Bergedorf/Escheburg. Trotz Niederlage im Spitzenspiel gegen die TSG Bergedorf ist der Fußball-Kreisligist das Überraschungsteam der bisherigen Saison

Die TSG Bergedorf bleibt in der Fußball-Kreisliga das Maß aller Dinge. In der Spitzenpartie des 5. Spieltags setzte sich die Elf von Trainer Marcel Graudegus mit 6:4 gegen das Überraschungsteam vom Escheburger SV durch.

Während die Verantwortlichen der TSG Bergedorf vor der Spielzeit klar das Ziel Aufstieg formuliert hatten, gaben die Escheburger gar kein Ziel aus und fahren damit bislang überraschend gut. Im Lotto-Pokal steht der ESV als einziger Kreisligist aus der Region in der vierten Runde, und in der Liga hatten die Escheburger vor dem 5. Spieltag das Maximum von zwölf Punkten auf dem Konto.

Das Escheburger Konzept: Kein Druck durch interne Zielvorgaben

„Das gibt nur unnötig Druck, wenn man Ziele herausgibt“, ist ESV-Trainer René Witmütz überzeugt. Das Geheimnis des Erfolgs sei das Teambuilding. „Wir haben von Anfang mit unserem neuen Co-Trainer Thomas Mouratidis gut funktioniert“, erläutert Witmütz und gibt einen Einblick in die Arbeit am Stubbenberg: „Wir haben einen Plan, den wir verfolgen. Teambuilding ist ganz hoch angesiedelt. Dinge wie das Trainingslager oder die von den Spielern selbst angefertigten Spielanalysen – so etwas schweißt ein Team zusammen.“

Trainer Rene Witmütz ist überraschend gut mit dem Escheburger SV in die Saison gestartet.
Trainer Rene Witmütz ist überraschend gut mit dem Escheburger SV in die Saison gestartet. © Maurice Herzog | Maurice Herzog

Trotz der Niederlage haben die Escheburger den positiven Eindruck bestätigt. Immer wieder kamen die Gäste zurück, glichen Rückstände aus. Erst in den letzten Minuten ging das Spiel verloren. „Es war ein Topspiel“, analysierte Witmütz die 90 Minuten. „Die TSG hatte mehr Anteile am Spiel, wir haben Moral gezeigt. Aber wir hatten das Mittelfeld überhaupt nicht im Griff. Weder in Halbzeit eins noch in Halbzeit zwei.“

TSG-Regisseur Philip Siegmund bekamen die Gäste nie in den Griff

Bergedorfs Philip Siegmund war Dreh- und Angelpunkt: Er eroberte die Bälle, spielte exakte Pässe und bereitete zwei der sechs TSG-Treffer vor. Statt sich darauf zu konzentrieren, seinen Wirkungskreis zu begrenzen, war der teils unglücklich agierende Schiedsrichter Piet Schöps häufiger das Ziel der ESV-Akteure. Immer mehr reklamierten sie, immer mehr brachte sie das selbst aus dem Konzept.

Ganz anders die Hausherren. „Die TSG-Spieler haben sich mehr mit sich beschäftigt. Eben Neutralität gezeigt, wie sie es immer tun“, führte Witmütz weiter aus. „Ob berechtigt oder unberechtigt, es ist gar nicht nach meiner Fasson, dass wir uns mit dem Schiedsrichter beschäftigen. Da waren schon wilde Sachen dabei, aber nicht der Schiri hat das Spiel entschieden, sondern die TSG Bergedorf.“

TSG-Coach Graudegus: Bis zur letzten Sekunde auf Angriff gespielt

Kurz vor Schluss brachte Patrick Thomae die Gastgeber mit dem 5:4 auf die Siegerstraße (80.). In der Nachspielzeit machte Björn Goslar mit 6:4 alles klar (90.+1). „Das wirft uns nicht um, wir müssen einfach nur weiterarbeiten“, ist Witmütz überzeugt. „Aber jeder, der angepisst ist, kann es zurecht sein.“ Es sei ein Lernprozess für seine Elf, sich nicht so leicht aus dem Konzept bringen zu lassen. „Wir haben junge Spieler“, erinnerte Witmütz. „Sie werden da hinkommen, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.“

Bei TSG-Übungsleiter Marcel Graudegus war die Erleichterung nach dem Schlusspfiff riesengroß. „Das Herz geht natürlich mit. Als Trainer wirst du wahnsinnig, wenn du siehst, was für Tore hier auf beiden Seiten fallen“, gestand er. Die bessere Physis seiner Elf sei entscheidend gewesen. „Die Mannschaft hat es in den vergangenen Wochen immer wieder bestätigt, dass sie wirklich bis zur letzten Sekunde auf Angriff bleibt und sich reinhaut“, strich Graudegus heraus. „Deshalb war der Sieg verdient.“

Die Torfolge: 1:0 Felix Witt (2.), 1:1 Tom Böttcher (10.), 2:1 Peer Fränzel (15.), 2:2 Jan Rathmann (32.), 3:2 Marc Wittbrock (37.), 4:2 Fränzel (50.), 4:3 Rathmann (51.), 4:4 Bennet Dallat (66.), 5:4 Patrick Thomae (80.), 6:4 Björn Goslar (90.+1)