Geesthacht/Escheburg. Christin Eisenbeiß ist zum zweiten Mal deutsche Meisterin im Mannschaftsgolf. In den USA studiert sie das Spiel.
Christin Eisenbeiß hat es geschafft: Zum zweiten Mal nach einem Mannschaftssieg im Jahr 2018 wurde die 21-jährige Geesthachterin deutsche Meisterin der Damen im Mannschaftsgolf. Beim Finalwettkampf der Final Four mit 4000 Zuschauern auf dem Gelände des Golfclub Pfalz in Geinsheim setzte sie sich mit ihren fünf jungen Teamkolleginnen vom Golfclub Hamburg zunächst gegen GC München Valley und dann in der Finalrunde gegen den von SAP-Unternehmer Dietmar Hopp gegründeten Golfclub St. Leon-Rot durch. Gespielt wurden die Begegnungen mit jeweils einem Doppel- und einem Einzelkampf für jede Teilnehmerin.
Wie wird man deutsche Meisterin im Golf mit einem Handicap von derzeit -5,4? „Trainieren, trainieren, trainieren“, sagt Christin Eisenbeiß, die etwa 20 Stunden wöchentlich auf dem kurzrasierten Rasen abschlägt, pitcht und puttet. Dabei hatte sie nicht schon immer diesen Biss. „Ich hatte anfangs gar keine Lust auf Golf“, erinnert sich Christin Eisenbeiß, die aus einer echten Golffamilie stammt. Ihr Großvater war Präsident des Golfclubs Escheburg, wo auch sie sich bis heute zu Hause fühlt. „Meine Eltern haben mich früher immer mit dorthin geschleppt. Aber ich war die Letzte, die dort war, und die erste, die wieder nach Hause wollte.“ Erst als sie im Club eine gute Freundin fand und anfing, sich beim Golfen mit ihrem älteren Bruder Eric zu messen, erwachte ihr Ehrgeiz. „Er war damals deutlich besser als ich, aber dann habe ich ihn überholt.“ Heute spielt ihr Bruder beim Golfclub Wentorf-Reinbek, hat ein Handicap von -3,7.
Deutsche Meisterin hat ein Golf-Stipendium an der Uni
Dem Einzeltitel war auch Christin Eisenbeiß im Jahr 2020 schon recht nah, schaffte es immerhin bis zur Bronzemedaille, die seitdem bei ihr zu Hause in Geesthacht an der Wand hängt. Dort allerdings ist die junge Golferin selbst nicht mehr so oft. Am Donnerstag geht ihr Flug zurück nach Jacksonville im US-Staat Florida, wo sie seit Januar 2021 an der University of North Florida studiert. „An den deutschen Einzelmeisterschaften kann ich daher nicht teilnehmen. Aber wenn ich 2024 wieder nach Deutschland komme, gehe ich dort auch gleich wieder an den Start.“
Ihre Studienfächer in Florida heißen Marketing – und natürlich Golf. Denn sie spielt in der Mannschaft ihrer Uni, bekommt deswegen ihr Stipendium. „Deswegen sollte Golf an der Uni für mich an erster Stelle stehen, denn wenn ich da nicht mehr gut genug bin, ist auch mein Stipendium weg.“ Wirklich befürchten muss sie das freilich nicht. Erst im Frühsommer gewann Christin Eisenbeiß in East Carolina das Iron Wood Turnier unter rund 80 Teilnehmerinnen. Die Holztrophäe steht jetzt in ihrem Apartment nahe der Uni, das sie sich mit zwei anderen Uni-Golferinnen teilt. „Vielleicht sollte ich es nicht so laut sagen, aber genau genommen sehe ich für mich das Fach Marketing an erster Stelle. Denn da stehen mir mit einem guten Abschluss viele berufliche Türen offen. Beim Golf muss es gut laufen, klar, aber dafür muss ich mich gar nicht so nach der Decke strecken.“
In den USA will Christin Eisenbeiß nicht für immer bleiben
Ganz sicher ist für die Geesthachterin, dass sie nach ihren vier Jahren Bachelor-Studiengang nach Deutschland zurückkehrt. „Viele deutsche Absolventen bleiben ja gleich in den USA, aber das kommt für mich nicht infrage. Ich bin doch sehr mit meiner Familie verbunden.“ Und natürlich mit ihrem Freund, der ebenfalls Golfer ist und aus Bremen zum Golfclub Hamburg kam. Gerade mal drei Monate im Jahr kann sie ihn in Deutschland treffen, zehn Wochen im Sommer und drei Wochen im Winter. Jetzt am Donnerstag ist diese Zeit erst mal wieder vorbei. „Wir haben uns aber viel gesehen, und auch das gemeinsame Training macht viel Spaß, weil wir ähnlich spielstark sind.“
Und wie steht es mit einer Profikarriere? „Hmm“, sagt die Nummer 440 der Amateur-Weltrangliste, die auch schon Platz 36 von 120 EM-Teilnehmerinnen erreichte. „Um da Geld zu verdienen, muss man richtig gut sein, sonst krebst man als Profi ziemlich herum.“