Hamburg. Politik schlägt Frascatiplatz als Standort vor. Gärtner reagieren skeptisch. Viele haben keine Kapazitäten für einen weiteren Markttag.
Ein Blumenmarkt mitten in Bergedorf, mit Pflanzenprodukten der örtlichen Betriebe – für diese Idee konnte FDP-Politiker Karsten Schütt seine Kollegen im Wirtschaftsausschuss der Bezirksversammlung gewinnen. Schütt reagierte mit seinem Vorschlag auf einen Bericht unserer Zeitung über die Absatz-Probleme zahlreicher Gartenbaubetriebe auf dem Großmarkt, weil die Blumengeschäfte im Einzelhandel coronabedingt geschlossen sind und nur auf Vorbestellung Ware an der Tür herausgeben dürfen.
„Wenn die Absatzmöglichkeiten weiter extrem eingeschränkt bleiben, ist mit dem Verlust ganzer Sätze von saisonalen Pflanzen wie derzeit Primeln und Stiefmütterchen zu rechnen“, begründete Schütt seinen Vorstoß. Dies werde viele Betriebe in eine existenzbedrohende Lage bringen. Er wollte von der Verwaltung wissen, ob es möglich sei, kurzfristig einen Blumenmarkt auf dem Frascatiplatz einzurichten.
Blumenmarkt in Bergedorf - Rettung für örtliche Betriebe?
„Wenn die Erzeuger sich einen Veranstalter suchen, kann der gern so etwas bei uns beantragen“, erklärte Cathrin Bröcker. Die Leiterin des Amtes für Verbraucherschutz, Gewerbe und Umwelt regte als Standort den Wendehammer der Johann-Meyer-Straße an der Lohbrügger S-Bahnhof-Seite an, da der Frascatiplatz werktags als Parkplatz genutzt werde. Bernd Capeletti und Lars Dietrich (beide CDU) forderten das Bezirksamt auf, selbst einen Blumenmarkt ins Leben zu rufen: „Können die interessierten Gartenbaubetriebe sich nicht direkt ans Gewerbeamt wenden?“
Bei den Erzeugern selbst hält sich die Begeisterung allerdings eher in Grenzen. „Das ist sicher nett gemeint und wäre jetzt zum Valentinstag eine schöne Sache gewesen“, sagt Andreas Kröger aus Kirchwerder, Präsident des Wirtschaftsverbands Gartenbau (WVG Nord) mit Sitz in Moorfleet. „Aber den Kollegen auf dem Großmarkt hilft das nicht weiter. Und die Selbstvermarkter auf den Wochenmärkten machen derzeit gute Geschäfte.“
Gefahr: Großmarkt-Stammkunden könnten verloren gehen
Gartenbauer Wilfried Harden aus Kirchwerder kann das bestätigen: „Selbst wenn ich auf dem Großmarkt jetzt nur 20 Prozent des normalen Umsatz mache, kann ich dort doch nicht weg, um in Bergedorf ein paar Primeln zu verkaufen. Dann verliere ich meine Großmarkt-Stammkunden an die Konkurrenz. Und wir sind ein Produktionsbetrieb mit getakteten Abläufen. Wir können keinen zusätzlichen Markttag einschieben.“
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Kollege und Direktvermarkter Michael Bornhöft aus Kirchwerder sieht in einem speziellen Blumenmarkt gar eine Konkurrenz zu den umliegenden Wochenmärkten. „Da läuft es doch jetzt gerade gut.“ Das könne man wohl sagen, meint Kerstin Krause von der Gärtnerei Rieck in Zollenspieker, die gestern auf dem Bergedorfer Wochenmarkt pausenlos verkauft hat. „Einen zusätzlichen Markttag in der Woche, das schaffen wir nicht.“
Für den WVG-Geschäftsführer Dr. Frank Schoppa wäre ein Bergedorfer Blumenmarkt „ein Tropfen auf dem heißen Stein. Wir brauchen schnellstens wieder offenen Einzelhandel – wie in Niedersachsen und in Schleswig-Holstein.“