Wohltorf. Warum vor der Hallenhockeypartie der Ukrainerinnen vom MSC Sumchanka beim TTK Sachsenwald Tränen flossen.
Erfolgserlebnisse waren für die Hockeyspielerinnen des TTK Sachsenwald zuletzt rar gesät. Das lag nicht unbedingt an den Wohltorferinnen selbst, es war vielmehr die Tücke des Spielplans, die dem Team von Trainer Magnus Meyer-Tauffmann einen Streich spielte. Gleich in den ersten vier Wochen der neuen Saison in der Hallenhockey-Regionalliga geht es für die Wohltorferinnen nämlich gegen sämtliche 2. Mannschaften der Staffel: den Club an der Alster II, Harvestehuder THC II und Uhlenhorster HC II.
Die jedoch können sich, solange die Bundesliga-Saison noch nicht begonnen hat, nach Herzenslust bei ihren 1. Mannschaften bedienen. So lief zum Saisonstart für den Club an der Alster II mit Anne Schröder eine langjährige Nationalspielerin auf, die schon 2016 Bronze bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro gewann und 2018 Hallenhockey-Weltmeisterin wurde. Schröder spielte die bedauernswerten Wohltorferinnen nach Herzenslust schwindelig. „Das Spiel kann man im Grund genommen gar nicht zählen“, sagt Meyer-Tauffmann. Schreiben wir also einmal kurz das Endergebnis – 2:18 – hin und vergessen das Ganze schnell wieder.
In Überzahl das entscheidende Gegentor kassiert
Flott vorgespult zum nächsten Spiel, bei dem es die TTK-Damen nun am vergangenen Wochenende in eigener Halle mit dem Harvestehuder THC II zu tun bekamen. Wieder ein Bundesliga-Club, noch immer läuft die Saison im Oberhaus nicht, doch dieses Mal war es eine ganz andere Geschichte. Denn die Wohltorferinnen gingen beherzt zu Werke, glichen einen frühen 0:2-Rückstand zum 2:2 aus und gingen in Überzahl in die letzten Minuten der Partie. Was sollte jetzt schon noch groß passieren? Offenbar eine ganze Menge. „Ja, da haben wir uns dann wohl ein bisschen zu früh gefeiert“, bedauerte Meyer-Tauffmann. In Unterzahl traf Harvestehude vom Anstoß weg zum 3:2. Danach waren die Gastgeberinnen so von der Rolle, dass sie auch noch das Tor zum 2:4-Endstand kassierten.
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Dumm gelaufen also. Doch die Art und Weise, wie sich die TTK-Frauen gegen den HTHC präsentiert haben, sollte Mut machen für die kommenden drei Heimspiele gegen den Marienthaler THC (27. November/14.30 Uhr/Am Tonteich), den UHC Hamburg II (4. Dezember) und den Braunschweiger THC (11. Dezember).
TTK-Herren starten am Sonntag in die 2. Hallenhockey-Bundesliga
Die gute Nachricht: Die Bundesliga legt nun auch los, obwohl im Dezember bereits die Hallen-Europameisterschaft in der Alsterdorfer Sporthalle ansteht. Das bedeutet nicht nur, dass die Wettkampfverzerrung in der Regionalliga ein Ende hat. Es heißt auch, dass nun auch die TTK-Herren in der 2. Bundesliga mitmischen. Sie starten am 27. November ebenfalls mit einem Heimspiel gegen Marienthal (17 Uhr). Es gibt also ein Doppelprogramm am Tonteich.
Den emotionalen Höhepunkt der Winterrunde haben die TTK-Frauen derweil bereits hinter sich. Für vier Wochen ist in Wohltorf der MSC Sumchanka zu Gast, gleichbedeutend mit der ukrainischen Nationalmannschaft. Zur Begrüßung gab es vor rappelvoller Halle ein Testspiel gegen die TTK-Frauen, das Sumchanka mit 7:1 gewann. „Es war zu merken, dass meine Spielerinnen schon etwas aufgeregt waren“, hat Meyer-Tauffmann beobachtet. „Dabei war es interessant zu sehen, dass wir die Geschwindigkeit von Sumchanka durchaus mitgehen können. Nur vor dem gegnerischen Tor sind die einfach eiskalt.“
Bei der ukrainischen Nationalhymne flossen die Tränen
Das war dem Anstoß noch ganz anders gewesen. „Als vor der Partie die ukrainische Nationalhymne gespielt wurde, standen den Spielerinnen die Tränen in den Augen“, erzählt Meyer-Tauffmann. Einige Akteurinnen von Sumchanka waren nach Ausbruch des Krieges nach Deutschland, Italien und England geflohen, andere kamen direkt aus Sumy im Osten der Ukraine, wo das Team beheimatet ist, etwa 50 Kilometer von der russischen Grenze entfernt.
Auch die mitgereiste U21 kam direkt aus der Ukraine. Die Abreise fiel zusammen mit einer russischen Offensive. „Sie haben aus dem Bus heraus gefilmt, wie etwa einen Kilometer entfernt eine Bombe einschlug“, schildert Meyer-Tauffmann. So wurde allen noch einmal schlagartig bewusst, in welchen Zeiten wir leben. Aber vielleicht macht ja gerade das die völkerverbindende Kraft des Sports so wertvoll.