Hamburg. Corona beschert den Blumen- und Gemüsegärtnern in den Vier- und Marschlanden Schließungen, aber auch eine steigende Nachfrage.

Die Blumengärtner in den Vier- und Marschlanden haben ein bewegtes Jahr hinter sich: Die Corona-Krise bescherte ihnen Tiefen und Höhen. Seit Mittwoch sind die Blumengeschäfte und Gartenbaucenter geschlossen. Wie schon im ersten Lockdown im Frühjahr werden die Gärtner einen Großteil ihrer Pflanzen deshalb nicht mehr los. Damals wurde das Verkaufsverbot allerdings nach wenigen Tagen wieder aufgehoben. Damit rechnen die Gartenbauer diesmal nicht.

Deshalb verkaufen viele Gärtner ihr Sortiment vor den Geschäften, an der frischen Luft, „to go“ (wir berichteten). Auch Gemüsegärtner nutzen diese Ausweichmöglichkeit. Damit könne zumindest ein Teil des Verdienstausfalls aufgefangen werden, meint Andreas Kröger. Der ­56-jährige Gärtnermeister betreibt in Kirchwerder einen Zierpflanzenbetrieb. Kröger ist zudem Präsident des Hamburger Gartenbau-Landesverbands und des Wirtschaftsverbands Gartenbau Norddeutschland (WVG-Nord), in dem fünf Bundesländer zusammengefasst sind.

Ein Jahr mit Höhen und Tiefen für die Gartenbauer im Landgebiet

Im benachbarten Mecklenburg-Vorpommern dürfen die Blumenläden weiter öffnen. „Das wird in Hamburg als ungerecht empfunden“, sagt Kröger und mahnt. „Wir hätten uns ein einheitliches Vorgehen gewünscht, auch weil das jetzt zu Kauf-Tourismus führen kann.“ Große Einbußen hätten die Gemüsegärtner, die die Gastronomie beliefern. Entschädigungszahlungen seien den Gärtnern jedoch „auf allen Ebenen“ zugesagt worden. „Sie müssen aber schnell gezahlt werden, denn die Heizkosten für die Gewächshäuser sind hoch und die meisten Pflanzen werden im ersten Quartal eines Jahres angeschafft.“ Die Firmeninhaber könnten auch nicht ihre Mitarbeiter in die Kurzarbeit schicken: „Sie müssen die Kulturen in Schuss halten.“

Kröger freut sich, dass der Gartenbau eine neue Wertschätzung genieße: „Unsere Produkte bieten den Menschen Trost.“ Entsprechend sei das Geschäft besser als in den Vorjahren gelaufen. „Gartencenter und Blumenläden konnten einige Male nicht ausreichend beliefert werden, so groß war die Nachfrage.“ Das Wetter sei von Frühjahr bis Herbst optimal für die Gartenarbeit gewesen, die Hobbygärtner hatten coronabedingt viel Zeit und auch mehr Geld zur Verfügung, da sie weniger gereist und ausgegangen sind. „Die Leute haben dreimal gepflanzt – im Frühjahr, Sommer und Herbst. Außerdem wollten und wollen es sich die Menschen in ihren eigenen vier Wänden schön machen.“ Hinzu käme, dass – vor allem beim Gemüse, aber auch bei Blumen – Regionalität immer gefragter sei.

Nur Direktvermarkter setzen noch auf Vielfalt

Allein in Hamburg gibt es rund 400 Blumen-, Gemüse- und Friedhofsgärtner – fast alle in den ­­­
Vier- und Marschlanden. Ihre Zahl sinkt jedoch kontinuierlich. Vor einigen Jahrzehnten gab es weit über 1000 Betriebe. An der Flächenbewirtschaftung ändere sich hingegen wenig, berichtet Kröger, weil immer weniger Gärtner über immer größere Flächen verfügten. „Die Direktvermarkter, die etwa auf dem Wochenmarkt verkaufen, setzen auf Vielfalt, doch die anderen sind auf wenige Kulturen spezialisiert, um weiterhin mithalten zu können.“

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Unabhängig vom Überbrückungsgeld, das gezahlt werden soll, um die Corona-Krise zu überstehen, werde es für die Gärtner wohl weitere Wirtschaftshilfen geben, meint Kröger. Der WVG-Präsident plädiert dafür, das Geld in Klimaschutzmaßnahmen in den Gärtnereien zu investieren. Es sei wichtig, beispielsweise den Kohlendioxid-Ausstoß bei Heizanlagen zu reduzieren. „Schließlich sind wir Gärtner vom Klimawandel auch beruflich betroffen“, sagt Kröger. Nachhaltiges Wirtschaften sei grundsätzlich wichtig: „Wir haben, wie jeder andere Mensch auch, eine Verantwortung gegenüber dem Rest der Welt und gegenüber den kommenden Generationen.“