Hamburg. Einrichtung am Allermöher Deich hat sich gut etabliert und möchte nun das Trauernetzwerk in Bergedorf verstärken. Was sie anbietet.

Mehr als ein Jahr ist vergangen, seit mit dem Hospiz am Deich die erste Einrichtung dieser Art im Bezirk Bergedorf ihren Betrieb aufgenommen hat. Mehr als 150 Menschen wurden seitdem in der ehemaligen Schule am Allermöher Deich in den letzten Stunden, Tagen oder Monaten ihres Lebens begleitet. Nun sei ein guter Zeitpunkt gekommen, um weitere Angebote zu schaffen, ist Geschäftsführer Ralf Herzberg überzeugt.

Neben einer Lesung und einem Vortrag wird es in den kommenden Monaten auch erstmals eine Trauergruppe geben. Damit schließt das Team eine weitere Lücke im Bezirk: „Die Nachfrage ist riesig“, weiß Bettina Kok, zertifizierte Trauerbegleiterin. In Altona, wo die Stiftung Hamburger Hospiz schon seit mehr als 20 Jahren ein Hospiz im Helenenstift betreibt, werde die Zahl der Trauergruppen daher gerade von drei auf fünf pro Jahr aufgestockt, berichtet Bettina Kok.

Hospiz am Deich bietet weitere Angebote zur Hilfe beim Abschiednehmen

Mit Anbietern ähnlicher Angebote im Bezirk, wie etwa dem Trauercafé Kirchwerder oder dem Hospizdienst Bergedorf, hat sich das Team vom Hospiz am Deich bereits intensiv ausgetauscht. „Unser Angebot soll das Trauernetzwerk in der Region weiter verstärken“, betont Ralf Herzberg. Das Team vom Hospiz am Deich ist überzeugt, dass eine Trauergruppe in Allermöhe viel Zuspruch finden wird. Teilnehmerinnen und Teilnehmer müssen aber nicht zwingend aus dem Bezirk kommen.

Das Hospiz am Deich ist in der ehemaligen Schule am Allermöher Deich 451 zu finden.
Das Hospiz am Deich ist in der ehemaligen Schule am Allermöher Deich 451 zu finden. © Lena Diekmann | Lena Diekmann

Voraussetzung aber ist, dass sie den Verlust eines erwachsenen Zu- oder Angehörigen, sei es Partner, Elternteil, erwachsenes Kind oder Freund, erfahren haben. Der Zeitpunkt des Trauerfalls spiele keine Rolle für die Aufnahme in die Gruppe. Sollte er allerdings kürzer als drei Monate zurückliegen, würde Bettina Kok noch einmal ganz genau hinhören, ob bei der Person schon die Zeit dafür gekommen ist, der Trauer der anderen Gruppenmitglieder Raum zu geben.

Nach neun begleiteten Terminen organisiert sich die Trauergruppe selbst

Sowieso hört die Trauerbegleiterin beim ersten Gespräch am Telefon ganz genau hin und stellt auch die Gruppe zusammen, die maximal aus zehn Mitgliedern bestehen wird. Ebenso wird sie die Treffen begleiten und moderieren, bevor die Gruppe sich dann im Anschluss selbst organisieren soll. „Es ist quasi eine moderierte Selbsthilfegruppe“, erklärt Ralf Herzberg.

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Der erste Infoabend ist am 3. September, die Trauergruppe findet danach vom 17. September bis zum 17. Dezember immer dienstags von 17.15 Uhr bis 19.15 Uhr in der Bibliothek vom Hospiz am Deich statt. Die Teilnahme ist kostenfrei. „Unsere Trauerarbeit wird ausschließlich über Spenden finanziert“, erklärt Ralf Herzberg. Wer Interesse an einer Teilnahme an der Gruppe hat, wendet sich an Bettina Kok per E-Mail an b.kok@hamburger-hospiz-am-deich.de oder Telefon 0175/843 52 43.

Berührendes Abschiedsritual mit Papierschiffchen auf der Dove-Elbe

„Wir haben den Eindruck, dass das Thema Trauer immer gesellschaftsfähiger wird“, meint Geschäftsführer Ralf Herzberg. Denn auch das erste Abschiedsritual, bei dem alle Gäste, die bis Februar in dem Hospiz verstorben waren, bei einer Zeremonie an der Dove-Elbe verabschiedet wurden, wurde von vielen angenommen. Etwa 100 Zu- und Angehörige kamen Anfang Juni am Kurfürstendeich zusammen, als Papierschiffchen als Symbol für die Verstorbenen vom Ewer aus zu Wasser gelassen wurden.

Abschiedsritual an der Dove-Elbe.
Abschiedsritual an der Dove-Elbe. © Hospiz am Deich | Hospiz am Deich

Im Garten des Hospizes habe es danach bei Kaffee und Kuchen einen regen Austausch gegeben, war es traurig, aber trotzdem schön, bilanziert Ralf Herzberg. „Es war ein sehr anrührendes Ritual, das wir in jedem Fall etablieren werden“, sagt der Geschäftsführer. Auch für kulturelle Veranstaltungen will sich das Hospiz weiter öffnen. Den Auftakt macht eine Lesung mit Autorin Isabel Bogdan, die am Freitag, 19. Juli, aus ihrem Roman „Laufen“ lesen wird.

Lesung mit Isabel Bogdan und Vortrag zum Thema Sterben

In dem 2019 erschienenen Roman geht es um eine Frau, die nach einem Schicksalsschlag um ihr Leben läuft und nach langer Zeit der Trauer wieder Mut fasst und ihren Lebenshunger und Humor zurückgewinnt. Die Lesung beginnt um 17.30 Uhr im DRK-Gebäude am Allermöher Deich 437, 100 Meter vom Hospiz entfernt. Wer mag kann zuvor an einer kleinen Führung durch das Hospiz teilnehmen. Der Eintritt zur Lesung ist frei, Spenden erbeten. Anmeldung per E-Mail an veranstaltungen@hamburger-hospiz-am-deich.de oder unter Mobiltelefon 0175/843 52 43.

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Dort kann sich auch anmelden, wer am Vortrag und Gespräch zum Thema „Sterben – wie geht das?“ mit Sabine Kruse teilnehmen möchte. Am Freitag, 23. August, beschreibt und erklärt die Palliativmedizinerin körperliche und geistige Veränderungen am Lebensende gleichermaßen einfühlsam und sachlich. Auch gibt sie Raum für persönliche Erlebnisse und beantwortet Fragen. Der Vortrag beginnt um 17.30 Uhr ebenso im DRK-Haus. Auch dann wird es im Vorfeld die Möglichkeit für eine kleine Führung durch das Hospiz geben.