Billwerder. 17 Spieler weg, zwölf neue da: Beim ETSV gibt es ein Hauen und Stechen um Stammplätze. Sogar ein Ex-Profi vom FC St. Pauli mischt mit.
Nach dem Aufstieg folgte der harte Schnitt: Fußball-Oberligist ETSV Hamburg hat sich nach der Saison von 17 Spielern getrennt – also fast von dem gesamten Kader, der den Meistertitel in der Landesliga geholt hat. Im Gegenzug kommen zwölf neue Spieler an den Mittleren Landweg, und das wird wohl noch nicht das Ende der Liste sein. „Wir sind noch an einigen hochkarätigen Neuzugängen dran“, verrät Sportchef Sascha „Jassi“ Huremovic.
So macht der 54-Jährige nach dem gelungenen Aufstieg auch gar keinen Hehl daraus, dass die Ziele im Hamburger Oberhaus nun höher gesteckt sind, als einfach nur die Klasse zu halten. „Wir wollen möglichst schnell mit dem Abstieg nichts zu tun haben und dann die Oberliga so richtig kennenlernen“, drückt es Huremovic aus.
Jubiläum: 2024 wird der ETSV Hamburg 100 Jahre alt
Im kommenden Jahr feiert der ETSV Hamburg sein 100-jähriges Bestehen. Dann wollen die „Eisenbahner“ im Kreis der besten Hamburger Fußballclubs angekommen sein. Doch dazu muss der neue Trainer Aki Cholevas aus den vielen Neuzugängen ein schlagkräftiges Team formen. Am 12. Juni ist Trainingsauftakt am Mittleren Landweg. Dann werden sich viele Spieler zum ersten Mal begegnen.
Schon im vergangenen Sommer hatte der ETSV seinen Kader mit 14 Neuzugängen massiv verstärkt, im Winter noch mal personell nachgelegt. Trotzdem dominierten die „Eisenbahner“ die Landesliga nicht so souverän wie zuvor allgemein angenommen. Erst am letzten Spieltag stand die Meisterschaft und damit der Aufstieg fest. „Wir waren vor allem in der Abwehr zu anfällig“, analysiert Huremovic, der daraus seine Lehren ziehen will: „Wir wollen in der neuen Saison jede Position doppelt besetzt haben. Es muss überall Konkurrenzkampf geben.“
Spannendes Duell der Torhüter um die Rolle des Stammkeepers
Ganz besonders intensiv wird dieser im Tor werden, wo es für Hamburger Amateurniveau zu einem echten Duell der Giganten kommt. Der bisherige Stammkeeper Elian Clasen wird sich ein Duell mit Neuzugang Gianluca Babuschkin liefern, der vom Oberliga-Absteiger SV Curslack-Neuengamme an den Mittleren Landweg gewechselt ist.
Der hoch aufgeschossene Clasen stammt aus der HSV-Jugend. Er ist zwar erst 22 Jahre alt, hat aber schon für drei Vereine in der Regionalliga gespielt: Viktoria Berlin, Union Fürstenwalde und Altona 93. Obwohl Clasen bei keinem dieser Clubs Stammkeeper war, ist er hoch veranlagt und wirkte in der vergangenen Landesliga-Saison komplett unterfordert. Wie gut er wirklich ist, wird sich nun erst in der Oberliga zeigen.
Youngster Clasen wird von den Oldies Babuschkin und Schmidt herausgefordert
Gianluca Babuschkin sucht nach acht Jahren in Curslack eine neue Herausforderung. Der 30-Jährige stammt aus der Jugend des FC St. Pauli, für den er vor genau zehn Jahren auch eine einzige Regionalliga-Partie absolvierte, damals aber gleich fünf Treffer gegen Blau-Weiß Rehden kassierte. Über Altona 93 kam Babuschkin 2016 an den Gramkowweg, wo er auf Anhieb zum Stammkeeper avancierte. Schon in seiner ersten Saison in Curslack machte der Deutsch-Italiener 21 Partien und blieb in jedem vierten Spiel ohne Gegentreffer. Seitdem war er beim SVCN nicht mehr wegzudenken.
Und wer weiß: Vielleicht kann ja auch der dritte Keeper in dieses Duell eingreifen. Der 32-jährige Tom Schmidt war Profi bei Hannover 96 und Arminia Bielefeld, wo er sich jedoch nicht durchsetzen konnte. Auch er besitzt Regionalliga-Erfahrung und heuerte im Winter nach fünfjähriger Pause beim ETSV Hamburg an.
Neuzugang Marcel Andrijanic spielte einst gegen Bayern München
Neben Clasen und Schmidt bleibt nur eine Handvoll an Spielern aus dem bisherigen Kader, darunter auch der frühere Bergedorfer und Curslacker Torjäger Jan Landau. „Er erlebt gerade seinen siebten Frühling“, schwärmt Huremovic über den 33-Jährigen. Der „Königstransfer“ unter den Neuzugängen dürfte Marcel Andrijanic sein. Er bringt nicht nur die Erfahrung von über 200 Regionalliga-Spielen mit, sondern gehörte auch mal zum Kader des FC St. Pauli, für den er sowohl 2012 im DFB-Pokal (3:0 beim Offenburger FV) als auch 2013 in der 2. Bundesliga (3:1 gegen 1860 München) zum Einsatz kam.
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Sein größtes Spiel machte Andrijanic am 18. August 2018 für den SV Drochtersen/Assel. Mit dem niedersächsischen Regionalligisten traf er in der ersten Runde des DFB-Pokals auf Bayern München, das mit allen Stars anreiste. Manuel Neuer, Thomas Müller, Arjen Robben, Franck Ribéry, Robert Lewandowski, Jerome Boateng, Joshua Kimmich und Co. gewannen durch ein spätes Tor von Lewandowski glücklich mit 1:0. Andrijanic verfehlte auf der Gegenseite das Gehäuse von Neuer nur knapp.
Die ETSV-Neuzugänge im Überblick: Fünf kommen vom SC Victoria
Beim ETSV Hamburg soll der ehemalige Profi, der zuletzt beim SSV Jeddeloh II in der Regionalliga gespielt hat, nun auf der „Sechs“ zusammen mit Kusi Kwame das Spiel machen. Das dürfte das beste defensive Mittelfeld werden, das es in der Fußball-Oberliga zu bestaunen gibt.
Die ETSV-Neuzugänge: Tor: Gianluca Babuschkin (SVCN); Abwehr: Yannick Siemsen (SC Victoria), Jan Kämpfer (SC Victoria), Leon Mundhenk (Concordia), Lesley Karschau (SC Victoria), Hamajak Bojadgian (Eintracht Norderstedt); Mittelfeld: Marcel Andrijanic (SSV Jeddeloh II), Alexandar Mucunski (Buchholz 08), Vedat Düzgüner (Concordia), André Monteiro Branco (SC Victoria), Vincent Boock (SC Victoria); Sturm: Fabio Parduhn (Heeslinger SC)