenn die Situation am vergangenen Dienstag sogar noch in einer lautstarken Beschimpfung durch den Mann am Steuer gipfelte, mag Dierk Peters die Schuld an dieser Pöbelei nicht seinem renitenten Gegenüber in die Schuhe schieben: „Das Problem ist, dass hier mit der Freigabe des Radfahrens entgegen der Einbahnstraße eine neue Verkehrsregelung geschaffen wurde, ohne dass die vom Mohnhof in die Chrysanderstraße einbiegenden Autofahrer darauf hingewiesen werden.“
Gefährliche Situation: Die Radler kommen den Autofahrern völlig überraschend entgegen
Tatsächlich stehen dort nur die Hinweise auf Tempo 20 und „Feuerwehr im Gegenverkehr“ für die traditionelle Erlaubnis, mit Blaulicht und Martinshorn von der Wache Chrysanderstraße direkt Richtung Mohnhof zu fahren. „Dass hier neuerdings nun auch Radfahrer entgegenkommen, steht auf keinem der Schilder“, sagt Peters, der durchaus Verständnis für den Schreck der Autofahrer hat. „Das führt regelmäßig zu brenzligen Situationen.“
Auch für die Radler bleibt hier einiges im Unklaren, wenn sie vom Reinbeker Weg kommend in die Chrysanderstraße Richtung Mohnhof einfahren. Zwar werden sie hier gleich beiderseits der Fahrbahn von Schildern empfangen, die für sie die Einbahnstraßenregelung aufheben. Doch im weiteren Verlauf warten nur noch vier Piktogramme mit stilisierten Fahrrädern in der Fahrbahn auf sie, um das Radeln auf der rechten Seite zu empfehlen. Einen im neuen Pflaster erkennbaren Radweg oder gar eine Linie als Abgrenzung zu den entgegenkommenden Autos gibt es nicht. Und selbst die Symbole im Pflaster fehlen schon nach der halben Strecke.
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Für Dierk Peters zog die Begegnung mit dem wortgewaltigen Autofahrer am Dienstag sogar noch eine weitere Diskussion nach sich: „Ein nachfolgender Autofahrer, der hinter dem ersten ebenfalls anhalten musste, sagt noch, dass dessen Kritik an meiner Fahrrichtung berechtigt sei.“ Wieder gab es eine, jetzt aber deutlich ruhigere, Diskussion, in deren Verlauf sich dieser Autofahrer tatsächlich vom korrekten Verhalten der Radfahrer überzeugen ließ.
Für Dierk Peters ist das Problem damit aber längst nicht gelöst. Im Gegenteil: Die gefährlichen Situationen und auch das gegenseitige Unverständnis von Radler und Autofahrern seien längst zum Alltag in der Chrsanderstraße geworden. Ihn wundert, wie das alles passieren konnte, wo doch jahrelang sehr kontrovers über die Umgestaltung der 120 Meter diskutiert und schließlich ein halbes Jahr umgebaut wurde.