Börnsen. So ein Vier-Minuten-Ritt im Viereck hat es in sich. Bei den Börnsener Dressurtagen trumpften die einheimischen Reiterinnen auf
„Zeit fürs Abendessen, Climent!“ Auffordernd stellt Ira Christina Welding vom Wedeler Tannenhof ihrem Pferd Climent einen Eimer mit Futter hin. Doch der 16-jährige Wallach, der in den Niederlanden gezogen wurde, zieht das Gras vor, das auf der Wiese des Hofs Börnsen wächst. Seit 2004 ist die weitläufige Anlage in jedem Sommer Schauplatz der Börnsener Dressurtage, ausgerichtet vom Reit- und Fahrverein Börnsen.
132 Teilnehmer mit 195 Pferden waren dem Ruf von Organisator Jürgen Perau gefolgt und maßen sich an drei Tagen in zehn Wettbewerben von der Klasse L* bis zur Klasse S***. Es ist das Stelldichein von Norddeutschlands Dressur-Elite. Für die Junioren (bis 18 Jahre) und Jungen Reiter (19 bis 21 Jahre) geht es um die Qualifikation zu den Deutschen Meisterschaften. Für die Elite um Platzierungen bei den prestigeträchtigen S***-Wettbewerben Intermediaire A, Intermediaire II und Grand Prix de Dressage.
Ein Dressur-Vortrag ist eine Höchstbelastung für Mensch und Tier
Climent ist einer der Hochleistungssportler unter den angereisten Vierbeinern. Seit Jahren sind seine Reiterin Ira Christina Welding und er bei den S***-Prüfungen der Region Stammgäste. Gerade haben sie beim Wettbewerb Intermediaire II ihr Können gezeigt. „Für den Grand Prix de Dressage sind wir nicht gut genug“, sagt sie selbstkritisch. „Daher finde ich es einfach großartig, dass es in Börnsen auch eine Intermediaire-II-Prüfung gibt.“
Zwar sind die Elemente dieselben, doch beim Intermediaire II ist die Abfolge weniger flott als beim Grand Prix. Es bleibt dem Paar mehr Zeit, sich auf die Aufgaben einzustellen. „Climent ist halt ein eher gemächlicher Typ“, schmunzelt Welding. So ein Vier-Minuten-Vortrag im 20 mal 60 Meter großen Dressur-Viereck ist eine Höchstbelastung für Reiterin und Pferd. Genau deshalb schiebt Welding den Kopf ihres Wallachs jetzt mit Nachdruck in den bereitstehenden Eimer. „Er muss die Energie wieder aufnehmen“, erläutert sie. „Gras allein reicht da nicht.“
Um die verbrauchte Energie wieder aufzunehmen, hilft nur Kraftfutter
Während sich das Königlich Niederländische Warmblut in sein Schicksal ergibt und sich einen Apfel samt einer ordentlichen Portion Kraftfutter aus Hafer munden lässt, ist es Zeit, den Auftritt Revue passieren zu lassen. Vier bis fünf Mal pro Woche feilen sie an ihren Übungen. Dass in Börnsen alles geklappt hätte, wäre eine charmante Übertreibung. Ein Taktfehler bei den Zweier-Wechseln war für die Wertungsrichter ebenso wenig zu übersehen wie der zu vorsichtige Einsatz der Hinterbeine. Am Ende reichte es für das Paar vom Norddeutschen und Flottbeker Reiterverein nicht für eine Platzierung. Es siegte der Portugiese Boaventura Francisco Freire auf Jasmin Plus.
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„Unsere Bewertung ist völlig gerechtfertigt“, urteilt Welding. „Ich hatte schon beim Hinausreiten fünf oder zehn Dinge im Kopf, die wir hätten besser machen können.“ Jeden Auftritt zeichnet Ehemann René Welding für die spätere Analyse mit dem Handy auf. Die Anreise aus Wedel hat sich für das Ehepaar aber trotzdem gelohnt. „Börnsen ist einfach ein tolles Turnier“, schwärmt Ira Christina Welding. „Obwohl es geregnet hat, war der Boden top.“
Das nutzten eine Reihe von Reiterinnen aus dem Bergedorfer Raum zu Top-3-Platzierungen, allen voran Carlotta Lambrecht (RFV Börnsen), die auf Lord Landalon 2 die Klasse S* Prix St. Georg gewann und somit für den einzigen Heimsieg sorgte. Zudem wurde sie Dritte in der S** Intermediare II. Ebenfalls dritte Plätze belegten Lilli Paulina Matthies (RFV Börnsen) auf Dreaming on Clouds in der Klasse L* Kandare, Sarah Meyer (RFV Kirchwärder) auf Denk an mich in der Klasse M* sowie gleich zweimal Wiebke Biß (RV Sachsenwald) auf Donald 544 in der Klasse M**.
Wentorferin Sarah Waldsperger schafft es im Grand Prix aufs Treppchen
Den Vogel aber schoss Sarah Waldsperger vom Hamburg-Wentorfer Reiterverein ab. In der Top-Veranstaltung der Börnsener Turniertage, der Klasse S*** Grand Prix de Dressage schaffte sie auf Royal Dream 25 sensationell Platz drei. Es siegte der Luxemburger Mathis Goerens auf Riptide NRW.