Hamburg. Die Türen des Brandhauses in Lohbrügge sind verklebt, Werbeplakate sorgten für Verwirrung. Nun sind wichtige Entscheidungen gefallen.

Der Geruch nach verbranntem Holz ist immer noch nicht verflogen, die Türen sind noch immer zugeklebt. Am 22. April war das Feuer in dem griechischen Restaurant Taverna Nostos am Lohbrügger Markt in den frühen Morgenstunden ausgebrochen. Die Feuerwehr bekämpfte an diesem Tag stundenlang die Flammen und rettete 49 Menschen aus dem Gebäude. Seitdem steht das Haus leer, das griechische Restaurant ist genau so geschlossen wie der angrenzende Laden PC-Pitstop Computer.

Mittlerweile steht fest: Das ausgebrannte Haus soll auf jeden Fall saniert und nicht etwa abgerissen werden. Eine Entscheidung, die nicht in der Hand der Eigentümer lag. Denn das gesamte Ensemble Lohbrügger Landstraße 1-5/Sander Damm 43 steht seit 2009 unter Denkmalschutz. Das Hamburger Denkmalschutzamt teilte der Bergedorfer Zeitung auf Nachfrage mit, dass das Ausmaß der Schäden von der Behörde geprüft worden sei. „Es hat sich gezeigt, dass die Schäden die Standsicherheit und den Denkmalstatus nicht gefährden“, berichtet eine Sprecherin.

Brandhaus in Lohbrügge: Restaurant Taverna Nostos will nach Feuer wieder eröffnen

Ein Abriss stand laut Denkmalschutzamt nicht zur Debatte, jetzt wird das Gebäude wieder fit gemacht. Für den Denkmalschutz relevante Details wie die Erneuerung der rückwärtigen Fenster werden mit den Experten aus der Behörde abgestimmt. Wann die Bewohner und die Mieter der Geschäftsräume zurückkehren können, ist noch offen. Nach Informationen der Bergedorfer Zeitung wurde den Mietern ein Termin noch vor Weihnachten in Aussicht gestellt. Dann könnten auch die Taverna Nostos und PC-Pitstop Computer über eine Wiedereröffnung nachdenken.

Paul da Costa konnte mit seiner Computerwerkstatt provisorisch in die Apotheke auf der anderen Straßenseite umziehen.
Paul da Costa konnte mit seiner Computerwerkstatt provisorisch in die Apotheke auf der anderen Straßenseite umziehen. © Bergedorfer Zeitung | Julian Willuhn

Paul da Costa, der seinen Computerladen an diesem Standort seit 20 Jahren betreibt, sah sein Geschäft nach dem Feuer schon vor dem Aus. Das Löschwasser hatte einen Großteil seines Ersatzteillagers zerstört, vor allem aber fehlten ihm eine Annahmestelle für die Kunden und ein Raum für die Werkstatt – seine Geschäftsräume dürfen aus Sicherheitsgründen bis heute nicht genutzt werden. Doch da Costa erhielt Hilfe aus der Nachbarschaft. „Die Elefanten-Apotheke auf der anderen Straßenseite hat mir ein freies Zimmer im ersten Stock zur Verfügung gestellt.“

Computerhändler Paul da Costa findet vorübergehend ein neues Zuhause

Seitdem repariert Paul da Costa die Computer der Lohbrügger in einer ehemaligen Abstellkammer der Apotheke. An der Tür seines eigentlichen Geschäfts hat er nicht nur eine Handynummer hinterlassen, sondern auch ein kleines Funkgerät installiert, mit dem die Kunden direkt Kontakt zu ihm aufnehmen können. Der PC-Fachmann nimmt die defekten Rechner dann nach Absprache entgegen. „Die Kunden haben das gut angenommen“, sagt der 63-Jährige erleichtert und betont voller Dankbarkeit: „Die Apothekerin hat mir das Leben gerettet.“

Das Feuer richtete auch im Innenhof schwere Schäden an.
Das Feuer richtete auch im Innenhof schwere Schäden an. © Christoph Leimig | Christoph Leimig

Auch die Taverna Nostos will wieder eröffnen, sobald die Sanierung abgeschlossen ist. Betreiber Panagiotis Lialios betont gegenüber der Bergedorfer Zeitung: „Wir haben noch 20 Jahre Vertrag, wir kommen auf jeden Fall wieder.“ Der Gastronom ist zuversichtlich, dass die Stammkunden seinem Lokal trotz der Zwangspause die Treue halten werden. Die Familie betreibt die Taverna Nostos seit 18 Jahren.

Griechisches Lokal: Werbung im Schaufenster sorgt für Verwirrung

Für Verwirrung sorgte zwischendurch Werbung für ein neues griechisch-portugiesisches Frühstückscafé namens Kalimera Bom Dia, die großformatig in den Fenstern der ausgebrannten Taverna hing. „Da haben einige Leute gedacht, dass wir jetzt ein Café aufmachen“, sagt Lialios. Doch das neue Gastronomieangebot wird direkt um die Ecke am Ohlstücken aufmachen und ist das neue Projekt von Nikos Sisalouis, der am Reetwerder die beliebte Kneipe Niko‘s Treff betreibt. Das Werbeplakat sei ein Gefallen für Sisalouis gewesen. Mittlerweile ist es aus dem Schaufenster verschwunden.

Die Mieter der Wohnungen in den betroffenen Häusern sind laut Paul da Costa alle vorübergehend untergekommen, leben aber momentan über ganz Deutschland verstreut. Nach dem Feuer hatten sich zunächst fünf Mietparteien beim Bezirk Bergedorf gemeldet, um Hilfe zu bekommen. Drei Personengruppen konnten im Anschluss bei Verwandten untergebracht werden, zwei Mietparteien landeten zunächst in einer Wohnunterkunft des Bezirks, bevor sie eine provisorische Bleibe fanden.

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Das vom Feuer betroffene Ensemble markiert den historischen Auftakt der städtebaulichen Entwicklung des Ortes Sande, der 1929 in Lohbrügge aufging. Am ältesten ist das Haus Sander Damm 43, in dessen Erdgeschoss sich heute der Headshop Brainstorm befindet. Das Gebäude wurde 1888 von der Schlachterei Krogmann errichtet. Computerhändler Paul da Costa hat im Zuge der Sanierung erfahren, dass sein Geschäft einst den Durchgang in den Innenhof darstellte. Die Tiere wurden vom Markt hindurchgetrieben und dann im Hof geschlachtet. Später zog ein Friseur in das umgebaute Ladenlokal.