Hamburg. Verbandspräsident Kröger aus Kirchwerder fordert Angleichung an norddeutsche Nachbarländer. Senator reagiert. Kurzfristige Sitzung.
Der Frühling ist da – und die Hamburger Produzenten von Blumen und Pflanzen sind fassungslos: „Um ganz Hamburg herum ist der gärtnerische Facheinzelhandel bereits geöffnet oder es besteht eine konkrete Öffnungsperspektive. Nur in Hamburg stehen Blumenläden, Gärtnereien und Gartencenter mit leeren Händen da“, klagt Andreas Kröger.
Der Gärtnermeister aus Kirchwerder ist seit 2018 Präsident des Wirtschaftsverband Gartenbau Norddeutschland und wendet sich in dieser Funktion nun vor der Sitzung am Dienstag an den Hamburger Senat.
Gartenbauverband fordert in Brandbrief schnelle Öffnung für Pflanzenverkauf
„Wir fordern gemeinsam mit dem Hamburger Blumengroßmarkt – eine der wichtigsten Drehscheiben des Blumen- und Pflanzenhandels in Deutschland – vom Senat, einen gemeinsamen norddeutschen Weg für Blumen und Pflanzen als verderbliche Saisonware und Kulturgut zu gehen“, schreibt Kröger in einem Brandbrief.
Während in Niedersachsen die Blumenläden und Gartencenter seit 13. Februar wieder geöffnet sind, folgte eine Woche später auch Bremen. Kommenden Montag sollen Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern folgen, wobei in dem nordöstlichen Bundesland die Blumenläden durchgehend geöffnet waren.
Unterstützung kommt von der CDU in Bürgerschaft und Bezirk
„Nachdem alle benachbarten Bundesländer Blumenläden und Gartencenter öffnen, ist es wichtig, dass sich auch Hamburg einer norddeutschen Lösung anschließt. So wird nicht nur die Mobilität innerhalb der Metropolregion reduziert, da die Hamburger Blumen und Pflanzen vor Ort einkaufen können, sondern es wird auch eine massive Wettbewerbsverzerrung verhindert“, sagt CDU-Bürgerschaftsabgeordneter Dennis Gladiator, der seit Wochen gemeinsam mit dem CDU-Bezirksabgeordneten Bernd Capeletti das Gespräch mit Senat, aber auch Bundeswirtschaftsministerium zu dem Thema gesucht hat.
Das Vermeiden einer Wettbewerbsverzerrung sei besonders wichtig, da die Produzenten von Pflanzen und Blumen nicht von den Entschädigungsregelungen umfasst seien, so Gladiator. „Es kann keine Lösung sein, den Verkauf verderblicher Waren zu verbieten und dann nicht einmal für die notwendige Entschädigung zu sorgen“, betont er.
Sorgen vor einem Einkaufstourismus in andere Bundesländer
Ein Einkaufstourismus in andere Bundesländer ließe sich bei dem aktuell einsetzenden Frühlingswetter nicht mehr bremsen, sagt Andreas Kröger. Denn der Wunsch nach Blumen und Pflanzen der Verbraucher sei definitiv zu spüren und entlade sich aktuell im Lebensmitteleinzelhandel und Discount mit massiven Sortimentserweiterungen, gegen die niemand einschreite, so Kröger.
„Da werden Schnittblumen und Topfpflanzen mittels weiter Frachtwege herangeschafft, während die kleinen regionalen Unternehmer diese Absatzmärkte nicht bedienen dürfen“, kritisiert Kröger. Millionen von Frühjahrsblühern sind in Hamburger Gewächshäusern für den Absatz fertig und müssen in täglich steigenden Quoten im Kompost entsorgt werden.
Grüne Branche soll wie Friseure zum 1. März öffnen dürfen
Der Verbandspräsident spricht sich dafür aus, dass auch die Hamburger Verkaufsstellen zum 1. März wieder öffnen dürfen. „Der gärtnerische Facheinzelhandel verfügt über Open-Air-Verkaufsbereiche, gut gelüftete Hochglasflächen statt Gedränge im Kassenbereich“, betont Kröger.
Einen Tag vor der Senatssitzung zeigt sich Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (parteilos) offen für eine Perspektive für die grüne Branche. Er werde sich für eine Rückkehr der Hamburger Blumenläden und Gartencenter aus dem Corona-Lockdown einsetzen, sagte er dem NDR.
Hamburg plant bislang nur die bundesweit beschlossene Öffnung der Friseure zum 1. März. Weitere Lockerungen hat der Senat bisher abgelehnt wegen der unsicheren Lage mit Ausbreitung von Virus-Mutationen und angesichts der noch immer hohen Zahl neuer Infektionen.