Tatenberg. Ein nie dagewesenes Binnenhochwasser bedrohte den Bezirk Bergedorf im Februar. Wie es um den Bau von Schöpfwerken steht.
Dass uns mal der Wind kräftig um die Ohren weht, sind wir im Norden gewöhnt. Doch was da im Februar auf uns zuraste, das versetzte selbst hartgesottene Nordlichter in Angst. Extreme Orkanböen ließ Sturmtief Zeynep vom Mittag des 18. Februar bis zum nächsten Morgen über das Land fegen, der Deutsche Wetterdienst warnte davor, das Haus zu verlassen. Die Bergedorfer Einsatzkräfte waren in Alarmbereitschaft – und sollten in den folgenden Tagen kaum noch eine ruhige Minute finden. Denn das Sturmtief war nur der Auftakt einer gefährlichen, die es an Dove- und Gose-Elbe, an Serrahn und Schleusengraben so noch nie gegeben hatte.
Die Konstellation aus ergiebigen Regenfällen mit gleichzeitig mehreren aufeinander folgenden Sturmfluten hatten dem Bezirk Bergedorf ein bis dahin ungekanntes Binnenhochwasser beschert. Wassermassen drückten aus dem Sachsenwald über die Bille nach Bergedorf hinein. Das Hauptsiel in Tatenberg wurde auf Handbetrieb umgeschaltet, um so viel Wasser wie möglich aus dem Landgebiet in die Stromelbe abzuleiten – wo allerdings auch ein hoher Wasserstand herrschte. Mehr als 8200 Sandsäcke wurden verteilt.
Gebäude geflutet, Trinkwasserleitungen drohen zu brechen
Am Abend des 21. Februar stiegen die Pegelstände wieder halbstündlich um zwei Zentimeter. Der Deich am Schleusengraben war zu diesem Zeitpunkt bereits durchweicht, sodass es Überlegungen gab, das Wohngebiet im Bereich Schleusenhörn zu evakuieren.
Am folgenden Vormittag stand ein Gebäude von Hamburg Wasser nahe der Autobahn 25 unter Wasser. Trinkwasserleitungen schwammen auf und drohten zu brechen. Ein Viertel der Hamburger Trinkwasserversorgung wäre davon betroffen gewesen.
Hochleistungspumpen und 550 Helfer gegen drohende Katastrophe
Gut vier Stunden später war dort die Gefahr gebannt. Und auch an Dove- und Gose-Elbe entspannte sich die Lage allmählich durch den Einsatz von Hochleistungspumpen und dem Engagement von Haupt- und Ehrenamtlichen: Der Katastrophendienststab im Bergedorer Rathauskeller war tagelang im Einsatz. Insgesamt halfen 550 Mitarbeiter von Bezirksamt und Berufsfeuerwehr sowie Angehörige von Freiwilliger Feuerwehr, THW, DLRG, Deichverband, um eine Katastrophe zu verhindern.
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Es grenzte fast an ein Wunder, dass bis auf ein paar überflutete Gärten und vollgelaufene Garagen nichts Schlimmeres passierte. Und es verdeutlichte die Dringlichkeit von Schöpferwerken. Der Bau von drei Schöpfwerken an der Stromelbe ist bereits seit Jahren geplant, die Realisierung scheiterte jedoch bislang am Ankauf von Grundstücken in Neuengamme.
Bau von Schöpfwerken: Federführend ist die Umweltbehörde
Sollte eine Lösung bis zum Frühjahr 2023 nicht gefunden sein, müsste man auch andere Planungsvarianten auf städtischem Grund in Betracht ziehen, betonte Bezirksamtsleiterin Cornelia Schmidt-Hoffmann bereits Ende September.
Das Bezirksamt verfolgt den geplanten Bau mit Hochdruck. Die Federführung liegt allerdings bei der Umweltbehörde (Bukea). Im Dezember sollte ein Referent im Regionalausschuss zum aktuellen Sachstand referieren – und fehlte unentschuldigt. In die nächste Sitzung am 17. Januar ist daher erneut ein Referent der Bukea geladen.