Hamburg. An die 50 Menschen in einem Raum, Fenster zu, Feuer frei: Anke Engel siegt bei Norddeutschen Meisterschaften. Die Regeln sind streng.

Der „Pfeifenclub Gemütlichkeit“ hat eine Meisterin in seinen Reihen: Bei der Norddeutschen Meisterschaft im „Pfeife-langsam-rauchen“ ließ Anke Engel ihre Pfeife am längsten qualmen. Exakt 55 Minuten und 52 Sekunden dauerte es, bis die drei Gramm Tabak verraucht waren. „Ich freue mich wie ein Schneekönig, dass ich gewonnen habe“, sagt die 68-Jährige, die eigentlich Nichtraucherin ist. In dem 1892 gegründeten Club gehört sie der Damenabteilung „Gemütliche Pfeife“ an.

Für die Norddeutsche Meisterschaft ging es aus den Vierlanden in den Landkreis Cuxhaven. Der Rauch- und Unterstützungsklub Warstade war Ausrichter des Wettkampfs, bei dem an jedem Tisch sechs bis acht Pfeifenraucher und ein Schiedsrichter platziert wurden. Er achtete ganz genau darauf, dass die Regeln eingehalten und die Zeit genau gestoppt wird. „Insgesamt haben 47 Personen, darunter neun Damen, teilgenommen“, resümiert Thorsten Jacobsen, Schriftführer des Pfeifenclubs Gemütlichkeit.

Nichtraucherin ist die Meisterin im Pfeiferauchen: So geht ihr kurioses Hobby

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gehören einem von bundesweit 15 Rauchervereinen im Verband der Pfeifenraucher an. Damen und Herren werden getrennt bewertet. Doch die Wettkampfbedingungen sind für alle gleich: Alle sitzen in demselben Raum, und die Zufuhr frischer Luft oder gar Zugluft ist während des Wettkampfs nicht gewollt. Daher heißt es Fenster zu und Lüftung aus.

Der zeitliche Ablauf des Wettkampfs ist streng vorgegeben: Fünf Minuten Zeit zum Stopfen der Pfeifen mit drei Gramm Tabak, eine Minute zum Anzünden mit maximal zwei Streichhölzern und der Unterstützung eines hölzernen Stopfers, in den ersten zehn Minuten darf keiner der Teilnehmerinnen und Teilnehmer etwas trinken, und alle rauchen mit dem gleichen Pfeifentyp.

Nichtraucherin und Pfeiferaucherin landet erstmals ganz oben auf dem Treppchen

„Ich trinke während des gesamten Wettkampfes nichts“, berichtet die neue Norddeutsche Meisterin. Natürlich wird nur gepafft und mit geübtem, vorsichtigem Ziehen die Pfeife am Rauchen gehalten. Das werde auch ständig vom Schiedsrichter kontrolliert, erklärt Anke Engel. Sie gehört seit 1989 der „Gemütlichen Pfeife“ an und ist nun erstmals die Siegerin der Damen.

Pokale sind abgeschafft worden, aber eine Siegerurkunde konnte die patente Pfeiferaucherin stolz ihrem Mann Jürgen Engel, ebenfalls Mitglied im Pfeifenclub Gemütlichkeit, präsentieren. Die Teilnahmegebühr an solchen Meisterschaften trägt der Club. Anke Engel trat in normaler Kleidung zum Wettkampf an, andere, die das Traditionshobby strenger sehen, erscheinen durchaus in Weste mit Abzeichen oder in Vereinstracht.

Club wurde vor 130 Jahren zur Geselligkeit und Austausch von Neuigkeiten gegründet

Und obwohl es bei ihrem ungewöhnlichen Hobby ums Rauchen geht, sind die meisten der 180 männlichen und neun weiblichen Mitglieder des Vierländer Vereins Nichtraucher. Bei der Gründung des Clubs vor mehr als 130 Jahren ging es den Herren in erster Linie um den Austausch von Neuigkeiten und um die Geselligkeit. Die steht auch heute noch im Mittelpunkt der Aktivitäten.

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Neben dem Trainieren des „Langsamen-Pfeife-Rauchens“ werden auch Fahrrrad- und Boßeltouren organisiert, wird gegrillt und gemeinsam zu Abend gegessen und ein Kinderfest gefeiert. Im kommenden Jahr ist der Pfeifenclub Gemütlichkeit dann sogar Ausrichter der Norddeutschen und Deutschen Meisterschaften. Allerdings wird es immer schwieriger, einen Raum zu finden, in dem etwa 120 Pfeiferaucher gemeinsam bei geschlossenem Fenster rauchen dürfen, berichtet Thorsten Jacobsen. Daher werde auch darüber nachgedacht, ob die Meisterschaft in einem Zelt stattfinden kann.

Die Herren rauchen im Vereinslokal und die Damen im privaten Rahmen

Während die Herren des Clubs sich im Kücken‘s Gasthof am Neuengammer Hinterdeich treffen, kommen die Damen alle vier Wochen im privaten Rahmen zusammen, um gemeinsam das Rauchen zu trainieren. „Über weiblichen Nachwuchs würden wir uns schon freuen, aber es muss natürlich auch passen“, sagt Anke Engel. Wer Interesse hat, findet weitere Informationen im Internet unter www.piepenclub.de.