Oststeinbek. Lange war das Team des Oststeinbeker SV in der Fußball-Landesliga eine Baustelle. Nach dem Klassenerhalt soll es nun aufwärts gehen.

Stein für Stein ist die neue Oststeinbeker Grundschule in den vergangenen Monaten in die Höhe gewachsen. Im kommenden Jahr soll der Bau fertiggestellt sein. Die Lehranstalt befinden sich nur von einem Zaun getrennt neben dem Kunstrasenplatz des Oststeinbeker SV am Meessen. Und so kam es in der Vorsaison schon einmal vor, dass Ersatzspieler des Fußball-Landesligisten auf dem Rohbau nach Bällen suchten, die versehentlich dort hingeschossen wurden. Das Bild entbehrte nicht einer gewissen Symbolik, war doch auch das OSV-Team in der abgelaufenen Serie lange Zeit eine große Baustelle.

Unter Coach Alexander Kaya, mit dem die Stormarner in die Saison starteten, setzte es Pleite um Pleite. Nach dessen Rücktritt im Oktober 2022 versuchten Interimscoach Erdinc Örün und Nachfolger Erdal Katik zunächst vergeblich, die Mannschaft in die Erfolgsspur zu bringen. Der Rückstand auf die Nicht-Abstiegsplätze betrug zwischenzeitlich bereits 15 Punkte, bevor die Oststeinbeker mit sieben Siegen aus den letzten acht Partien doch noch den nicht mehr für möglich gehaltenen Klassenerhalt schafften.

Oststeinbeker SV: Fundament für eine sorgenfreie Zukunft gegossen

Das Fundament für eine sorgenfreie Zukunft dürfte damit gegossen sein, schließlich hat sich in der Schlussphase der Saison eine Mannschaft gefunden, die füreinander durchs Feuer geht. Dann aber machte der OSV wieder eine Baustelle auf. Es wurde via dem Portal „fussifreunde.de“ die Verpflichtung der Brüder Markus und Thorsten Puder fürs Management bekanntgegeben. Sie sollten maßgeblich an der Mitgestaltung eines „neuen Projekts“ mitarbeiten, erklärte OSV-Kapitän Dave Fehlandt.

Rückkehrer: Stürmer Maximilian Kochsiek (Mitte) heuert bereits zum dritten Mal am Meessen an.
Rückkehrer: Stürmer Maximilian Kochsiek (Mitte) heuert bereits zum dritten Mal am Meessen an. © Hanno Bode | Hanno Bode

Doch bevor die zuvor beim Ligarivalen HT16 tätigen Puders ihre Arbeit bei den Stormarnern aufnahmen, waren sie schon wieder weg. Warum? „Das weiß ich auch nicht so genau. Ich habe auf dem Maibaumfest einige Verantwortliche von Vorwärts-Wacker Billstedt getroffen und sie gefragt, ob sie zu ihnen wechseln. Das haben diese zwar verneint, aber ein paar Tage später waren Markus und Thorsten dann doch dort“, sagt der bei den Oststeinbekern für die Finanzen zuständige Bernd Schymetzki.

Der neue Coach Martin Sobczyk: „Es sind die richtigen Leute am Werk“

Auch wenn der OSV nun nicht auf die Expertise und das große Netzwerk der Puders zurückgreifen kann, blickt der neue Coach Martin Sobczyk sehr optimistisch in die Zukunft. „Hier sind die richtigen Leute am Werk“, ist der 36-Jährige überzeugt. „Es gibt einen Umbruch im Verein. Das sind alles junge Leute. Es macht Mega-Laune.“ Der langjährige Oberliga-Verteidiger war zuvor spielender Co-Trainer beim VfL Lohbrügge. Seine Zusage hatte er den Stormarnern bereits drei Spieltage vor dem Saisonende gegeben. Also zu einem Zeitpunkt, an dem noch nicht feststand, ob Oststeinbek die Liga würde halten können.

„Ich hätte auch in Lohbrügge bleiben können. Aber ich wollte diesen Sprung vom Spieler zum Trainer jetzt schaffen“, sagt Sobczyk, der den VfL nach der Demission von Gökhan Acar an den letzten drei Spieltagen interimsmäßig betreute und dabei sieben Zähler holte. „Er hat die Mannschaft super eingestellt“, lobte Lohbrügges damaliger Sportlicher Leiter Elvis Nikolic den Routinier, der zuvor das Training ohnehin schon sehr aktiv mitgestaltet hatte. „Eigentlich wollte ich ja nie Trainer werden, sondern eher Sportchef. Aber beim VfL habe ich dann Blut geleckt“, berichtet Sobczyk.

Die Fans sollen wieder in Scharen an den Meessen strömen

Weit hat es Sobczyk nun nicht, wenn er seine Spieler am Meessen zu den Übungseinheiten bittet. „Sobby“, wie er gerufen wird, wohnt in Oststeinbek und hat sowohl als gegnerischer Spieler als auch als Zuschauer so manche emotionale Freitagabend-Partie erlebt. „Der OSV war da immer richtig eklig gegen den Ball. Es war super schwer, gegen sie zu spielen. Da will ich auch wieder hinkommen“, erklärt der 36-Jährige. Er möchte das Feuer bei den Fußball-Fans in der Gemeinde („Oststeinbek hat großes Potenzial“) neu entfachen, nachdem die Zuschauerzahlen in den vergangenen Jahren stark rückläufig waren.

Kontinuität statt ständiger Kurswechsel lautet sein Credo. „Das soll hier kein Ein-Jahres-Ding werden. Wir wollen kontinuierlich etwas aufbauen“, erklärt Sobczyk. Zunächst aber ist seine Mannschaft das, was neben dem Sportplatz zu sehen ist: eine Baustelle. „Dadurch, dass wir erst so spät wussten, in welcher Liga wir spielen, waren wir natürlich auch sehr spät mit den Gesprächen mit den Spielern dran“, gibt der Coach zu bedenken.

Sogar ein ehemaliger Junioren-Nationalspieler zählt zum neuen Kader

Dennoch ist es ihm und seinem umtriebigen Co-Trainer Mike Meyer (Sobczyk: „Er macht hier wirklich super viel“) gelungen, eine sehr spannende Mannschaft zusammenstellen. Neben drei Akteuren aus Lohbrügge um den früheren deutschen Junioren-Nationalspieler Mazlum Oruk konnte auch Maximilian Kochsiek für ein Engagement beim OSV gewonnen werden.

Der Angreifer hatte seine Laufbahn im Herrenfußball einst am Meessen begonnen und streift nun mit 24 Jahren bereits zum dritten Mal das Oststeinbeker Trikot über. Kochsiek könnte ein Sturmduo mit Amir Miry bilden, der nach glücklosen Stationen bei Concordia, Hamm United und dem SV Curslack-Neuengamme nun für die Stormarner auf Torejagd geht und in der Vorbereitung aufblühte.

Der Klassenerhalt ist in der „Umbruchssaison“ das große Ziel

„In der Mannschaft steckt in jedem Fall Potenzial. Wir werden aber wohl noch zwei bis drei Wochen brauchen, bis wir dort sind, wo wir sein wollen“, erklärt Sobczyk. Er möchte „so schnell wie möglich“ den Klassenerhalt schaffen. Viel mehr, da gibt sich der 36-Jährige keinen großen Illusionen hin, wird in seiner Premieren-Spielzeit wohl nicht möglich sein.