Bergedorf. Das Bauprojekt zum Hochwasserschutz in Bergedorf verzögert sich seit Jahren. Woran das liegt und was die Politik nun fordert.

Beinahe neun Jahre sind vergangen, seit im Regionalausschuss der Bergedorfer Bezirksversammlung das erste Mal vom Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) der Plan vorgestellt wurde, an der Stromelbe drei Schöpfwerke zu bauen. Doch anstatt wie damals im Jahr 2016 geplant mit dem Bau zu beginnen, ist bis heute nichts passiert. „Es darf nicht noch mehr Zeit verloren gehen“, sind sich Christdemokrat Jörg Froh sowie Vertreter von FDP, SPD, Grünen und Linken im Regionalausschuss einig.

Denn was in den Vier- und Marschlanden passieren kann, wenn in der Hauptstromelbe eine Sturmflut kommt und es zeitgleich langanhaltende Regenfälle gibt, zeigte sich im Februar dieses Jahres mit voller Wucht: Der Wasserstand der Gose- und Dove-Elbe war stark erhöht, weil die Flüsse nicht in die Stromelbe entwässert werden konnten und zugleich auch noch viel Regen und Wasser aus der Bille aufnehmen mussten.

Hochwasserschutz Bergedorf: Geld für Planung und Bau im Haushalt berücksichtigen

„Durch das engagierte Handeln des Bezirksamtes in enger Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden und vielen freiwilligen Helfern konnten größere Schäden und eine Katastrophe verhindert werden“, sind die Fraktionen überzeugt, die nun einen interfraktionellen Antrag zum Binnenhochwasserschutz im Regionalausschuss auf den Weg gebracht haben. Denn die Beinahe-Überflutung des Landgebiets habe die dringende Notwendigkeit aufgezeigt, dass die geplanten drei Schöpfwerke entlang der Stromelbe sofort gebaut werden müssen, so die Fraktionen.

Gescheitert ist der Bau bislang am missglückten Ankauf von Grundstücken in Neuengamme. Dort soll das größte der drei Schöpfwerke entstehen. Zwei kleinere sind in Zollenspieker sowie in Neudorf geplant. Aus wasserwirtschaftlicher Sicht basiere das Gesamtkonzept zum Binnenhochwasserschutz der Vier- und Marschlande laut der Planer allerdings auf dem größten Schöpfwerk in Neuengamme als wichtigesten Baustein. Von einem vorgezogenen Bau der kleineren Schöpfwerke wurde daher Abstand genommen.

Regionalausschuss erwartet, dass die nötigen Grundstücke angekauft werden

Nachdem der Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen (LIG) bei den Grundstücksverhandlungen scheiterte, hatte die Umweltbehörde (Bukea) die Verhandlungen übertragen bekommen. Die Mitglieder des Regionalausschusses, die sich seit mehr als zehn Jahren überparteilich für die geplanten Schöpfwerke einsetzen, erwarten, dass die nötigen Grundstücksankäufe in Kürze abgeschlossen werden.

Um aber auch die nötigen finanziellen Mittel für die weitere Planung und den Bau der Schöpfwerke sicherzustellen, müssten diese im Hamburger Haushalt 2023/24 eingeplant und gesichert werden, betonen die Fraktionen. Laut Antragsbeschluss soll Bezirksamtsleiterin Cornelia Schmidt-Hoffmann nun umgehend auf die zuständigen Behörden zugehen. In der Dezembersitzung des Regionalausschusses soll die Bukea dazu berichten.

Bergedorfer Verwaltung wird ein sehr wachsames Auge auf die Verhandlungen haben

Auch wenn die Entscheidungshoheit nicht im Bezirk liegt, wird die Bergedorfer Verwaltung ein sehr wachsames Auge auf den Fortgang der Verhandlungen haben: Sollte eine Lösung auch im kommenden Frühjahr nicht gefunden sein, müsse man auch andere Planungsvarianten auf städtischem Grund in Betracht ziehen, betonte Bezirksamtsleiterin Cornelia Schmidt-Hoffmann vor eineinhalb Wochen bei einem Gesprächsabend mit Bürgerinnen und Bürgern in der Wein- und Friesenstube.