Oststeinbek/Reinbek/Ahrensburg. Landesligafußballer feiern den nicht mehr für möglich gehaltenen Klassenerhalt. Voran Ohe wird Dritter, Ahrensburger TSV Zehnter.

Im letzten Saisonspiel des Oststeinbeker SV lief die 79. Minute, als Erdal Katik per Zeichensprache von der Tribüne aus die Erfolgsnachricht übermittelt bekam: Schlusspfiff im Parallelspiel des Klub Kosova, der Konkurrent im Abstiegskampf hatte 0:1 verloren – und die Fußballer aus Stormarn waren endgültig gerettet. Katik, der das Traineramt beim kriselnden Landesligaclub in einer schier aussichtslosen Situation übernommen hatte, reckte den rechten Daumen nach oben.

Entspannt konnte der OSV seine 2:0-Führung gegen den TSV Sasel II über die Zeit bringen, während auf der Ersatzbank schon gejubelt wurde. Es ist eine beispiellose, fast unglaubliche Aufholjagd, mit der Oststeinbek den Abstieg doch noch verhindert hat. Mitte Februar, acht Spieltage vor Saisonende, betrug Oststeinbeks Rückstand auf das rettende Ufer 15 Punkte. Unter anderem standen noch Spiele gegen die Topclubs ETSV Hamburg und Düneberger SV an.

Erfolgstrainer Katik hört freiwillig auf, Nachfolger kommt aus Lohbrügge

Zu diesem Zeitpunkt hätte wohl niemand mehr auch nur einen Cent auf den OSV gesetzt. Auch die Akteure selbst nicht. „Ich habe wirklich nicht mehr dran geglaubt, da bin ich ganz ehrlich“, sagte Kapitän Dave Fehlandt nach dem Auswärtssieg in Sasel. „Es doch noch geschafft zu haben, ist von der Wahrscheinlichkeit her mit einem Lottogewinn zu vergleichen.“

Wie hat die Mannschaft, die noch vor gut zwei Monaten am Boden lag, das 0,00000072-Prozent-Kunststück geschafft? „Der Trainer hat einen großen Anteil“, sagte Fehlandt über Katik. Dieser war im Februar tatsächlich weit und breit der Einzige, der noch vom Klassenerhalt sprach. Innerlich habe er zwar durchaus gezweifelt, sagte der Coach auf der Saseler Tribüne mit einem Kaffee in der Hand. „Aber als Trainer muss man den Glauben immer vorleben. Sonst hätte ich gar nicht mehr zum Training gehen müssen. Man muss im Fußball immer wieder weiterkämpfen.“

Mit dem Sieg in Altengamme kehrte das Selbstvertrauen zurück

Mit dem 3:2-Sieg am 23. Spieltag beim SV Altengamme sei der Glaube des Teams an sich selbst langsam wieder zurückgekehrt, stellte Katik fest. Spätestens nach dem 1:0 bei Voran Ohe eine Woche darauf „haben die Jungs es richtig verstanden. Der Teamgeist war phänomenal.“

Erdal Katik verabschiedet sich mit dem sicherlich größten Erfolg seiner Trainerlaufbahn aus Oststeinbek. Er geht im Guten: „Es ist besser so. Die Jungs um Dave wollen einen neuen Weg gehen. Ich arbeite im Schichtdienst und bin auch privat eingebunden.“

Der Nachfolger steht fest. Wie berichtet, übernimmt Martin Sobczyk. Der 36-Jährige war zuletzt kurzzeitig als Interimstrainer des VfL Lohbrügge aktiv, machte sich im Hamburger Raum einen Namen als Innenverteidiger.

Der designierte Sportliche Leiter kommt jetzt doch nicht

Eine andere Verpflichtung ist dagegen wieder geplatzt. Markus Puder, der bereits als Sportlicher Leiter vorgestellt wurde, kommt nun doch nicht an den Meessen. Mannschaftskapitän Fehlandt: „Er hat privat und beruflich viel um die Ohren. Und wir wollen ein großes Projekt starten, bei dem man zu 100 Prozent dabei sein muss. Wir müssen eine andere Lösung suchen.“

Fehlandt selbst und der bisherige Co-Trainer Mike Meyer übernehmen Funktionärsaufgaben. In Oststeinbek soll es wieder bergauf gehen. „Es fällt mir ein Riesenstein vom Herzen, dass wir in der Landesliga bleiben“, sagte Fehlandt. Für den Klassenerhalt hätte es die Niederlage Kosovas gegen Meister ETSV letztlich gar nicht mehr gebraucht. Der OSV erfüllte seine Pflichtaufgabe beim als Absteiger feststehenden TSV Sasel II souverän und mit breiter Brust. Nach den frühen Toren von Youssef Sbou (10. Minute) und Agatino Indulto (16.) geriet der Sieg nie in Gefahr und hätte noch deutlich höher ausfallen können.

Magerkost statt Schützenfest im letzten Saisonspiel von Voran Ohe

Jubel auch beim FC Voran Ohe: Die Reinbeker haben ihr Saisonziel Platz drei erreicht – ohne sich mit Ruhm zu bekleckern. Gegen das abgeschlagene Schlusslicht Meiendorfer SV gab’s statt eines Schützenfestes nur ein 2:1. Nach den Toren von Muizz Saqib (11.) und Marco Braesen (20.) verabschiedete sich Ohe mental zu früh in die Sommerpause. Meiendorf nutzte das zum Anschlusstreffer durch Moyed Elghgrari (38.).

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„Nach dem Abpfiff war es ein Frustmoment, der aber nur ein paar Minuten angedauert hat. Wir können uns über eine erfolgreiche Saison freuen“, sagte Trainer Matthias Wulff. Für den Verein war es die beste Platzierung seit 14 Jahren – und künftig will man am Amselstieg um den Aufstieg mitspielen. Wulff: „Es war ein weiterer Entwicklungsschritt, die Mannschaft auf ein Durchschnittsalter von 24 Jahren extrem verjüngt zu haben. Aus den drei Grüppchen – alte Oher, Ex-Curslacker und die jungen Wilden – ist eine Gemeinschaft zusammengewachsen.“

Ahrensburger TSV gewinnt erstes Punktspiel seit der Winterpause

Einen versöhnlichen Saisonabschluss feierte der Ahrensburger TSV, dem mit dem 4:1 (2:0) beim ASV Hamburg doch noch der einzige Sieg seit der Winterpause glückte. Benedikt Neumann-Schirmbeck (28., 60.), Aron Loui Jahn (45.) und Armen Schadoian (76.) trafen für die Gäste. Für den ASV verkürzte Felix Wireko (74.).

Ahrensburgs Trainer Peter Grischke sagte: „Unter den Umständen, die wir tragen mussten, war es eine sehr gute Saison, auch wenn eine bessere Platzierung als Rang zehn möglich gewesen wäre. Jetzt ist unser Anspruch, uns Stück für Stück zu verbessern.“