Schwarzenbek. Die Nachwuchsarbeit des TSV Schwarzenbek ist einmalig in Deutschland und bringt viele Talente hervor. Nun gibt es ein Problem.
Dass dieser Junge etwas Besonderes hatte, fiel Mirsad Fazlic sofort ins Auge. Vor sechs Jahren weilte der Tischtennis-Trainer des TSV Schwarzenbek beim „Tag des Talents“ in Boostedt. Rund 100 Kinder zeigten dort ihr Können, doch der sechsjährige Luke Jalaß stach heraus. „Er ist mir sofort aufgefallen“, erinnert sich Fazlic. „Er hatte nicht nur sehr viel Ballgefühl, sondern auch einen besonderen Blick für das Spiel. Er beobachtete den Ball ganz anders als die anderen Kinder.“
Heute ist Luke Jalaß zwölf Jahre alt, gehört zum Kader der Jugend-Nationalmannschaft und ist bereits für die U13-Europameisterschaften in Straßburg nominiert. Seit zwei Jahren trainiert er fünfmal pro Woche bei Fazlic im Landes-Leistungszentrum Schwarzenbek. Das bedeutet viel Fahrerei für die Familie, die in Stockelsdorf (bei Lübeck) wohnt. Doch es lohnt sich: Gerade wurde Luke Jalaß mit der U15-Schülermannschaft des TSV Schwarzenbek deutscher Meister. Dabei stellt der Zwölfjährige einmal mehr sein Talent unter Beweis: Bei den Titelkämpfen in Kenzingen (Baden-Württemberg) gewann Luke Jalaß alle seine sieben Einzel und gab dabei nur zwei Sätze ab.
TSV Schwarzenbek: Ein Linkshänder, ein Taktik-Fuchs und ein Technik-Freak
Neben dem Schwarzenbeker Ausnahme-Talent gehörten auch der 13-jährige Leon Rosenauer sowie die beiden 15-jährigen Jonas Kamin und Luca Pascal Wagner zu dem erfolgreichen TSV-Team. „Leon ist unsere linke Pfote“, schmunzelt Fazlic. „Einen Linkshänder in der Mannschaft zu haben, ist sehr wertvoll, denn es bringt ein gewisses Überraschungsmoment hinein.“ Leon Rosenauer stammt aus Ahrensburg, hat beim SSC Hagen das Tischtennisspielen gelernt und ist seit einem Jahr nun in der Leistungsgruppe des TSV Schwarzenbek aktiv.
Jonas Kamin und Luca Pascal Wagner sind beide vor drei Jahren von Elmenhorst (bei Bargteheide) in die Europastadt gewechselt. „Jonas’ Vater sagte damals ganz stolz zu mir, sein Sohn habe eine 20:0-Bilanz in der Liga“, erinnert sich Fazlic. „Da habe ich geantwortet: ,Das ist schlecht. Dann ist er unterfordert.’“ In Schwarzenbek besteht diese Gefahr kaum, denn die jungen Talente trainieren regelmäßig mit den 3. Bundesliga-Herren. „Jonas ist unser Technik-Freak“, schildert Fazlic. „Er übt von allen am meisten, arbeitet wie besessen an seiner Technik. Luca Pascal hingegen ist unser Taktik-Fuchs. Er macht sich Gedanken über jedes Detail des Spiels.“
Fazlic: „Wir setzen auf die Jugend von Anfang an.“
Die hohe Trainingsfrequenz stellt der TSV Schwarzenbek über den hauptamtlichen Trainer Fazlic, der je zur Hälfte beim TSV und beim Landesverband angestellt ist, sowie über Honorarkräfte sicher. Die ganze Abteilung hält zusammen. „Wir sind vielleicht nicht immer einer Meinung, aber wir leben alle den Tischtennis-Sport“, beschreibt Fazlic die besondere Chemie.
Der Aufwand lohnt sich. So sind Eigengewächse wie Moritz und Frederik Spreckelsen Leistungsträger bei den 3. Bundesliga-Herren. Die Regionalliga-Damen kommen ohnehin praktisch alle aus dem eigenen Verein. Während die Konkurrenz teure Asse aus dem Ausland zu den Ligaspielen einfliegen lässt, hat der TSV so etwas nur selten nötig. „Wir setzen auf die Jugend von Anfang an“, betont Fazlic. Den Klassenerhalt haben die Teams trotzdem ganz locker geschafft.
LMT als Hauptsponsor zieht sich zurück. Was nun?
Doch nun ist das Konstrukt gefährdet, denn die LMT Group, die die Tischtennis-Abteilung seit Jahren als Hauptsponsor unterstützt, will sich umorientieren. Sie will in einer Kooperation mit dem TSV Schwarzenbek künftig sportartenübergreifend junge Talente fördern, sich dabei aber nicht mehr nur allein auf den Tischtennis-Sport fokussieren. „Der Gesamtverein muss nun identifizieren, was er künftig mit dem Geld fördern will“, betont TSV-Abteilungsleiter Achim Spreckelsen. Zum Sommer hat die LMT Group ihren Rückzug als Hauptsponsor der TSV-Tischtennis-Abteilung angekündigt. Das reißt ein fünfstelliges Loch in den Etat. Die Suche nach einem neuen Geldgeber ist schwierig. „Ein Jahr können wir finanziell überbrücken. Die kommende Saison ist also gesichert“, betont Fazlic. „Danach muss man sehen, wie es weitergeht.“
Bilanz des TSV im Jugendbereich sucht ihresgleichen
Mit ihrer erfolgreichen Jugendarbeit dürfte die Tischtennis-Abteilung aber auch weiterhin gute Argumente besitzen, um Geldgeber zu überzeugen. Sechs deutsche Meistertitel holte der TSV-Nachwuchs in den vergangenen Jahren – so viele wie kein anderer Verein. Und er ist dabei, auch das ist ein Novum, sowohl bei den Jungen als auch bei den Mädchen erfolgreich. So gewannen die U18-Mädchen vor Wochenfrist Bronze bei den deutschen Meisterschaften. „Tischtennis ist ein schöner Sport“, sinniert Fazlic, „und am Ende gewinnt der TSV Schwarzenbek.“