Hamburg. Nachdem eine 59-Jährige schwer verletzt wurde, fordern Eltern Konsequenzen. Was sie über die Situation am Mittleren Landweg berichten.

Es lässt sich die Uhr danach stellen: Um kurz vor 8 Uhr beginnt wochentags am Mittleren Landweg in Höhe S-Bahnhof und Umgebung das Verkehrschaos. Vor dem Bahnhof halten und stauen sich Busse verschiedener Linien, während auf der Gegenfahrbahn, gegenüber dem P+R-Parkplatz, ein Bus auf Leerfahrt parkt und auf den nächsten Einsatz wartet. Derweil rollen Autos im Sekundentakt auf den Parkplatz, am Steuer sitzen Pendler auf Parkplatzsuche und Eltern, die Kinder zur benachbarten Grundschule oder Kita bringen.

Alle sind in Eile, um pünktlich ihren Nachwuchs abzuliefern oder am Arbeitsplatz anzukommen, während sich auf der Straße Radfahrer durch den stauenden Verkehr aus Bussen, Autos und Lastwagen schlängeln und Fußgänger über die Straße laufen. „Und mittendrin unsere Kinder“, weiß Eyleen Heyer, die sich ebenso wie Christine Müller und Fräncie Ruta im Elternrat der Schule Mittlerer Landweg engagiert.

Bahnhof Mittlerer Landweg: Eltern sprechen von Verkehrschaos

118 Mädchen und Jungen besuchen die einzügige Grundschule mit Vorschule in Billwerder. Ihr Schulweg sei nicht sicher: „Wir haben Angst. Es kommt jeden Tag zu zahllosen brenzligen Situationen“, berichten die besorgten Mütter. Trotz Appelle an Polizei und Deutsche Bahn sei bisher nur wenig passiert. Auch, weil der Bereich nicht als Unfallschwerpunkt gilt und die Handlungsoptionen daher beschränkt seien, wissen die Mütter.

Mittlerer Landweg
Engagieren sich im Elternrat der Schule Mittlerer Landweg und kritisieren die Verkehrssituation rund um die Grundschule: Fräncie Ruta (v.l.), Christine Müller und Eyleen Heyer. © Lena Diekmann | Lena Diekmann

Nachdem es in der vergangenen Woche nun aber gleich zu zwei Unfällen gekommen war, schlägt der Elternrat Alarm: „Wir fordern von Politik, Polizei, Bus, Bahn und Behörden: Handeln Sie jetzt. Sorgen Sie für Sicherheit am Mittleren Landweg und damit dafür, dass unsere Kinder sicher und wohlbehalten zur Schule gehen können!“

Radfahrer fährt Kind an, 59-Jährige gerät mit Bein unter Linienbus

Anfang vergangener Woche war ein Kind direkt vor der Schule von einem Radfahrer angefahren worden und hatte eine Platzwunde erlitten. Freitagmittag wurde es dann noch viel schlimmer, als eine 59-Jährige an der Haltestelle vor dem S-Bahnhof unter einen anfahrenden Linienbus geriet und Teile ihres Beins verlor. Wie genau die Frau unter den Bus geraten konnte, werde weiterhin ermittelt, teilt die Polizeipressestelle auf Nachfrage unserer Zeitung am Montag mit.

Unfall Bahnhof Mittlerer Landweg
Die Unfallstelle vor dem Bahnhof Mittlerer Landweg am 28. Juni. Eine 59-Jährige ist mit einem Bein unter einen Bus geraten. © bgz | TV News Kontor

„Der Unfall ist tragisch. Aber er ist leider die fast logische Folge einer völlig chaotischen Verkehrssituation rund um die S-Bahn-Station und unserer Schule“, ist Eyleen Heyer überzeugt. Es müsse unbedingt etwas passieren, sind die Mütter überzeugt und haben auch ein paar Ideen, wie kurzfristig die Lage entschärft werden könnte. Etwa durch eine Verlagerung der Bushaltestellen, damit sich nicht alles auf Höhe der Bahnstation ballt.

Verkehrssituation am Mittleren Landweg: Vorschläge für Verbesserungen

Ein weiterer Zebrastreifen auf Höhe der Schule sei ebenso denkbar wie ein Banner an der S-Bahnbrücke, das Verkehrsteilnehmer auf die unübersichtliche Situation aufmerksam machen soll. Auch ein regelmäßiger Rückschnitt des Straßenbegleitgrüns sei wichtig, um mehr Übersicht zu schaffen, sind die Frauen überzeugt. Die Zuständigkeiten seien nicht so leicht zu klären. Daher wünschen sie, dass alle an einen Tisch kommen und gemeinsam Lösungen erarbeiten.

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Langfristig müsse die Verkehrssituation nach Auffassung des Elternrats ohnehin verändert werden: Denn für den Zukunftsstadtteil Oberbillwerder ist eine Baustraße direkt gegenüber der Schule angedacht. Laut Verkehrsschätzungen könnte der absolute Spitzenwert bei 180 Fahrzeugen liegen, die pro Tag zur Baustelle Oberbillwerder wollen. „Nicht auszudenken, was dann hier passiert“, sind die Mütter überzeugt.