Dassendorf. „Die Nummer eins der Stadt sind wir“, schallte es über die Barkasse, auf der die Mannschaft des TuS Dassendorf unterwegs war.
Dass Jean-Pierre Richter während der Spiele seiner Fußballer der TuS Dassendorf mal so richtig laut wird, kommt selten vor. Auch ist der Trainer des Oberliga-Meisters bisher nicht durch großes Rumgehampel an der Seitenlinie aufgefallen. Doch der 35-Jährige hat auch ein anderes Gesicht. Das Gesicht eines „Feierbiestes“, um es mit den Worten des früheren Bundesliga-Coaches Louis van Gaal zu sagen. Als die TuS am Sonnabendnachmittag ihren Titelgewinn mit einer Barkassenfahrt von Bergedorf in den Hamburger Hafen feierte, gab Richter den Einpeitscher.
Die von den Dassendorfern gecharterte „Serrahn Deern“ der Bergedorfer Schifffahrtslinie passierte gerade ein riesiges an einem Terminal liegendes Containerschiff, als der Coach sich ein Megafon schnappte und mit Inbrunst hinein brüllte: „Die Nummer eins der Stadt sind wir!“ Hernach zeigte sich Jonny, wie der Trainer gerufen wird, auch beim Mitsingen von deutschen Partyhits sehr textsicher, bevor die Barkasse nach vierstündiger Fahrt am Anleger Sandtorhöft ihr Ziel erreichte.
Stimmung der TuS Dassendorf war ausgelassen
Nach zwei Jahren, in denen die Dassendorfer „Seebären“ coronabedingt auf ihre traditionelle Meisterschafts-Sause auf dem Wasser hatten verzichten müssen, war die Stimmung an Bord nun umso ausgelassener. Daran änderte auch die 2:3-Pleite am Vorabend im letzten Saisonspiel gegen den Niendorfer TSV nichts. Nach der Partie wurde den TuS-Kickern vom Hamburger Fußball-Verband die Meisterschale übergeben. Sie wurde am Tag darauf an Deck der „Serrahn Deern“ immer wieder stolz in die Höhe gehalten.
TuS-Sportchef Jan Schönteich betonte in einer sehr emotionalen Rede an Bord noch einmal, dass es trotz der großzügigen Unterstützung von Mäzen Michael Funk („Ohne dich wäre das hier alles nicht möglich“) keine Selbstverständlichkeit sei, dass der Meister – mit Ausnahme von 2019 – nun seit 2014 regelmäßig aus dem „schönsten Dorf“ komme. „Wir sind stolz darauf, dass wir die Nummer eins der Stadt sind“, sagte Schönteich.
Abgänge und Neuzugänge
Mit einem Kloß im Hals verabschiedete der Sportchef den langjährigen Verteidiger Marcel Lenz (Karriere-Ende) sowie die weiteren Abgänge Julian Barkmann (Altona 93), Florian Klein (ETSV Hamburg) und Dennis Bergmann (SC Victoria). Zudem verriet er, dass die TuS neben Keeper Sebastian Kalk vom Bramfelder SV, dessen Verpflichtung bereits lange feststand, sich nun auch die Dienste von Ex-Profi Jordan Brown (Eintracht Norderstedt) sowie Oliver Doege (SV Curslack-Neuengamme) gesichert hat. Zudem wird Linus Feldpausch aus dem eigenen Kreisliga-Team in den Oberliga-Kader aufrücken.
Hinzu kommen mit den langzeitverletzten Maximilian Dittrich und Tom Muhlack zwei „gefühlte“ Neuzugänge, sodass die TuS für die kommende Saison bestens aufgestellt scheint. Allerdings, so sagte Schönteich mit Blick auf den schon recht hohen Altersdurchschnitt des Teams, werde es in den kommenden Jahren weitere Verabschiedungen von verdienten Spielern geben müssen. Das Gesicht der Mannschaft wird sich also ändern. Die traditionelle Meister-Sause auf dem Wasser soll es aber auch in den kommenden Jahren wieder geben.
Torfolge gegen Niendorf: 0:1, Daniel Brückner (21./Foulelfmeter), 0:2 Daniel Brückner 27./Foulelfmeter), 1:2 Sven Möller (44./Strafstoß), 2:2 Mattia Maggio (47.), 2:3 Lennart Merkle (80.) TuS: Gruhne - Ahlschwede, K. Carolus (67. Aust), Sowah - Dettmann (83. Lenz), Strömer (77. M. Möller), R. Carolus, D. Bergmann (67. Kleine), S. Möller - Maggio, Kurczynski (83. Buchholz)