Hamburg. Vandalismus auf dem Gelände des Bergedorfer Wohnprojekts häuft sich. Die Bewohner fragen sich langsam: Hat jemand etwas gegen sie?

Noah, Jeff, Marie, Ines und viele andere hatten ihre Namen in die Säule geschnitzt – ein buntes Kunstwerk von und für die Bewohner von Greves Garten, dem wohl bekanntesten Wohnprojekt im Bezirk Bergedorf. Doch nun steht dort, wo die selbstgestaltete Säule lange ihren Platz hatte, nur noch ein Metallstab inmitten der Hortensien. Denn Unbekannte haben das Kunstwerk am vergangenen Wochenende so stark demoliert, dass die Bewohner die Reste in Sicherheit gebracht haben.

Das alles wäre vielleicht einfach nur ärgerlich – hätte es nicht vorher schon eine Reihe ähnlicher Vorfälle in dem nahe Mohnhof gelegenen Wohnprojekt gegeben. Seit einigen Monaten, so erzählt es eine Bewohnerin, wird das Gelände immer mal wieder Opfer von Vandalismusattacken. Zufall – oder gar böse Absicht? „Langsam fragen wir uns schon, ob es mit uns zu tun hat“, sagt die Frau bedrückt, die ihren Namen nicht nennen möchte.

Vandalismus in Greves Garten in Bergedorf: Wohnprojekt-Bewohner besorgt

Begonnen hatte alles vor einigen Monaten mit ein paar Schildern. Eines mit der Aufschrift Greves Garten wurde umgeknickt, wenig später war es dann ganz verschwunden, berichtet die Bewohnerin. Der oder die Täter hatten das Schild in den nahegelegenen Ententeich geworfen. „Nicht nur geworfen, es stand da richtig im Teich“, sagt sie. Auch ein anderes Schild, das nahe Mohnhof auf das Parken nur für Anwohner hinweist, wurde umgeknickt.

Die Kugeln von der selbstgestalteten Säule in Greves Garten wurden abgerissen und teilweise zertrümmert.
Die Kugeln von der selbstgestalteten Säule in Greves Garten wurden abgerissen und teilweise zertrümmert. © privat | Privat

So ging es weiter. Plötzlich war auf ein paar Steinstufen, die die Bewohnerkinder bemalt hatten, ein „Tag“, also eine Graffiti-Schmiererei, zu sehen. Unbekannte beschmierten oder sprengten Briefkästen. Holzfiguren, die in den Beeten standen und ebenfalls von den Kindern bemalt worden waren, wurden herausgeholt und in den Ententeich geworfen.

„Natürlich können solche Sachen immer mal passieren“, sagt die Bewohnerin. Schließlich wird der Privatweg durch Greves Garten von vielen Bergedorfern gerne genutzt. „Aber all die Jahre hatten wir solche Vorfälle kaum. Und man hat das Gefühl, dass jetzt immer gerade die Sachen mit einem ideellen Wert kaputtgemacht werden.“

Das Straßenschild wurde in den Teich „gestellt“.
Das Straßenschild wurde in den Teich „gestellt“. © privat | Privat

Ist dem oder den Unbekannten vielleicht die Philosophie des Projektes ein Dorn im Auge? Die bunt gemischte Gruppe hat vor gut 17 Jahren nicht nur das historisches Häuserensemble Greves Garten vor dem Abriss gerettet und hier selbstverwalteten, teils sehr günstigen Wohnraum geschaffen, ein Mix aus Eigentum und Miete. Die Bewohner leben auch ein gutes Miteinander und stehen für Vielfalt und Toleranz. Eigentlich also ein Projekt, das viele mögen und das viele Nachahmer anlockte. Doch vielleicht auch ein Projekt, das womöglich jene provoziert, die sich gegen eine offene und tolerante Gesellschaft stellen.

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Die Genossenschaft Greves Garten eG hat jedenfalls nach der „Tag“-Schmiererei und auch nach dem jüngsten Vorfall mit der Säule Anzeige erstattet, berichtet die Bewohnerin. „Das ist einfach das Bedürfnis, dass da was aktenkundig ist, sollte mal jemand gefasst werden“, sagt sie.

Die Bergedorferin wundert sich, dass der oder die Täter noch nie beobachtet wurden. Denn manche Bewohner von Greves Garten seien bis spät in die Nacht wach, „da brennt lange Licht – und die Nächte sind im Moment ja auch sehr kurz“. Vielleicht sei es aber auch, dass Greves Garten nicht momentan viel Pech mit Vandalismus habe, sondern dass es eher umgekehrt sei, wie eine Nachbarin sagte: „Vielleicht haben wir früher nur einfach viel Glück gehabt.“